Klaus Peter Synnatzschke
Im Gespräch über einen Ort steht meistens am Beginn die Frage nach der Einwohnerzahl. Die für die folgende Darstellung (Diagramm 1) verwendeten Einwohnerzahlen wurden den am Ende genannten Quellen entnommen.
Diagramm 1. Die Veränderung der Einwohnerzahlen von Sandersdorf im Zeitraum 1818 bis 2000
Die Dynamik der Einwohnerzahlen unterliegt vielen
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kommunalen Einflüssen
und ist deshalb schwer durchschaubar. Letztlich ist
entscheidend, wie ein Ort von den darin wohnenden Menschen
angenommen wird.
Die im folgenden Kommentar aufgeführten
Ereignisse können die Veränderungen der Einwohnerzahlen
beeinflusst haben, es sind aber nicht die einzigen Gründe.
Ab 1870 steigt die Einwohnerzahl in den nächsten Jahrzehnten stetig, wellenförmig an. Die Braunkohlengrube "Richard" ist bereits in Betrieb, für die Erschließung weiterer Gruben und den Aufbau chemischer Werke, teils auf Sandersdorfer Flur, ziehen Arbeitskräfte von außerhalb zu.
In die Zeit 1946 – 1981, die Einwohnerzahlen verlaufen unstetig, fallen folgende Ereignisse:
Am Ende dieser Entwicklung erreicht Sandersdorf 1981 seine bisher größte Einwohnerzahl von 8943. Von da ab geht es stetig, leicht wellenförmig, abwärts.
Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze ist ab 1989 eine abfallende "Delle" (Diagramm 1) erkennbar.
Ab 1994 steigen die Einwohnerzahlen wieder leicht an, ruhen sich 1996-1997 kurzzeitig auf einem Niveau von ca. 7300 aus, um anschließend wieder zu fallen.
Die Veränderung der Altersstruktur der Einwohner erfordert den Bedürfnissen angepasste Wohnungen, Kindergärten, Schulen, Altenheime, u. a.. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wachsen viele Kinder, die auch als das Kapital der Gesellschaft bezeichnet werden, in den Familien auf. Immer mehr Einwohner werden über 60 Jahre alt (Bild 1 u.2). Im II. Weltkrieg (1939–1945) hat auch Sandersdorf sehr viele männliche Einwohner verloren (Bild 2).
Bild 1. Bevölkerung in Sandersdorf im Jahr 1852 [5] | Bild 2. Bevölkerung in Sandersdorf im Jahr 1947 [3] |
Die 310 Einwohner des Jahres 1852 sind alle evangelische Christen. |
Von den 7470 Einwohnern sind infolge des II. Weltkrieges
1838 Umsiedler (754 männlich und 1084 weiblich). |
Es werden in Sandersdorf immer weniger Menschen leben und die werden immer älter. Alarmierend ist die Tatsache, dass immer weniger Kinder aufwachen (Bild 3). Auch die Zahlen der letzten Jahre (siehe Fortschreibung) lassen eine dramatische Bevölkerungsentwicklung erwarten.
Bild 3. Bevölkerung in Sandersdorf am 31.12.1999 |
Zum Schluss ergibt sich aus der oben stehenden Darstellung
(Bild 3) die spannende Frage:
Welchen Einfluss werden in naher Zukunft die Altersgruppen auf die Entwicklung
der Einwohnerzahlen in Sandersdorf nehmen?
Fortschreibung:
Alter von ... bis unter ... in Jahren |
1999 | 2000 | 2001 | 2002 |
---|---|---|---|---|
unter 16 | 904 | 826 | 804 | 741 |
16 - 18 | 164 | 155 | 161 | 163 |
18 - 25 | 594 | 597 | 591 | 612 |
25 - 35 | 835 | 762 | 742 | 673 |
35 - 45 | 1063 | 1039 | 1007 | 1004 |
45 - 60 | 1683 | 1617 | 1562 | 1511 |
60 u. mehr | 1719 | 1808 | 1905 | 1994 |
Personen insgesamt | 6962 | 6804 | 6772 | 6698 |
Am 1. Juli 2004 vereinigen sich die Orte Sandersdorf, Renneritz, Zscherndorf, Ramsin und Heideloh zur Gemeinde Sandersdorf. Bei den nun folgenden Zahlen handelt es sich um die Einwohner aller oben genannten Orte.
Alter von ... bis unter ... in Jahren |
1995 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
unter 16 | 1118 | 1015 | 950 | 852 | 836 | ||||
16 - 18 | 270 | 251 | 222 | 220 | 173 | ||||
18 - 25 | 889 | 835 | 801 | 764 | 705 | ||||
25 - 35 | 1105 | 1065 | 995 | 958 | 978 | ||||
35 - 45 | 1573 | 1518 | 1480 | 1425 | 1329 | ||||
45 - 60 | 2321 | 2292 | 2299 | 2305 | 2358 | ||||
60 u. mehr | 2986 | 3039 | 3040 | 3028 | 3061 | ||||
Personen insgesamt | 10720 | 10433 | 10418 | 10353 | 10262 | 10015 | 9787 | 9552 | 9440 |
Diagramm 2. Einwohner der Gemeinde Sandersdorf von 2000 – 2007 [4]
Am 1. Juli 2009 bilden die Gemeinden Sandersdorf, Glebitzsch, Petersroda, Roitzsch und die Stadt Brehna freiwillig die gemeinsame Stadt Sandersdorf–Brehna. Bei den folgenden Zahlen handelt es sich um die Einwohner der Stadt Sandersdorf–Brehna.
Alter von ... bis unter ... in Jahren |
2008 |
---|---|
unter 16 | 1539 |
16 – 18 | 203 |
18 – 25 | 1308 |
25 – 35 | 1633 |
35 – 45 | 2241 |
45 – 60 | 4062 |
60 u. mehr | 5007 |
Personen insgesamt | 15993 |
Alter von ... bis unter ... in Jahren |
2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
unter 6 | 601 | ||||||||||
6 – 15 | 873 | ||||||||||
15 – 25 | 1462 | ||||||||||
25 – 45 | 3761 | ||||||||||
45 – 65 | 5034 | ||||||||||
65 – 75 | 2442 | ||||||||||
75 u. mehr | 1657 | ||||||||||
Personen insgesamt | 15830 |
Diagramm 3. Einwohner der Stadt Sandersdorf–Brehna ab 2008 [4]
Auch in den nächsten Jahren verringert sich der Anteil der Kinder und erhöht sich der Anteil der "Alten" an der Bevölkerung. Die für den Nachwuchs bestimmten Altersgruppen nehmen selbst ab und können bzw. werden das Defizit an Kindern nicht ausgleichen (Diagramm 4). Die mit der Bildung der Stadt Sandersdorf–Brehna hinzugekommenen Einwohner lassen die Tendenz einer Verjüngung der Bevölkerung erkennen (Einwohnerzahl vom 31.12.2008).
Diagramm 4. Die Bevölkerung nach Altersgruppen in der Gemeinde Sandersdorf von 1999 bis 2007 und in der Stadt Sandersdorf–Brehna 2008 [4]
[1] | Rudolph: Die Wirtschaftsgeographie des
Kreises Bitterfeld, Druckerei Carl Meyer, Westerland-Sylt, 1928 |
[2] | Krug, Gustav: Chronik von Sandersdorf
(Kr. Bitterfeld), Druck von Wilhelm Lauffs, Holzweissig-Bitterfeld, 1929 |
[3] | Projekt "Historie von Sandersdorf" (abgeschlossen), Bitterfelder Umweltbibliothek e. V., unveröffentlichte Niederschrift, 2001 |
[4] | Statistisches Landesamt Halle, www.stala.sachsen-anhalt.de www.statistik.sachsen-anhalt.de |
[5] | LHASA, Abt. MER, Rep. C50 Bitterfeld IIIa 267 |
Letzte Änderung: 02. August 2010
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