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Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf

Sanierung hinterlassener Braunkohlengruben

Klaus Peter Synnatzschke

Einleitung

Braunkohle wird aus mehreren Tagebauen in Sandersdorfer Flur im Zeitraum von 1842 – 1951 gefördert. Aus dem abgetragenen Deckgebirge werden Kies, Sand und Ton weiterverarbeitet. Der verbleibende Abraum wird in die ausgekohlten Tagebaue möglichst in Ortsnähe bis auf das ursprüngliche Geländeniveau verkippt und anschließend planiert. Es verbleiben aber offene Gruben, die auch als "Restlöcher" bezeichnet werden. Diese werden durch Grund– und Niederschlagswasser geflutet. Um Sandersdorf zeugen davon die entstandenen Gewässer der Gruben "Richard I", "Richard II", Grube "Vergißmeinnicht", die Förstergrube mit Strandbad (früher Tagebau "Stakendorf"), Dreieckgrube (früher Tagebau "Thalheim West"), Grube "Hermine" und Landschaftssee Köckern (früher Tagebau "Köckern") (Bild 1). Ausführlich beschreibt SUDHOFF in [1] den Braunkohlenabbau um Sandersdorf.

  Gewachsene Bodenschicht, unverritzt Friedhof
  Ehemals vom Braunkohlentagebau beanspruchte Fläche ×Friedhof, Bestattungen bis Mitte des 20. Jahrhunderts
  Wald, ehemals vom Braunkohlentagebau beanspruchte Fläche Geflutetes Tagebaurestloch
  Bebaute Fläche Schrebergarten, Gartenanlage

Bild 1. Die Bodennutzung 2007.

Nach dem Ende der Kohleförderung werden einige Gruben von der um Bitterfeld und Wolfen angesiedelten Industrie als Deponie genutzt.
Die ab 1890 um Bitterfeld und Wolfen errichteten chemischen Werke schließen mit den ansässigen Braunkohlenwerken Verträge zur Lieferung von Braunkohle. In diesen Verträgen ist bereits das Verbringen von Produktionsrückständen in die Gruben geregelt. Später werden die chemischen Werke auch Eigentümer der Braunkohlentagebaue und damit der zukünftigen Deponien.

Flüssige und pastöse chemische Produktionsrückstände, die oft sehr giftig sind, werden in die Gruben eingeleitet, ohne dass diese vorher eine ausreichende Basisabdichtung zur Grundwasser führenden Schicht erhalten. Die chemischen Produktionsrückstände werden mit der reichlich in den Kraftwerken anfallenden Asche eingespült und füllen somit die Gruben. Die Asche hat ein hohes Aufnahmevermögen, was die Mobilität von organischen Verbindungen verringert. Über die Langzeitwirkung ist allerdings nichts bekannt. Beständig wird massenhaft anfallender Bauschutt abgekippt und die Kommunen leiten zeitweise Abwasser und Fäkalien ein. Mitte des 20. Jahrhunderts betreibt auch die Deutsche Reichsbahn in den ausgekohlten Braunkohlengruben Schüttstellen für Asche und Schutt von im II. Weltkrieg zerstörten Anlagen.

Eine nicht auf langfristige Sicherheit ausgelegte Entsorgung von Produktionsrückständen sowie veraltete Anlagen und Produktionsverfahren führen zu einer großräumig unkontrollierten Freisetzung von Schadstoffen in Luft, Boden, Oberflächen- und Grundwasser. Die Entwässerung der Kohlenflöze vor deren Abbau im Tagebaubetrieb und der nach Jahrzehnten wieder einsetzende Anstieg des Grundwassers verändern die Strömung des Grundwassers und damit auch die Ausbreitung von Schadstoffen.

Im Rahmen eines "Nationalen Sonderprogramms" werden ab 1990 die kontaminierten Gebiete untersucht, Maßnahmen zur kurzfristigen Gefahrenabwehr und zur nachhaltigen Regeneration eingeleitet. Aufgrund zu hoher Kosten muss zunächst in vielen Fällen auf eine Sanierung verzichtet werden. Sanierung bedeutet hier nicht, dass der vorindustrielle Zustand erreicht wird. Für die Altablagerungen und Deponien in der Sandersdorfer Flur werden die Erkenntnisse in Tabelle 1 dargestellt [2].

Tabelle 1:
Wesentliche Altablagerungen und Deponien im Kreis Bitterfeld — Auszug für
die Sandersdorfer Flur (1994)[2]

Altablagerungen   Volumen    Deponieinhalt  Deponie–      Gefährdungs–   Prioritäts–
und Deponien      [Mio. m³]                 sohle im      pfade          stufe
                                            Grundwasser?

Verspüldeponie       20      Asche, Asbest,     ja        Grundwasser, Luft,  I
Hermine                      Schwermetalle                direkter Kontakt

Deponie Sandersdorf   1      Hausmüll,          ja        Grundwasser        II
                             Industrieabfälle

Bergersche Kiesgrube  0,4    CKW, Phenole,      ja        Grundwasser        II
                             PAK
Deponie Heideloh      0,7    Bauschutt, CKW    nein       Grundwasser        II

CKW   Chlorkohlenwasserstoffe
HCH   Hexachlorcyclohexan
PAK   Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe

Prioritätsstufe
      I           kurzfristiger Handlungsbedarf
     II           mittelfristiger Handlungsbedarf

Auf der "Fasanenkippe" (Gruben "Antonie", "Marie" und "Louise") [3, Bild 3] wird erst 1995 die nicht mehr betriebene Deponie untersucht. Von der nachgewiesenen Kontamination mit HCH geht eine große Gefährdung aus.

1992 wird im zuletzt nahe Sandersdorf betriebenen Tagebau "Köckern" die Förderung eingestellt. Mit dem Abschalten der Pumpen in den Filterbrunnen gegen Ende des Jahres 1993 wird auch die Entwässerung beendet. Überall steigt das Grundwasser durch den natürlichen Zufluss ungehindert an. Das steigende Grundwasser lässt auch den Wasserspiegel der Seen in den früheren Tagebauen aufsteigen. Von 1999 – 2007 erhöht sich der Wasserspiegel in den früheren Gruben um die folgend angegebenen Werte:

"Strandbad"1,0 m
"Kühler Grund"1,1 m
"Richard I"1,2 m
"Richard II"1,3 m
"Vergißmeinnicht"1,6 m
"Köckern"0,6 m

Bei den mit trockenem Abraum oder anderem Schüttgut wohl sicher angelegten steileren Böschungen wurde nicht berücksichtigt, dass nach Jahrzehnten das Grundwasser wieder ansteigen wird. Durch veränderte hydraulische Verhältnisse in den Böschungen und Wellenschlag von außen sind sie nicht mehr standsicher (Bild 2). Böschungen drohen abzurutschen und in unmittelbarer Nähe stehende Häuser werden gefährdet. Tiefer liegende Flächen werden überschwemmt (Bild 3).

Bild 2. Abgleitende Asche an der Ost–Böschung der Grube "Stakendorf" im Jahr 2003 Bild 3. Absterbende Bäume auf überschwemmter Fläche an der Grube "Vergißmeinnicht" im Jahr 2002

Mit dem derzeitigen Grundwasseranstieg erhöhen sich die Strömungsgeschwindigkeit und die Wassermengen — Schadstoffe werden mit dem Grundwasser schneller transportiert.

Sanierung

Anfänglich werden die Oberflächen der Gruben von den illegalen Ablagerungen (Hausmüll, Gartenabfälle, Schrott, Bauschutt, Autowracks, Autoreifen u. a.) beräumt. Wenn notwendig, werden die Flächen eingeebnet und Senken verfüllt. Die Flächen mit chemischen Produktionsrückständen (z. B. "Hermine", "Fasanenkippe", u. a.) werden mit Kies– und Sandschichten und Mutterboden so abgedeckt, dass die Gefährdungspfade Boden und Luft (vgl. Tabelle 1) ausreichend gesperrt werden. Auf den mit Kies, Sand und/oder Mutterboden zugedeckten Oberflächen stillgelegter Deponien und Tagebaue siedelt sich schnell eine Pflanzengesellschaft an, zu deren Eigenschaft es gehört, sich im kontinuierlichen Wandel der Sukzession zu verändern. Nachgeholfen wird auch mit dem Einsäen geeigneter Gräser und dem Anpflanzen von Sträuchern.

Aus Kostengründen muss zunächst in vielen Fällen auf eine Sanierung verzichtet werden. Vordergründig wird die Sicherung der Altablagerungen betrieben mit allen Risiken unbekannten Langzeitverhaltens. Dieser "Deckel" auf eine Altablagerung darf nicht darüber hinweg täuschen, dass Probleme in die Zukunft verlagert werden. Deshalb muss man sich immer wieder neuen Wegen der Sanierung stellen, Erkenntnisse gewinnen und weitergeben, damit zukünftige Generationen besser mit diesen Hinterlassenschaften umgehen und leben können. [4] [5]

Der Gefährdungspfad Grundwasser bleibt für die Gruben, in die über Jahrzehnte chemische Produktionsrückstände eingelagert wurden (vgl. Tabelle 1) und die in der Regel keine Basisabdichtung zur Grundwasser führenden Schicht besitzen, für unbestimmte Zeit erhalten. Kontaminiertes Grundwasser kann weiterhin Mensch und Natur gefährden. Deshalb wird ein dichtes Netz von Pegelbrunnen geteuft, um die zeitliche Änderung der Höhe des Grundwasserspiegels messen zu können und die Entnahme von Proben für die Wasseranalyse zu ermöglichen. Aus der zeitlichen Änderung des Grundwasserspiegels lassen sich die Bewegungen der Wassermassen mit den absorbierten Schadstoffen errechnen. Diese Messungen sind hier über ein großes Gebiet über einen langen Zeitraum angelegt.

Die nicht mehr standsicheren steilen Böschungen werden abgetragen und damit der Böschungswinkel verringert. Vor der Böschung wird im Wasser eine Berme (schmale, waagerecht oder wenig geneigte Fläche, die im Tagebau eine Böschung unterbricht) aus grob gebrochenen Natursteinen angeschüttet (Bild 4). Häufig wird hier für diese "Wasserbausteine" Quarzporphyr aus den Steinbrüchen bei Löbejün verwendet. Die Steine setzen sich vor der Böschung in der Sohle fest, sodass die Berme den Fuß der Böschung schützt und stabilisiert. Die Berme wird aufgrund des weiter steigenden Grundwassers bis ca. 2 m über dem Wasserspiegel angeschüttet und mit Kies– und Sandschichten abgedeckt. Auf die abgeflachte Böschung wird Mutterboden aufgetragen und mit Geotextil zum Schutz vor Erosion abgedeckt (Bild 5). Anschließend werden auf die Böschung geeignete Gräser gesät, Sträucher und/oder Bäume gepflanzt.

Bild 4. Aus grob gebrochenen Natursteinen vor der Böschung angeschüttete Berme Bild 5. Geotextil schützt die sanierte Böschung vorerst vor Erosion.

In vorbergbaulicher Zeit führen der "Brödelbach" und der "Landgraben" das überschüssige Wasser im natürlichen Gefälle von der Sandersdorfer Flur zur Fuhne ab. Der "Brödel", der über ein zu gewinnendes Kohleflöz führt, wird überbaggert. Nach der Stilllegung der Braunkohlengruben wird auch die mit viel Energieaufwand betriebene Entwässerung eingestellt. Der Grundwasserspiegel steigt wieder an. Die stillgelegten Braunkohlengruben füllen sich mit Wasser. Überschüssiges Wasser kann wie früher nicht mehr abgeführt werden.

Im Zeitraum 1994/95 wird eine umfangreiche Studie zur Ableitung des Überschusswassers im natürlichen Gefälle erarbeitet. Die Trasse von Grube "Köckern" zum Schachtgraben bei Wolfen (Variante 3) und die Trasse von Grube "Köckern" über die Sandersdorfer Gruben "Stakendorf" (Strandbad), "Hermine" und "Johannes" zum Schachtgraben (Variante 4) sollten eingehender untersucht werden. Damals wird eingeschätzt, dass vor dem Jahr 2002 ein funktionstüchtiges Ableitungssystem nicht fertiggestellt werden kann. [6, S. 103 – 104]

Bis zum Jahr 2007 sind weitgehend die Böschungen der Gruben nach den bisher gesetzten Zielstellungen stabilisiert und saniert worden. Das Ableitungssystem für überschüssiges Wasser ist seither nicht errichtet worden und in der Öffentlichkeit nicht im Gespräch, obwohl dieses letztlich eine in den Gruben erreichbare Höhe des Wasserspiegels festlegen würde. Die in einer bestimmten Höhe über dem heutigen Wasserspiegel angelegten Bermen sollten auch dann ihrer Funktion gerecht werden.

Deponie Sandersdorf

Die Deponie Sandersdorf befindet sich nordöstlich der Kreisstraße Sandersdorf – Thalheim, grenzt im Norden an die neue Bundesstraße B 183 n und im Osten an die vom Gewerbegebiet "An der Hermine" abgehende Straße nach Wolfen. Im Jahr 1934 lässt Ernst Berger aus Sandersdorf hier einen Tagebau aufschließen, um Kies zu gewinnen und aufzubereiten. Bis 1978 wird Kies gefördert. Bereits ab 1976 wird mit der Verfüllung des später ca. 10 Hektar großen Geländes begonnen. Bauschutt, Hausmüll sowie verschiedenartige feste Produktionsabfälle der Filmfabrik Wolfen werden abgekippt. [7]

Nachdem im Jahr 1990 der Deponiebetrieb eingestellt wird, erfolgt anschließend eine große Profilierung des Geländes, die noch nicht zu einer nachnutzbaren Fläche führt. Diese Fläche wird gegen unbefugtes Betreten und Benutzen gesichert und innerhalb eines mit den Behörden abgestimmten Programms das Grundwasser untersucht. Eine endgültige Gestaltung des Geländes im Rahmen der Abschlussarbeiten muss noch realisiert werden. [7]

Grube "Hermine"

Die Grube "Hermine" befindet sich nördlich der Gemeinde Sandersdorf und grenzt an die neue Bundesstraße B 183 n. Das Umfeld im Osten ist ein Waldgebiet. (Bild 1) Der Braunkohlentagebau "Hermine" wird 1874 aufgeschlossen. Die Mächtigkeit des Deckgebirges betrug ca. 8 – 10 m, die des Kohleflözes ca. 5 – 8 m [8]. Nach Einstellung der Kohlenförderung im Jahr 1941 wird die 70 Hektar große Grube allmählich mit Kraftwerksasche aus der Filmfabrik und dem Kraftwerk Wolfen, dem Chemischen Kombinat Bitterfeld und dem Kraftwerk Nord verfüllt. Die Asche einschließlich Produktionsschlämme werden über bis zu vier Rohrleitungstrassen in die Grube eingespült. [7] (Bild 6)

Bild 6. Orte der Einspülung von Asche einschließlich Produktionsschlamm in die Grube "Hermine" im Jahr 1970

Ausgehend von dem folgend dargestellten Sachverhalt

"In diesen Grubenteich leitet die Gemeinde Sandersdorf über ein verrottetes Einlaufwerk die gemeindlichen Fäkalwässer ein. Die Einleitung erfolgt unvorschriftsmäßig am Rande des Grubenteiches. VEB Filmfabrik Wolfen und VEB EKB Werk Nord Bitterfeld leiten industrielle Abwässer ein. Die Reichsbahn verkippt Ascherückstände und Schutt." [9]

beauftragt der Rat des Kreises im Jahr 1960 das Referat Wasserwirtschaft, die notwendigen Vorarbeiten zur Sanierung des Grubenteiches Hermine in Angriff zu nehmen und ferner jegliche Störung des Gemeingebrauches entsprechend den Vorschriften des Wassergesetzes zu untersagen. [9]

Im folgenden Jahr 1961 stellt die Gemeinde in einem Schreiben an den Rat des Kreises Bitterfeld – Abt. Gesundheitswesen – dazu fest:

"In dieser Hinsicht ist bis zum heutigen Tage nichts geschehen, im Gegenteil, es treten neue Momente auf, die dem Rat der Gemeinde schwere Sorgen bereiten."
...
"Seit mehr als einem Jahr fällt der Wasserspiegel und es tauchen an verschiedenen Stellen schon Sandbänke auf. Bisher gelangten die Abwässer aus den beiden Kanalausläufen sofort in das Grundwasser des Teiches. Jetzt, nachdem der Wasserspiegel laufend fällt, durchlaufen die Abwässer bereits eine Strecke von 200 m trockenen Boden. Die Abwässer verbreiten einen sehr üblen Geruch und wirken auf die Anwohner der unweit gelegenen Häuser, besonders bei nördlichen und nordwestlichen Winden, belästigend." [9]

Hinsichtlich der vielen Stellen am Rande des Ortes, an denen im Haushalt anfallender sperriger Müll und Gartenabfälle illegal abgeworfen werden, fordert die Gemeinde im März 1990 betreffende Bürger zur Ordnung auf [10].

"Es ist festzustellen, dass die Disziplinlosigkeit bezüglich der ungenehmigten Ablagerung von Müll und Hausunrat durch die Bürger größer geworden ist. In den Bürgerinformationen müssen wir immer deutlicher machen, dass wir als die örtliche Deponiefläche die Ablagestelle am Grubenrestloch "Hermine" hinter der Gartenanlage "Brödel" nennen. Es kann nicht darauf Rücksicht genommen werden, indem einige Bürger des Mittelortes und der Siedlung von zu einer großen Wegstrecke sprechen, weil jene jedoch zu bequem sind, diesen Weg zu gehen, nehmen sie sich die Freiheit heraus, in der Großen Richard, im Waldstück der Bitterfelder Str. und in anderen Buschbereichen ihren Unrat abzulagern." [10]

Nach dem Ende der Einspülungen im Jahr 1992 wird die Deponie stillgelegt und Sicherungsarbeiten beginnen [7]. Innerhalb des 70 Hektar ebenen Deponiegeländes, das stellenweise karg mit Schilf oder Gras bewachsen ist, befindet sich eine 30 Hektar große Wasserfläche. Seit August 1991 sind befristet etwa 60 Arbeitskräfte im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auch damit beschäftigt, von Böschungen abgekippten Müll und Autowracks einzusammeln. Stellenweise dürfen sie von oberhalb der Böschung aus Gründen der Sicherheit an die Autowracks und den Müll nicht heran. Soldaten einer Pioniereinheit der Bundeswehr nehmen wasserseitig mit einer schwimmenden Arbeitsplattform, auf der zwei Transportfahrzeuge und ein Kran eingesetzt sind, den durch Anwohner von den angrenzenden Garagen abgekippten Schrott und sperrigen Müll auf. Etwa 2000 Kubikmeter Sperrmüll und 1000 Tonnen Schrott werden eingesammelt und an das andere Ufer geschwommen. (Bild 7, 8 und 9) [11]

Bild 7. Von einer schwimmenden Arbeitsplattform aus werden mit Kran und zwei Transportfahrzeugen abgekippter Schrott und sperriger Müll eingesammelt.

Bild 8. Der von Anwohnern aus Sandersdorf und Umgebung an der "Hermine" illegal abgekippte Müll muss mühsam eingesammelt und kostenaufwendig beseitigt werden.

Bild 9. Über Böschungen illegal entsorgte Autowracks

Abschließend werden trocken gefallene Aschefelder mit kulturfreundlichen Böden überzogen. Gleichzeitig wird die Altdeponie gegen unbefugtes Betreten und Benutzen durch einen Zaun gesichert sowie das Grundwasser im Rahmen eines mit den Behörden abgestimmten Programms untersucht. Wann die "Hermine" für eine Nachnutzung freigegeben werden kann, ist heute noch nicht absehbar. [10] (Bild 10 und 11)

Bild 10. Landschaft Grube "Hermine" im Februar 2007

Bild 11. Das eingezäunte Gelände der Grube "Hermine" mit Sandersdorf–Nord am Horizont im April 2007

"Fasanenkippe" — Gruben "Antonie", "Marie" und "Louise"

Die "Fasanenkippe" (Bild 1)  — Grube "Antonie" (1902 – 1918), "Marie" (1899 – 1935) und "Louise" — [3, Bild 3] wird bis 1995 noch nicht zu den Altlasten gezählt, von denen eine Gefahr für Umwelt und Mensch ausgehen könnte. Ab 1995 wird die großflächige Renaturierung der Fasanenkippe intensiviert im Hinblick auf die beabsichtigte kulturelle Nutzung dieses Geländes als Gartenbaumuseum und zur Erholung. Zugleich werden die bodenphysikalischen Parameter und die Kontamination der Fasanenkippe untersucht. Aufgrund der nachgewiesenen Kontamination mit HCH ist bis heute nur eine sehr eingeschränkte öffentliche Nutzung dieses Geländes möglich. Die Geschichte der "Fasanenkippe" wird von SYNNATZSCHKE ausführlich in "Die Fasanenkippe — Vision und Wirklichkeit" [3] beschrieben.

Grube "Richard I"

Die Grube "Richard I" (Bild 1) wird bis etwa 1930 ausgekohlt und dann mit Wasser geflutet. Danach entfaltet sich dort ein natürlicher Lebensraum, bis die Uferregion des kleinen Sees immer mehr zur Mülldeponie verkommt. Ab dem Jahr 1938 legen die Mitglieder des Geflügelzuchtvereins in einem Teil der ausgekohlten und bisher als Schuttabladeplatz genutzten Grube "Richard I" ein parkähnliches Gelände an. Wege werden angelegt, Sträucher und Bäume gepflanzt. Auf umzäunten Parzellen werden Häuschen zur artgerechten Haltung von Hühnern, Zwerghühnern und Tauben errichtet.

Wegen des ansteigenden Grundwassers werden 1952 die unteren Parzellen durch Aufschüttung höher gelegt. Von 1955 bis 1957 sinkt der Wasserspiegel um 2 m. [12]

Am 6.4.1993 gleitet die West–Böschung der Grube "Richard I" ab. Die sehr steile Abrisskante dieser Rutschung verläuft in einem Abstand von ca. 3 bis 8 m parallel der Straße "Pfingstanger". Die Westböschung der Grube "Richard I" wird im Zeitraum 1925 bis 1930 mit einer Neigung von etwa 55° gegen den Sicherheitspfeiler einer damals dort befindlichen Brikettfabrik gebaggert. In der Folgezeit werden illegal über diese Böschungskante Siedlungsabfälle verkippt, bis das 1979 verboten wird. Von der Rutschung werden im Wesentlichen diese vorgelagerten Massen der Hausmülldeponie erfasst, sodass nunmehr der ehemals sehr steil gebaggerte Tagebaurand von ca. 55° wieder ansteht. Die Wracks von Personenkraftwagen und sogar von einem Autobus werden sichtbar. Nach der Frostperiode im Februar 1994 erfolgt ein weiterer Abbruch und Risse erstrecken sich bis ca. 1,5 m an die Straße "Pfingstanger" (Bild 12). [13] [14]

Bild 12. Abrisskante der West–Böschung der Grube "Richard I" nach der Frostperiode im Februar 1994

Im Zeitraum 04. Mai 1994 bis 01. Juni 1994 werden die Sanierungsarbeiten an der West–Böschung zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit durchgeführt. Dabei werden 15200 m³ Massen an die Böschung gebaut. Zuerst wird eine Rampe bis zur Arbeitsebene ca. 1 m über dem Wasserspiegel hergestellt. Im Anschluss daran erfolgt die Schüttung einer Berme entlang der zu sanierenden Böschung. Im Bereich unterhalb des Wasserspiegels werden Betonteile und Steine geschüttet. Die Zwischenräume werden mit überwiegend rolligen Massen aufgefüllt. Nach der Schüttung der Berme bis ca. 1 m über dem Wasserspiegel wird diese stufenweise bis zur Höhe + 82 m NN mit Mischböden hochgezogen. Der Wasserspiegel liegt im Jahr 1994 bei + 77,7 m NN. Hingegen werden unmittelbar an die vorhandene Böschung zur Herstellung eines Wasser leitenden Sickerkörpers kiesige Massen verkippt. Diese Kiesschüttung wird zum Halt der oberen Böschung bis zum Anschluss an den natürlichen Grundwasserleiter, ca. 4 m unterhalb der Rasensohle, hochgezogen. Das aus dem Grundwasserleiter austretende Wasser kann somit gefasst und nach unten abgeleitet werden. (Bild 13) Nach der Schüttung der Berme bis + 82 m NN wird die Anstützung der Böschung wegen auftretender Risse von unten nach oben bis zur Rasensohle betrieben. Dabei werden in die Basis dieser Anstützung nochmals Betonteile eingebaut. (Bild 14) Zur Entlastung des Böschungskörpers wird dieser mit Terrassen ausgeführt, wobei eine Hauptneigung von 1 : 2 realisiert wird. (Bild 15) [14]

Bild 13. Kiesschüttung zur Ableitung des aus der West–Böschung Grube "Richard I" austretenden Grundwassers Bild 14. Einbau von Betonteilen in die Basis der Anstützung der West–Böschung Grube "Richard I"

Die Schüler der Klassen 9a und 9c der Sekundarschule "Gisander" bepflanzen im Rahmen des Modellprojektes "Grube Richard I" die neu entstandene terrassenförmige Böschung im Oktober 1994 mit Bäumen und Sträuchern (Bild 16). Die Arbeiten werden mit der Gemeinde Sandersdorf abgestimmt. Außerdem erarbeiten die Schüler Dokumentationen, recherchieren zur Geschichte der Grube "Richard I" und untersuchen die Veränderung der Flora. Der Landkreis Bitterfeld stellt für dieses Projekt 51000 DM zur Verfügung und das Kultusministerium Sachsen–Anhalt 25000 DM. [15]

Bild 15. Terrassen entlasten den Böschungskörper. Bild 16. Schüler der Sekundarschule "Gisander" bepflanzen die stabilisierte West–Böschung Grube "Richard I".

Das ständig steigende Grundwasser lässt den Wasserspiegel der Seen in den Gruben "Richard I" und "Richard II" ebenfalls ansteigen. Ab 2004 gefährden instabil werdende Böschungen in unmittelbarer Nähe befindliche Häuser und Straßen. Die Sanierung dieser Böschungen wird jetzt dringend notwendig. [16]

Von Oktober bis November 2004 wird die Nord–Böschung der Grube "Richard I" stabilisiert. Vor diese Böschung wird eine 24 m breite und 60 m lange Berme auf 81,50 m NN angeschüttet, die unterhalb des Wasserspiegels aus 12900 m³ gebrochenem Naturstein und darüber aus gebrochenem Recyclingmaterial besteht. Die bis 2 m über dem Wasserspiegel liegende Fläche der Berme wird mit einer 0,2 m dicken Kies–/Sandschicht abgedeckt. [16] (Bild 17)

Bild 17. Nord–Böschung der Grube "Richard I" mit angeschütteter Berme zu deren Stabilisierung

Grube "Richard II"

Die Grube "Richard" wird von 1842 – 1944 betrieben und hinterlässt insgesamt vier offene Gruben ("Restlöcher"). Das sind "Kühler Grund", "Pötter–Park" zwischen Pfingstanger und Ramsiner Straße, "Richard I" und "Richard II" (Bild 1) [1]. Ab 1958 werden im südlichen Bereich der Grube "Richard II" Siedlungsabfälle, Bauschutt, Erdaushub und Gartenabfälle abgelagert. Den Missstand bei dieser Müllablagerung beschreibt ein Bürger im Jahr 1973 wie folgt:

"... Für den von Sandersdorf in Richtung Zscherndorf fahrenden Bürger bietet sich unmittelbar am Ortsausgang von Sandersdorf ein Anblick, der wahrlich nicht zum guten Ansehen des Rates der Gemeinde beiträgt. Die ohnehin schon unansehnliche Müllkippe an der Grube Richard wird in unverantwortlicher Weise von einigen Bürgern allmählich bis auf die Straße vorverlegt. Es wird nicht mehr lange dauern und die alten Öfen, Küchenabfälle, Bauschutt und der andere Unrat wird von Kraftfahrern und anderen Passanten erst zur Seite geräumt werden müssen. Weiterhin ist die Ansiedlung von allem möglichen Ungeziefer bei derartiger Müllagerung noch größer." ... [17]

Über die Problematik Abwasser aus der Siedlung im Jahr 1988 wird in [18] berichtet. Klärgruben auf den Wohngrundstücken entziehen dem Abwasser die festen Bestandteile. Das auf diese Weise "geklärte" Abwasser wird Sickergruben oder über Straßeneinläufe in den Regenwasserkanal der Grube "Richard II" zugeführt. Auch ungereinigtes Abwasser gelangt direkt in die Grube "Richard II". Das Wasser in der Grube hat dadurch bereits einen Zustand erreicht, der es nicht mehr gestattet, das Wasser für die Beregnung der Gärten zu verwenden. [18]

Von Oktober 2004 bis September 2005 werden Böschungen der Grube "Richard II" saniert. Zuvor wird auf der West–Böschung der gesamte Baumbestand der Robinien gefällt (Bild 18 und 19).

Bild 18. Baumbestand auf der West–Böschung Grube "Richard II" im März 2004 Bild 19. Bauzaun an der West–Böschung Grube "Richard II" im April 2005

Die Ost– und Nord–Böschung (Bereich Grundstücke Mittelweg, Fritz–Reuter–Straße und "Am Sportzentrum" (vorher Gartenstraße)) werden analog Grube "Richard I" durch das Anschütten einer ca. 20 m breiten und in 2 m Höhe über Wasserspiegel angelegten Berme stabilisiert (Bild 20). Bis zu dieser Höhe werden Bäume und Sträucher gerodet. Insgesamt 85000 m³ Wasserbausteine aus Quarzporphyr werden in den unteren Bereich der Berme geschüttet. [17] [19]

Bild 20. Sanierung der Nord– und West–Böschung Grube "Richard II" im April 2005

Die steil abfallende West–Böschung (Bereich Straße nach Zscherndorf) wird durch das Abtragen von Erdmassen auf einer Länge von 350 Metern auf eine Neigung 1:3 abgeflacht (Bild 20). Auf dieser Böschung wird auch eine Zufahrt für die Feuerwehr angelegt, damit sie aus der Grube Wasser entnehmen kann. Im folgenden Jahr 2006 wird die noch kahle West–Böschung eingezäunt und mit einheimischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. [16] [19]

Die mit einem Kostenaufwand von vier Millionen Euro sanierten Gruben "Richard I" und "Richard II" werden am 10. Oktober 2005 von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau–Verwaltungsgesellschaft (LMBV) an die Gemeinde Sandersdorf übergeben (Bild 21 und 22). Finanziert wurde die Sanierung der Gruben aus einem von Bund und Land gespeisten Fonds, der eigens dafür eingerichtet wurde, mit dem Anstieg des Grundwassers in Beziehung stehende Gefährdungen abzuwenden. Auf der West–Böschung der Grube "Richard II" wird ein großer Porphyrstein aufgestellt (Bild 23). Die an diesem angebrachte Tafel erinnert an die bei der Sanierung beteiligten Unternehmen (Bild 24). [20]

Bild 21. Grube "Richard II" vor der Sanierung im März 2004 Bild 22. Grube "Richard II" nach der Sanierung im Mai 2006
Bild 23. Auf der West–Böschung der Grube "Richard II" aufgestellter Porphyrstein Bild 24. An der Sanierung beteiligte Unternehmen

Der See der Grube "Richard II" wird wie bisher auch künftig von den Anglern genutzt.

Grube "Vergißmeinnicht" — "Postgrube"

Der Tagebau "Vergißmeinnicht", der 1858 bei Zscherndorf aufgeschlossen wird, geht 1860 in Betrieb und entwickelt sich bis zu seiner Schließung 1944 in die Gemarkung von Sandersdorf [1, S. 91]. Bei Zscherndorf hinterlässt der Tagebau die hohe und steile Süd–Böschung, an der über Jahre hinweg Siedlungsabfälle geschüttet werden. Der in den letzten Jahren schnell steigende Wasserspiegel verringert die Standsicherheit dieser Böschung (Bild 25 und 26).

Bild 25. Die steile Süd–Böschung bei Zscherndorf vor der Sanierung im August 1994

Bild 26. Der sich neigende Baum kündigt am Wohnpark "Zscherndorf am See" das Rutschen der Böschung an.

Von 1995 – 2008 werden nicht kontaminierter Betonbruch, Bauschutt, Erdaushub und Mutterboden an die Böschung versetzt, die Neigung der Böschung verringert und die Standsicherheit erhöht (Bild 27 und 28). Auf die abgeflachte Böschung wird Mutterboden aufgetragen, auf den vorerst geeignete Gräser gesät werden.

Bild 27. Die teilweise sanierte Böschung der Grube "Vergißmeinnicht" bei Zscherndorf im März 2007

Grobe Bruchstücke von Beton und Mauerwerk werden zum Bau der Berme verwendet (Bild 28).

Bild 28. Beton– und Mauerwerksbruch für den Bau der Berme. Im Hintergrund die sanierte Böschung vor dem ab 1992 errichteten Wohnpark "Zscherndorf am See"

Bild 29. Der See "Vergißmeinnicht" ein vom Landesanglerverband Sachsen–Anhalt ausgewiesenes Angel–Gewässer

Grube "Köckern"

Der Braunkohlentagebau "Köckern" wird als letzter in der Region von 1982 an aufgeschlossen. Das Abbaufeld wird begrenzt im Norden durch die Kreisstraße Sandersdorf – Zörbig, im Osten durch die ehemalige Grube "Erich" bei Sandersdorf und im Süden durch die Orte Ramsin und Renneritz. Die erste Kohle wird am 7. Mai 1985 gefördert. In der Folge des politischen und wirtschaftlichen Wandels um 1990 wird der Tagebau "Köckern" vorzeitig stillgelegt. Am 8. Januar 1992 verlässt der letzte mit Braunkohle beladene Zug den Tagebau. [1, S. 269 – 279]

Unmittelbar nach der Stilllegung beginnt 1993 die Sanierung. Bis Ende 1997 werden die bergbaulichen Anlagen und Einrichtungen abgebrochen und entsorgt. Bei den hinterlassenen steilen Böschungen wird der Neigungswinkel verringert, um deren Standsicherheit zu garantieren. Auf den Kippenflächen werden Wege angelegt, Gräser ausgesät, Bäume oder Sträucher gepflanzt. Ausgewählte Flächen werden für die Sukzession eingezäunt. Im östlichen (früher Grube "Erich") und westlichen Teil des ehemaligen Tagebaus werden Kies und Sand für die Bauindustrie gefördert und aufbereitet. [1, S. 278]

Ab dem Jahr 1994 wird der Tagebau nicht mehr entwässert. Die Pumpen in den Filterbrunnen werden abgeschaltet. Die verbliebene Grube wird durch den natürlichen Aufgang des Grundwassers geflutet. Im Jahr 2002 erreicht der Wasserspiegel die Höhe + 80,0 m NN. Ein weiterer Anstieg des Wasserspiegels darf wegen der angrenzenden "Deponie Heideloh" mit einer eingelagerten Chemiealtlast, deren Fußpunkt bei + 81 m NN liegt, nicht erfolgen. Deshalb wird am östlichen Ufer eine Pumpenanlage gebaut, die das überschüssige Wasser in einer Rohrleitung zum Strengbach fördert. [6, S. 103–104]

Der ehemalige und sanierte Tagebau "Köckern" zeigt sich als 2800 m langer und 150 bis 170 m breiter See mit der Nutzung als Angelgewässer, umgeben von begrünten und aufgeforsteten Flächen. [1, S. 279]

Bild 30. Der ehemalige Tagebau "Köckern" im Jahr 2007

Grube "Richard" — "Kühler Grund"

Aus dem Baufeld der Grube "Richard", begrenzt im Süden durch die Zörbiger Straße und im Norden durch die Gleisanlagen des Sandersdorfer Bahnhofs, wird von 1891 bis 1922 Braunkohle gefördert. [1, S. 128]

Mitglieder des Turnvereins "Germania" pachten um 1930 diese ausgekohlte, öde und verschlammte Grube, um sie in irgendeiner Form zu nutzen. Einige entscheiden sich für die Errichtung einer Sportanlage, der Rest für eine Kleingartenanlage. Die Vereinsmitglieder verlegen 800 m Feldbahngleise, um mit sechs kleinen Kipploren, die davor der Kohlenförderung dienten, ca. 12000 m³ Schutt abzufahren und Mutterboden anzufahren. [21]
Das Bitterfelder Tageblatt berichtet am 03.10. 1930 über die Sportplatzanlage:

"Eine neue ideale Sportplatzanlage hat sich der Turnverein "Germania" hergestellt. Sie befindet sich in dem alten Richard–Grubengelände an der Zörbiger Straße und besitzt einen Handballplatz, zwei Faustballplätze, sowie Sprunggruben und Laufbahnen. Neben dem ca. 5 Morgen großen Gelände ladet das Wasser den erhitzten Sportler zum kühlen Bade ein." [22]

Gartenfreunde errichten 32 Gartenparzellen und gründen im Februar 1932 die Kleingartensparte "Kühler Grund". Im Jahr 1934 wird das Vereinshaus eingeweiht. Die bestehende Kleingartenanlage wird von 1941 bis 1942 durch die Nutzung des Bodens der angrenzenden Sportanlage um 46 Gärten auf 5,1 ha erweitert. Die Arbeiten, welche die Gründer der Anlage 1932 ausführten, stehen nun den neuen Mitgliedern bevor. Schlacke und Schutt werden abgefahren und Mutterboden aufgefüllt. In der Folgezeit werden in der Anlage Bäume und Sträucher gepflanzt, Lauben, Pumpenhaus, Musikpavillon mit Freitanzdiele (1953), Erweiterung des Vereinshauses (1961), Geräteschuppen und der Anbau des Ausschankes (1963) gebaut. [21]

Steigendes Grundwasser überflutet im Jahr 1981 die im mittleren Bereich in einer Senke befindlichen Gärten. Zur Auffüllung stellt der Rat des Kreises Bitterfeld den Kleingärtnern kostenlos Mutterboden bereit, der bei der Erschließung des Tagebaus "Köckern" abgetragen wird. [21]

In der Gartenanlage "Kühler Grund" (5,1 ha) überschwemmt gegen Ende des Jahres 2002 das steigende Grundwasser (Wasserstand + 80,0 m NN) wieder die Gärten in dem tiefer liegenden mittleren Bereich (Bild 31). Von der bisher bewirtschafteten Fläche von 4,0 Hektar sind nun 2,4 ha vom Wasser betroffen, weitere 1,2 ha können nur noch eingeschränkt genutzt werden.

Bild 31. Überschwemmte Parzellen der Gartenanlage "Kühler Grund" im März 2003

Auf den durch steigendes Grundwasser überschwemmten Flächen wächst ab dem Jahr 2003 das Schilf. Die Kleingärtner versuchen mit viel Arbeit die Anlage zu erhalten. Die Gemeindeverwaltung erlässt dem Verein den fälligen Pachtzins.

Von Sept. – Okt. 2004 wird die West–Böschung saniert, um deren Standsicherheit zukünftig bei steigendem Grundwasser zu gewährleisten. Diese Böschung wird abgeflacht, mit Erde und grobmaschigem Geotextil abgedeckt (Bild 32). Grassamen wird gesät. Im Jahr 2005 wird die Böschung mit Sträuchern bepflanzt und eingezäunt.

Bild 32. Sanierte West–Böschung im "Kühlen Grund" im Oktober 2004

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau–Verwaltungsgesellschaft (LMBV) stellt die Mittel für die Sanierung der Gartenanlage bereit. Im Herbst 2006 werden Wege und Zufahrten angelegt, die im Wasser stehenden Lauben abgerissen und Mutterboden aufgeschüttet (Bild 33).

Bild 33. Sanierte Flächen im "Kühlen Grund" im Mai 2007. Bergung eines Baggers, der während der Sanierungsarbeiten ins Wasser stürzte.

Wo einst Beete, Obstbäume, Hecken und Lauben standen, breitet sich heute das Schilf aus (Bild 34). Von den einst 75 Parzellen im Jahr 1988 gibt es im Jahr 2007 wieder 35.

Bild 34. Gartenanlage "Kühler Grund" im April 2007

Grube "Stakendorf" — "Strandbad"

Aus der Grube "Stakendorf" (Bild 1), im Volksmund auch als "Förstergrube" oder "Strandbad" bezeichnet, wird von 1923 bis 1943 Braunkohle im Tagebau gefördert. In die hinterlassene Grube von ca. 12 ha wird Abraum aus dem späteren Tagebau Thalheim–West gespült. [1, S. 135]

Am 01.12.1947 ersucht die Deutsche Reichsbahn beim Landrat des Kreises Bitterfeld um die Genehmigung, an der Ost–Böschung eine Schüttstelle für Asche und Schutt zu betreiben. Die Deutsche Reichsbahn begründet ihr Vorhaben wie nachstehend.

"Wie wir nun in Erfahrung gebracht haben, ist beabsichtigt, diesen mit Grundwasser gefüllten, etwa 80 ha großen Tagebau an die Gemeinde Sandersdorf als Stadtbad zu verpachten. Da dieser Tagebau als Schüttstelle für die bei uns anfallenden großen Mengen von Schutt und Lokomotivasche sehr günstig liegt, die Zuschüttung dieses Tagebaues auch im Interesse der Bitterfelder Louisengrube als der bisherigen Pächterin und vor allem wohl auch im Interesse des Forstamtes Bitterfeld liegen dürfte und der Tagebau als Badestelle für die Gemeinde Sandersdorf doch wohl als viel zu groß angesehen werden kann, für uns aber ein wichtiges öffentliches Interesse vorliegt, bitten wir den Herrn Landrat, uns in unserem Bemühen um Erlangung dieses Tagebaues für die Verwendung als Schüttstelle zu unterstützen und der Gemeinde eine andere Badegelegenheit zuzuweisen." [23]

Die Deutsche Reichsbahn betreibt die genehmigte Schüttstelle bis 1959 und hinterlässt eine steile und unsanierte Ost–Böschung (Bild 35 und 36).

Bild 35. Schüttstelle für Schutt und Asche an der Ost–Böschung im Jahr 1958 Bild 36. Die von der Deutschen Reichsbahn hinterlassene unsanierte Ost–Böschung im Jahr 1980

Ab dem Jahr 1955 wird mit freiwilligen Arbeitseinsätzen im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) an der Süd–Böschung das Strandbad errichtet, welches am 25. Mai 1958 der Bevölkerung übergeben wird (Bild 37).

Bild 37. Strandbad um 1960

An der Grube "Stakendorf" werden die Ost– und Süd–Böschung, letztere im Bereich des ehemaligen Forsthauses, im Zeitraum September 2006 bis Januar 2007 saniert. Die Böschungen werden abgeflacht, aufgetragener Mutterboden mit textilem Gewebe abgedeckt. An den Fuß der Böschungen werden gebrochene Natursteine geschüttet. (Bild 38 bis Bild 42) Anfang des Jahres 2007 werden die Böschungen begrünt, Bäume und Sträucher werden gepflanzt (Bild 39).

Bild 38. Sanierte Ost–Böschung im Januar 2007

Bild 39. Bepflanzte Ost–Böschung im April 2007

Bild 40. Die Böschung vor dem ehemaligen Forsthaus im Jahr 1941 Bild 41. Die sanierte Böschung vor dem ehemaligen Forsthaus im Januar 2007

Bild 42. Die sanierte Süd–Böschung am ehemaligen Forsthaus im Januar 2007

Deponie "Heideloh"

Die Deponie "Heideloh" wird begrenzt im Norden durch die Kreisstraße Sandersdorf – Zörbig und im Westen durch die Zufahrtsstraße ("Von Köckern Weg") zum Kies– und Sandtagebau Köckern und zum Forstgut. Der Deponieinhalt besteht aus Bauschutt und Chlorkohlenwasserstoffen (CKW) (Tabelle 1). Damit die Deponiesohle (+ 81,0 m NN) nicht mit dem Grundwasser in Berührung kommt, wird der Wasserspiegel der Grube "Köckern" bei + 80,0 m NN gehalten, indem überschüssiges Wasser zum Strengbach gepumpt wird. Die Deponie besitzt eine Oberflächenabdeckung, die mit Gräsern und vereinzelt mit Gehölzen bewachsen ist (Bild 43).

Bild 43. Deponie "Heideloh"

Quellenverzeichnis:
[1] Chronik des Braunkohlenbergbaues im Revier Bitterfeld.
– Technik und Kulturgeschichte in zwei Jahrhunderten – 1998
– Band III – 2004
Herausgeber: Bitterfelder Bergleute e. V.
[2] Information des Landes Sachsen–Anhalt zum Nationalen Sonderprogramm Bitterfeld – Halle – Merseburg. Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Sachsen–Anhalt, 2. Auflage November 1994.
[3] K. P. Synnatzschke: Die Fasanenkippe — Vision und Wirklichkeit, Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf.
[4] S. Johne: Gestaltungskonzeption für die Fasanenkippe, Konzeption zur schrittweisen Sanierung des Bodens, TRITON Umweltschutz GmbH Bitterfeld
[5] Förderverein Deutsches Gartenmuseum Bitterfeld/Sandersdorf e. V., Faltblatt, Gestaltung: c–art–grafik und visualisierung – oldenburg, 1996
[6] Umweltbericht 1995 des Landes Sachsen–Anhalt, Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt
[7] Mitteldeutsche Sanierungs- und Entsorgungsgesellschaft (MDSE) Bitterfeld, 2007, www.mdse.de
[8] Bergbaubehörde Halle, Wasser und Abwasser Sandersdorf, allgem. Schriftverkehr, Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 663
[9] Diverse Unterlagen Chronik, Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 4722
[10] Protokoll der 6. Sitzung der örtlichen Volksvertretung der Gemeinde vom 1. März 1990, Archiv der Gemeinde Sandersdorf AKZ 1024.10/05
[11] Mitteldeutsche Zeitung, MULDE – ELBE – K U R l E R, Dienstag 6. Oktober 1992, Seite 9.
[12] Akten der Sekundarschule "Gisander", Chronik – Ablage. Gemeindearchiv Sandersdorf
[13] Gemeindeverwaltung Sandersdorf: Technologie zur Sanierung der Westböschung des Tagebaurestloches "Richard I" im Bereich der Rutschung vom 06.04.1993. Sandersdorf, den 14.01.1994
[14] Bericht über die Arbeiten zur Herstellung der öffentlichen Sicherheit am Tagebaurestloch "Richard I" in Sandersdorf, Straßen–, Tief– und Brunnenbau Bitterfeld GmbH. Sandersdorf, den 02.06.1994
[15] Akten der Sekundarschule "Gisander", Renaturierung der Grube "Richard I" 1994. Gemeindearchiv Sandersdorf
[16] Der Lindenstein, Amts– und Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Sandersdorf. 14. Jahrgang, 05.03.2004, S. 10
[17] Diverse Unterlagen Chronik, Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 4722
[18] Wasser und Abwasser Sandersdorf, allgem. Schriftverkehr, Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 663
[19] Mitteldeutsche Zeitung – Bitterfelder Zeitung 10.08.2004, S. 7
[20] Mitteldeutsche Zeitung – Bitterfelder Zeitung 10.08.2004, S. 7 und 11.10.2005, S. 7
[21] Chronik der Kleingartensparte "Kühler Grund" Sandersdorf
[22] Bitterfelder Tageblatt Nr. 232 vom 03.10. 1930, S. 5
[23] Schüttstelle 1948. Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 6240.09
Bildnachweis
Bild
1Gezeichnet von K.P. Synnatzschke, Sandersdorf
2, 3, 4, 5, 10, 11, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 38, 39, 41, 42, 43 K.P. Synnatzschke, Sandersdorf
6Lageskizze Tagebau "Hermine" 1970, Gemeindearchiv Sandersdorf, AKZ 663
15, 16Akten der Sekundarschule "Gisander", Gemeindearchiv Sandersdorf
35F. Erben, Sandersdorf
7, 8, 9, 12, 13, 14, 25, 26, 36 H.-J. Sudhoff, Sandersdorf
40G. Volk, Sandersdorf
37O. Braust, Sandersdorf

Letzte Änderung: 22. September 2007

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