Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf

Zeittafel

- Vergangenes im Überblick
1373, 02. Juli
Die beiden Brüder Rudolf und Heinrich von Zwochau auf Zschernitz treten dem Kloster zu Brehna die Dörfer Kolpin und Sandersdorf für 30 Schock neue Greuziger Groschen ab.
Kolpin und Sandersdorf waren von Herzog Rudolf I. an die von Zwochau verpfändet worden. Die Dörfer wurden zur festgesetzten Frist nicht eingelöst, sodass sie freies Eigentum wurden. Etwa 40 Jahre besaßen die von Zwochau beide Dörfer.
1374, 02. Febr.
Der Verkauf der beiden Dörfer findet die Bestätigung des Herzogs Wenzel von Sachsen (1370 – 1388), der sich aber das Recht der obersten Beschirmung und Herrschaft vorbehält.
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1385, 08. Jan.
Das Dorf Odeley, südlich von Sandersdorf, wird vom Herzog Wenzel von Sachsen an das Kloster Brehna verschenkt.
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1486
Amtlich wird festgestellt, dass das Kloster Brehna, dem Sandersdorf gehört, auch auf den Dörfern das Halsgericht habe, also das Recht über Leben und Tod.
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1490
Das Kloster zu Brehna klagt über den Amtmann von Bitterfeld bei Kurfürst Friedrich von Sachsen (1486–1525) wegen der Aneignung von einigen Gütern in der Sandersdorfer Mark durch Bitterfeld.
1491, 27. März
Urteil des Kurfürsten: Strittige Güter sollen von beiden verwaltet werden.
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1525
Auf Befehl des Klostervogts von Brehna wird in Sandersdorf ein Mann hingerichtet. Der Bitterfelder Amtmann Heinrich erhebt sofort Einspruch, worauf der Kurfürst am 15. Oktober 1525 die Fronstätte durch den Bitterfelder Amtmann abbrechen ließ und dem Kloster verbot, weitere Blutgerichte auszuüben.
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1531
Erste evangelisch–lutherische Kirchenvisitation in Sandersdorf. Sandersdorf wird freies Amtsdorf. (Einwohnerschaft: 11 Hufner und 9 Gärtnern). Der alte Pfarrer verliert wegen Festhalten am katholischen Glauben sein Amt. Der erste evangelische Pfarrer, Matthäus Steigener, wird in sein Amt eingesetzt.
1533
Bei der zweiten Kirchenvisitation klagt der Pfarrer über außerordentlich liederliches Leben innerhalb des Kirchspieles und selbst "unter den Predigten lasse die Schwelgerei nicht nach", was den "Bauern mit ganzem Ernst untersagt wurde", "bei Vermeidung der Strafe und churfürstlichen Ungnade".
1536
Martin Luther und Johannes Bugenhagen legen bei Kurfürst Johann Friedrich eine Fürbitte zur "Besserung der Pfarrgüter" zu Sandersdorf im Amt Bitterfeld ein.
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1543
Klage des Klostervogtes Melchior beim Kurfürsten über Bürger von Sandersdorf wegen Vergehen in der Schenke.
1544
Das Kloster zu Brehna (erbaut von der Witwe des Grafen Friedrich von Brehna, der Gräfin Hedwig im Jahre 1201) wird aufgelöst. Jedoch die Sandersdorfer wüsten Teichanlagen, die fischreichsten der Umgebung, blieben dem Verwalter des Klosters zur längeren Benutzung.
Sandersdorf hat 11 Hufner und 13 Gärtner.
Die Pest wütet überall und viele Menschen müssen daran sterben.
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1555
Stakendorf hat an Einwohnern 9 Wirte und gehört einem Mann mit Namen Preußen von Greppin und ist auch neu erbaut.
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1575
Die Parochie Sandersdorf, zu der bisher die Dörfer Zscherndorf, Stakendorf, Greppin, Reuden, Thalheim und Wolfen gehörten, wird verkleinert. Bei Sandersdorf bleiben Zscherndorf, Stakendorf und Greppin. Reuden bildet mit Wolfen und Thalheim eine neue Parochie.
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1581
Die Schäferei Sandersdorf wird an Heinrich von Gleißenthal verkauft.
Die Teichanlagen von Sandersdorf werden als sehr fischreich bezeichnet.
1582
Pest und Cholera wüten.
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1618
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648)
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1637,13.–27. Febr.
Sandersdorf und Stakendorf werden von den schwedischen Truppen geplündert und zerstört. Die Schäferei mit ihren über 1000 Stück Schafvieh wird zerstört. Der alte Kirchhof mit seinen dicken Mauern war die letzte Zufluchtsstätte der schwer gedrückten Bevölkerung. Aber auch die Kirche und der Kirchhof waren vor diesen mordend und brennend durch das Land ziehenden Truppen nicht sicher. Im Juli bricht wieder die Pest aus.
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1661
Sandersdorf ist noch ganz verödet, 9 Bauernhöfe sind noch unbesetzt. Das zerstörte Stakendorf wird nie wieder aufgebaut.
Kein Mensch dachte an die Wiederaufnahme der Schenkgerechtigkeit, sodass die Schenke mit Feld öffentlich verkauft werden musste. Als Käufer fand sich Elias Ochse, der die wüste Baustätte mit Garten, 2 Hufen Feld, 2 Gemeindestücken und sonstige Gerechtsame für 40 Gulden erwarb. Die Schenke wurde auf der derselben Stelle, gegenüber der Kirche in der Schenkgasse (Poststraße Haus Nr. 4) wieder neu errichtet.
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1680
Gottesdienste und Taufen finden unter der Heideloher Windmühle statt, da in den Dörfern die Pest wütet und die Ansteckungsgefahr für die Geistlichen zu groß ist.
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1692, 07. Nov.
Johann Gottfried Schnabel als Sohn des evangelischen Pfarrers in Sandersdorf geboren,(gestorben nach 1750), Schriftsteller.
Schnabel nahm als Feldscher (unterster Militärarzt) an den Feldzügen Prinz Eugens in den Niederlanden teil. Ab 1724 wirkte er als Hofbalbier, Buchhändler und Hofagent in Stolberg, wo er die Zeitung "Stolbergische Sammlung neuer und merkwürdiger Weltgeschichte" herausgab.
Sein Roman "Wunderliche Fata einiger Seefahrer, absonderlich Alberti Julii, eines gebohrnen Sachsen" (Insel Felsenburg) erscheint unter dem Pseudonym Gisander. Es ist die bedeutendste deutsche Robinsonade, die das Bild eines utopischen Gemeinwesens entwirft.
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1718, 19. Okt.
18 Bauernhöfe nebst Pfarrhaus brennen ab, wobei das Pfarrarchiv mit dem uralten Kirchenbuch und die Bibliothek verloren gehen.
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1750
Die Kirchgemeinde erwirbt aus der eingegangenen Schlosskapelle in Zörbig, an welcher der Sandersdorfer Pastor Johann Bäumlinger als fürstl. sächs. Hofprediger wirkte, Orgel, Kanzel und Altar (letzterer von 1709) für zusammen 140 Taler.
1753
Bei einem großen Viehsterben in Sandersdorf und Zscherndorf verenden 141 Stück Rindvieh, 309 Schafe, 18 Schweine und 12 Bullen.
1754
Durch Unwetter und Überschwemmung wird die gesamte Ernte vernichtet.
1755
Ein sehr kalter Winter mit viel Schnee. Das Vieh ist im Stall erfroren.
1756
Siebenjähriger Krieg (1756 – 1763)
1757
Eine überaus gute Kornernte. Der Scheffel Korn kostet 2 1/2 Taler.
1757, 13. Juli
Gegen 17 Uhr, als alle Leute auf dem Felde sind, bricht ein Feuer in der "Filial Greppin" aus, durch das 6 Häuser zerstört werden. Es war eine große Dürre und Hitze.
1759, 04. Juni
Am 2. Pfingstfeiertag geht über Sandersdorf ein schweres Gewitter nieder, der Blitz schlug in Lorenz Schmids Wohnhaus ein und zerstörte es vollständig. Das gegenüberliegende Bauerngut von Christoph Möbius wurde ebenfalls eingeäschert.
1759 – 1760
Am 7jährigen Krieg (1756–1763) teilnehmende preußische und württembergische Truppen rasten in Sandersdorf, um anschließend in die Schlacht bei Torgau zu ziehen. In Sandersdorf war ein Regiment untergebracht. In der Pfarre nahmen Obrigstleutnant von Chame und Obrist von Eyl Quartier.
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1763
Inflation, das preußische Kriegsgeld verlor seinen Wert bis zu einem Drittel. 1 Scheffel Korn kostet 14 Taler.
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1770 – 1772
Schlechte Ernten und Hungersnot
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1785
Der Winter ist sehr kalt und lang, dass die Bauern zu Ostern mit dem Schlitten zur Kirche fahren. Der Lohn für 12 Stunden Arbeit eines Maurers oder Zimmermanns beträgt 7 Groschen. Ein Scheffel Roggen kostet 2 Taler und 4 Groschen.
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1795
Ein Feuer vernichtet 5 Häuser am Dorfplatz, die alte Linde, auch 9 Stück Rindvieh fallen zum Opfer.
1798, 16. Febr.
Die Gehöfte von Schmidt, R. Schulze und A. Prautzsch brennen ab. Am folgenden Tage brennen weitere Häuser nieder.
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1804 – 1805
Eine große Teuerung, der Scheffel Roggen kostet 4 Taler.
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1810
Die Greppiner Schäferei in Sandersdorf wird nach Wachtendorf verlegt. Auf diesem Grund steht heute die katholische Kirche.
1813
Befreiungskriege (1812–1813)
In der Zeit der Befreiungskriege liegen vor und in Sandersdorf mehrere Tage die Russen. Zwischen Thalheim und Sandersdorf, am "Kulich" haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Die Bevölkerung leidet unter den Plünderungen. Am 22. September machen die Kosaken einen Ausfall nach Heideloh zu einer Attacke gegen die im Stakendorfer Busch stehenden Italiener, kommen aber unverrichteter Sache wieder zurück. Am 10. Oktober liegt die ganze 150000 Mann starke Nordarmee (Preußen, Russen und Schweden) mit 15 Generälen und 500 Offizieren in den Nachbardörfern. Die einzelnen Regimenter liegen vom Petersberg bis Reuden und haben sich größtenteils verschanzt, weil Napoleons Truppen bei Düben ihnen gegenüberstanden.
1815
Nach dem Krieg von 1813 fällt durch Beschluss des Wiener Kongresses die nördliche Hälfte von Sachsen, einschließlich Sandersdorf, an Preußen. Die Kreise Bitterfeld und Delitzsch werden gegründet.
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1822
Bis zu diesem Jahr gehen die Zscherndorfer Kinder nach Sandersdorf zur Schule, die katholischen Schulkinder noch bis 1910.
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1839
Mit dem Aufschluss der Grube Auguste begründet Johann David Schmidt das erste Kohlenwerk im Bitterfelder Revier.
Abraumbeseitigung und Kohlegewinnung erfolgen per Hand im Tagebaubetrieb.
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1842
Sandersdorf zählt 300 Einwohner, darunter 26 Anspänner, 18 Häusler und 3 Mieter. Der Ort hat 48 Häuser einschließlich Kirche, Hirten– und Armenhaus.
Die erste Kohle auf Sandersdorfer Gelände wird durch die Schmidt & Co GmbH Sandersdorf gefördert. Das ist die zweite Grube im Bitterfelder Revier.
1848
Die Revolution 1848/49
Nach Kenntnis vom Aufstand in Berlin versammeln sich Arbeiter und Handwerker mit Trommeln und Pfeifen auf dem Dorfplatz. Drei Tage wird nicht gearbeitet, dann geht das Leben unverändert weiter.
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1857
In Bauabschnitten der neuen Bahnstrecke Dessau – Bitterfeld stehen auch Sandersdorfer Arbeiter in Lohn und Brot.
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1862
Die erste Kantorei und Schule wird am Dorfplatz gebaut. Bisher wurde die Schule in einem Zimmer abgehalten.
1868
Die Gehöfte von Bley und Möbius sowie Baumgartens Schenke brennen vollständig nieder.
Heißer und trockener Sommer: Am 17. September werden im Schatten 36,2 Grad gemessen. Nach 14 Wochen Trockenheit fällt am 25. September der erste Regen.
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1870/71
Deutsch – Französischer Krieg 1870 – 1871
In den Deutsch–Französischen Krieg haben sich mehrere Freiwillige gemeldet. Von 6 teilnehmenden Soldaten kehren Ludwig Hanke und August Regen nicht zurück.
1875
Die Zörbiger Straße wird gebaut. Als erstes Haus gilt die Stellmacherei von Uebe.
28 Bauern bewirtschaften über 1000 Morgen Land, sowie 4 Kosaken 30 bis 40 Morgen.
1876–1878
Die Teichstraße wird erbaut.
Als erstes Haus entsteht das von Kupsch (Nr. 21). Dieses wird mit Heidekraut gewellert, einem neu eingeführten Verfahren.
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1880
Greppiner Straße und Ramsiner Straße werden gebaut.
1881
Am Stakendorfer Busch, 900 Morgen groß, wird das Forsthaus errichtet. Dieser fiskalische Forstbezirk gehört zur Oberförsterei Zöckeritz.
1887
Ein zweites neues Schulhaus wird am Schulplatz (heute Platz der Deutschen Einheit) gebaut.
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1890
Der erste Lübecker Dampfabraumbagger 40 PS "Holländer" kommt auf einer Grube in Sandersdorf zum Einsatz.
1891
Die "Grube Louise" lässt auf Sandersdorfer Flur 1891/92 die bisher tiefste Bohrung im Revier mit 325,37 m bis in die paläozoischen Schichten zur Erkundung der Kohlevorräte teufen. Damit wird erstmals bekannt, dass die Mächtigkeit der Schicht des Eozän 25 bis 60 m betragen kann.
1893–1895
Die Hauptstraße wird erbaut, vorher waren dort Gärten und Acker.
1893–1898
Die Bitterfelder Straße wird erbaut, vorher war dort alles Acker.
1896, 01. März
Die vom Orgelbaumeister W. Rühlmann in Zörbig erbaute Orgel eingeweiht. Diese kostete 3995 Mark.
1897, 01. Okt.
Die Eisenbahnstrecke Bitterfeld – Zörbig – Stumsdorf wird eingeweiht.
1898
Der "Gasthof zur Eisenbahn" mit Tanzdiele wird in der Bahnhofstraße 28 erbaut.

Die Errichtung des Wasserwerkes mit Dampfbetrieb — bestehend aus Dampfkessel und Dampfpumpmaschine, Filteranlage, Wasserturm mit Hochbehälter, Druckrohr, Verteilungsrohrnetz, ... — geschieht in dem Zeitraum von 1898 – 1904 in der Teichstraße mit einem Gesamtaufwand von 94500 Mark. Das Wasser wird aus 2 Bohrungen in einer Tiefe von 25 – 32 m entnommen. Der hohe Eisengehalt des Wassers erfordert nachträglich den Einbau einer Enteisenungsanlage, die in den folgenden Jahren nicht ausreichend funktioniert. Einmal in der Woche müssen die zugesetzten Wasserleitungsrohre durchspült werden.

Der "Gasthof zum Kronprinz" wird in der Hauptstraße errichtet.

Nach der Errichtung des Bahnhofs wird die Bahnhofsstraße gebaut. An dieser Stelle waren bisher Acker und Gärten.

Der Tagebau Karl Ferdinand/West wird aufgeschlossen.
1899, 21. Nov.
Das Schulhaus wird um weitere 2 Klassen vergrößert und eine Lehrerwohnung ausgebaut.
1899
Für die große Zahl der katholischen Kinder wird eine katholische Privatschule (Greppiner Str. 9) gebaut, die am 1. April 1900 von der politischen Gemeinde angekauft und am 1. August 1900 zur öffentlichen Schule erhoben wird.

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1900 – 1903
Die Zscherndorfer Straße wird gebaut.
1900
Ein privates Anschlussgleis wird zur Brikettfabrik der Bitterfelder Louisengrube gelegt, ein Gleis zweigt noch zur Ziegelei ab. Auch die Brikettfabrik und Ziegelei "Grube Richard" erhält ein Anschlussgleis. Für den Tagebau Stakendorf wird westlich des Bahnhofs Sandersdorf eine Verladeanlage für Rohbraunkohle errichtet.

Grube "Louise" mit einer Jahresfördermenge von 397842 t gehört zu den führenden Braunkohlenwerken in der Provinz Sachsen.

Die Chemische Fabrik Griesheim–Elektron Bitterfeld leitet im Einverständnis mit den Gruben "Richard", "Karl Ferdinand" und "Vergißmeinnicht" ab 1900 deren Grubenwässer in einem Graben durch Sandersdorf zu ihrer Fabrik.

An der Ecke Ramsiner Straße/Zörbiger Straße wird ein Gendarmerie–Gebäude errichtet. Eigentümer ist die Polizeiverwaltung des Deutschen Reiches.
1901
Ein kommunaler Friedhof wird geschaffen.

Ein trockenes Jahr, am 21. Juli fällt nach 9 Wochen der erste Regen.
1901, 26. Aug.
Auf dem Grundstück der Witwe Wilhelmine Nuckelt, in der Zscherndorfer Straße, brennen am 26.08.1901 Stallgebäude und die mit Getreide gefüllte Scheune nieder.
1901, 10. Sept.
Ein 12 Jahre alter Junge ertrank im Bauernteich.
1902
G. Möhring baut eine Rübensaftfabrik in der Ramsiner Straße.

Auf dem Schulplatz wird der Wasserturm gebaut.
1903
Dem Braunkohlenabbau um Sandersdorf geht eine großflächige Grundwasserabsenkung voraus. Die Dorfteiche trocknen aus, die Brunnen versiegen, der Brödel verliert seine Quelle.

Sandersdorf bekommt Wasserleitung.
1905
Am 14. April wird für den geplanten Bau der katholischen Kirche das Grundstück gekauft.

Sandersdorf mit 1200 Katholiken wird am 17. August selbstständige Missionsvikarie. Der sonntägliche Gottesdienst wird ab dem 1. Nov. im Saal des "Thüringer Hofes" abgehalten.

Fabrikbesitzer Reinhold Nuckelt baut in der Bahnhofstraße 9 im Jahr 1905 ein Schmiedegebäude. Diesen Betrieb entwickelt er zu einer Bauschlosserei, später wird daraus eine Auto– und Motorradreparatur.

Bei durch Wassermesser bezogenem Wasser beträgt der Wasserpreis 15 Pfg. für den Kubikmeter.
1906
Sandersdorf erhält die erste elektrische Straßenbeleuchtung.
1906, 15. April
Es erfolgt der erste Spatenstich für den Bau der katholischen Kirche.
1906, 28. Okt.
Das Genehmigungsverfahren zum Bau der katholischen Kirche ist abgeschlossen, der Kirchenbau steht schon kurz vor der Vollendung.
1906, 18. Nov.
Die nach den Plänen des Geheimen Baurates Güldenpfennig aus Paderborn im gotischen Stil von dem Sandersdorfer Maurermeister Gustav Voigt erbaute Kirche wird eingeweiht.

Die wegen des verspäteten Genehmigungsverfahrens nachgeholte Feier der Grundsteinlegung und die Glockenweihe geschehen an einem Tag. Die Kosten für den Kirchenbau betrugen 34000 Mark.
1907
Möhrings Mühle stand vor dem Friedhof, etwa 1907 wurde dieselbe abgerissen.
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1910
Der Bauernteich war bis 1910 noch mit Wasser gefüllt. In diesem gab es bis dahin viel Fische.

Die drei ausgetrockneten Teiche auf dem Kirch– und Dorfplatz werden zugeschüttet.

Die Zscherndorfer Kinder, sowie die der "Deutschen Grube" besuchen bis 1910 die Schule in Sandersdorf.
1909, 01. Okt.
Der zum hauptamtlichen Gemeindevorsteher gewählte Verwaltungsassistent Hermann Ebert aus Barmen tritt sein Amt an. Das Büro befindet sich im Postgebäude.
1910, 10. Okt.
Eine neues Gemeindeamt wird für 17000 RM in der Bahnhofstraße 2 fertiggestellt.
1910, Dez.
Die von Bergwerksbesitzer Fr. Steuer gestiftete große Glocke wird geweiht. Zu gleicher Zeit wird eine vom Bergwerksbesitzer Lehmann gestiftete Turmuhr angebracht. Der Umguss der zweiten Glocke wurde mit freiwilligen Spenden durchgeführt.
1911, 24. April
Sandersdorf wird zu einer Pfarrvikarie mit eigenen Pfarrechten erhoben.
1911
Sandersdorfer Turner gründen den Ballspielklub "BC Sandersdorf", daraus geht die Sportgemeinschaft "SG Union Sandersdorf e. V." hervor. Die Vereinsfarben sind grün–weiß–schwarz.

Ein zunächst schmaler Einschnitt im Westfeld des Tagebaus "Marie" entfaltet sich bis zum Ortsrand und erreicht 1911 an der Bahnlinie die Bebauung an der Teichstraße. Hierbei wird der "Kommunikationsweg" nach Greppin überbaggert.

1911 war eine sehr schlechte Ernte infolge der großen Hitze und Trockenheit, besonders in dieser sandigen Gegend.
1911, 05. Okt.
Die Kegelbahnen werden durch die Bitterfelder Aktienbrauerei gebaut.
1913, 15. Febr.
Die Kirchengemeinde Greppin scheidet aus der evangelischen Parochie Sandersdorf aus.

Die Staatseisenbahn richtet 1913 in Sandersdorf eine Bahnmeisterei ein.
1914
In den Jahren des 1.Weltkrieges (1914–1918) werden im "Gasthof zum Kronprinz" im Saal Kriegsgefangene untergebracht, die in den umliegenden Gruben arbeiten.

Die Rübensaftfabrik unter Gustav Möhring geht in Konkurs. Da Rüben aus den umliegenden Anbaugebieten verarbeitet werden, schließen sich einige Landwirte zu der Fa. Hänsch u. Co. zusammen und betreiben die Saftfabrik weiter. Die Nasspresskohlenherstellung wird eingestellt.

Bis 1914 hatte der Ort eine Gemeindeschmiede in der Hauptstraße Nr. 26 (Schmiedemeister Tafelmeyer).

Während des Krieges waren mehrere Lehrer zum Heeresdienst eingezogen. In ganz bedenklicher Weise sind die Leistungen unserer Schule in der Kriegszeit zurückgeblieben. Die Ziele normaler Volksbildung konnten bei weitem nicht erreicht werden.
1914, 2. Aug.
Vormittags 11 Uhr wird in Berlin die Mobilmachung bekannt gegeben, nachmittags 5 Uhr kam der Mobilmachungsbefehl auch in Sandersdorf heraus. In größeren und kleineren Gruppen standen die Leute zusammen, eifrig im Gespräch über die ungewisse Zukunft.
Ab 1915
Eine große Anzahl von Kriegsgefangenen leistet in den Gruben Zwangsarbeit. Engländer, Schotten, Franzosen, Amerikaner, Italiener und Russen werden in Baracken der Gruben "Richard" und "Louise" sowie in Sälen der Gasthöfe in Sandersdorf untergebracht.
1915, 8.April
Das Brot wird rationiert, kurz darauf alle anderen Lebensmittel.
Eine Hungerperiode beginnt.
Pro Person und Woche werden zugeteilt:
 4     Pfund   Brot
30     Gramm   Margarine
3–5    Pfund   Kartoffeln
50     Gramm   Fleisch
1/2    Liter   Milch, nur für Kinder bis zu 4 Jahren
1/2–1  Pfund   Mehl und Fett
1/4    Pfund   Zucker
Die Menschen ernähren sich zusätzlich von Kohlrüben, weißen Rüben, Dörrgemüse aus Kohlrüben und Kohlblättern.
1916
Für Männer und Frauen bis zum 65. Lebensjahr kommt das Arbeitspflichtgesetz, darunter fallen auch Gewerbetreibende und Kaufleute, die ebenfalls zur Arbeit nach Werk I von Elektron Griesheim oder in den Bergbau gehen müssen.
Während der Kriegsjahre entsteht die Säurefabrik auf Sandersdorfer Boden. Werk I stellt während des Krieges Sprengstoffe und Zubehörteile für Kriegsgeräte her.
1917
Jeder zehnte der an Typhus erkrankten stirbt.

"Besonders schmerzlich war der Gemeinde die Ablieferung der 42 Orgelprospektpfeifen, darunter 35 klingende, diese mussten 1917 gegen eine Entschädigung von 78785 Mk. abgeliefert werden. Der prächtige Chor der 3 Glocken, die unter großen Opfern beschafft waren, erklangen am 11. Juli 1917 zum letzten Mal. Für das abgelieferte Glockenmaterial wurden vom Staate 1094 Mk. bezahlt. Beide Entschädigungen wurden in Kriegsanleihe angelegt." [KRUG]
1918, Okt.
Eine sehr verbreitete Virusgrippe in der Region fordert zahlreiche Tote. Öffentliche Einrichtungen werden geschlossen.
1918, Nov.
Am 8. November kehren die ersten Soldaten von der Front nach hier zurück. Noch am selben Abend findet eine Besprechung statt, bei der ein Soldaten– und Arbeiterrat gebildet wird. Am Nachmittag des 9. November bewegt sich ein Demonstrationszug zum Gemeindehaus. Nach einer Ansprache setzt sich der Zug zum Landjägerhaus in Bewegung, wo nach einer weiteren Ansprache der Wachtmeister Reinhardt vorübergehend seines Amtes enthoben wird. Der Mittelstand befürwortet diese Bewegung, die Eintritte in die Sozialdemokratische Partei nehmen zu.

Auf dem hiesigen Bahnhof stehende Eisenbahnzüge mit Heeresgut werden von einer Wache des Soldatenrates gesichert, trotzdem werden die Züge geplündert. In der folgenden Nacht kommt es zu einer Schießerei zwischen Plünderern und der Wachmannschaft. Der Soldatenrat lässt Verstärkung von Bitterfeld heranholen.

Der Soldaten– und Arbeiterrat sorgt für Ruhe und Ordnung sowie für die Ernährung der Einwohner. Es werden Pferde geschlachtet und das Fleisch an die Einwohner verteilt.
1918, 12. Dez.
Anlässlich der bevorstehenden Wahl zur Nationalversammlung spricht Schwester Lydia Rühland in Bergts Gasthof, Ramsiner Straße 20, im überfüllten Saal vor Besuchern aus vielen Orten. Während und nach der Versammlung kommt es zwischen Anhängern des Spartakusbundes und anders Denkenden zu Zusammenstößen.
1918 – 1922
In der Greppiner und Zörbiger Straße werden Bergarbeiterwohnungen gebaut.
1918 – 1926
In der Ramsiner Straße werden die Beamten– und Angestelltenwohnhäuser der Louisengrube gebaut.
1919
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wirkten sich auch auf die Strecke Bitterfeld – Stumsdorf aus. Beispielsweise führte akuter Kohlemangel dazu, dass vom 5. bis 14. November 1919 nicht ein einziger Personenzug verkehrte.

Ein Sägewerksgebäude der Hoch– und Tiefbaugesellschaft Deutschland wird in Sandersdorf errichtet.
1919, 14. März, gegen 9.00 Uhr
Unweit der Försterei im Stakendorfer Busch fuhr der von Stumsdorf kommende Personenzug, dessen Maschine defekt war, auf eine ihm entgegenkommende Ersatzmaschine, wobei die beiden ersten Wagen schwer beschädigt wurden. Es gab 2 Tote, 17 Verletzte, darunter 12 Schwerverletzte. Die ums Leben gekommenen Personen sind der Bahnarbeiter Rüdiger aus Zörbig und die Arbeiterin Jülicke aus Zöberitz.
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1920, 15. März
Nach dem Beginn des Putschversuches von Kapp in Berlin fährt ein Militärwagen mit bewaffneten Soldaten vor das Gemeindeamt, ein Offizier verliest den Befehl von General Märker, dass Streikende mit dem Tode bestraft würden. Trotzdem streiken die Arbeiter in Sandersdorf noch eine Woche lang und erhalten auch für diese Zeit ihren Lohn weiter. Zum Generalstreik hatten im gesamten Reich die Gewerkschaften aufgerufen.
1920
Die "Louisengrube AG" beschäftigt 493 Arbeiter.
1921
Aufruhr in Mitteldeutschland
Als bekannt wird, dass sich die Rote Armee unter ihrem Führer Max Hölz über Ammendorf bis an die Stadt Halle herankämpft, legen die Sandersdorfer Arbeiter die Arbeit nieder und führen in den Betrieben Belegschaftsversammlungen durch. Bei der Abstimmung sprachen sich die meisten Arbeiter für die weitere Arbeit aus, sodass es nicht zu Stilllegungen von Betrieben kommt.

Ein weiterer Fußballverein mit dem Namen "Rot–Sport" wird gegründet, der jedoch 1933 aufgelöst wird.

Im Sommer brennt die Rübensaftfabrik Hänsch & Co. vollständig aus. Sie wird sofort wieder ausgebaut

Die I.G. Farbenindustrie erwerben vom derzeitigen Besitzer W. Thielecke den Gasthof zum "Goldenen Löwen" (früher "Gasthof zum Kronprinz") und bauen diesen zu Wohnungen um.

Die KPD–Ortsgruppe wird gegründet, die bei ihrer Gründung 75 Mitglieder umfasst. Später wird Hermann Fahlke zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der KPD gewählt.
1921 – 1925
Für Bergarbeiter werden Wohnhäuser mit Stallanbau, Hofraum und Hausgarten in der Greppiner Straße errichtet.
1922
Das Magazin der Bitterfelder Grube Louise brennt ab.
Die "Louisengrube AG" kauft 75 ha vom Stakendorfer Busch zum Auskohlen (Grube Stakendorf). Zu dieser Zeit wird deshalb ein Abschnitt der Eisenbahnstrecke verlegt.

Am 17. Febr. wird der Neubau eines Turngerätehauses an der evangelischen Schule genehmigt.

Ab diesem Jahr ist in Sandersdorf der Arzt Dr. W. Einecke zugleich als Schularzt tätig.
1923
Inflation und Unruhen prägten diese Zeit. Bergarbeiter streikten mehrere Wochen, danach werden 160 Arbeiter entlassen. Der wöchentliche Lohn eines Arbeiters reicht kaum noch zu einem Brot und einem halben Pfund Margarine. Immer größer werden Not und Elend.

Für Bergarbeiter werden Wohnhäuser mit Stallanbau, Hofraum und Hausgarten in der Zörbiger Straße errichtet.

Die Ziegelei der Grube Richard brennt vollständig ab.

Der Tagebau Grube Stakendorf westlich der Ortslage Sandersdorf wird durch die "Bitterfelder Louisen Grube Kohlenwerk und Ziegelei AG" aufgeschlossen.
1924
Der Gasthof Vergissmeinnicht in der Ramsiner Straße 20, der am 1. Mai 1920 mit Nebengebäuden für 41.000 Papiermark von der "Bitterfelder Louisengrube AG" erworben wurde, wird zu zwei Arbeiterwohnungen umgebaut.

Auf der Grube Stakendorf wird ein Kohlenbunker gebaut und es beginnt die Kohleförderung.

Die hiesige Ortsgruppe "Der Stahlhelm", der auch der "Wehrwolf" angegliedert ist, entsteht.

Ab 09. April betreibt die Gemeinde Sandersdorf eine Kochküche für Erwerbslose.
1925
Ein neues Pfarrhaus der katholischen Kirche wird gebaut.

Am 27. September wird das Ehrenmal für die im 1. Weltkrieg 1914 – 1918 Gefallenen und Vermissten eingeweiht. Erbauer des Ehrenmals ist Bildhauer Weihe aus Brehna. Im Weltkrieg 1914 – 1918 waren 80 Gefallene und zwei Vermisste zu beklagen.

Das durch Schlippe und Zscherndorfer Straße begrenzte Grubenfeld (Rassegeflügelzuchtverein) wird von 1925 bis 1930 ausgebaggert.
1926
Eine Schulsparkasse wird eingeführt, wozu die Gemeinde pro Kind 1 Mark beisteuert.

In demselben Jahr wird auch die "neu" herausgegebene Sütterlinschrift eingeführt.

Der Bahnhof Sandersdorf verkaufte in diesem Jahr 47000 Fahrkarten.
1926, 29. Juli
Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet.
1927
Seit 1927 wird den Schulkindern Lehrmittelfreiheit gewährt, ebenso werden Milch sowie Brötchen kostenlos verabreicht. Die Kosten übernimmt die Gemeinde.

Von der Baugenossenschaft "Sandersdorf" werden beidseitig der neu angelegten Ernst–Borsbach–Straße 15 Doppelhäuser fertig gestellt. Diese Straße erhält den Namen des langjährigen Mitgliedes der Gemeindevertretung Direktor Ernst Borsbach von Werk I, der den Bau unterstützte. Die 15 Doppelhäuser werden teils aus genossenschaftlichen, teils aus Geldern des Staates erbaut. Das Gelände gehörte der Chemischen Fabrik Griesheim–Elektron und wurde der Genossenschaft für 10 Pfennig pro Quadratmeter übereignet.

Beginn der Bauarbeiten der Baugenossenschaft "Eigenheim" westlich der Ernst–Borsbach–Straße.

Neubau Geschäftshäuser von Stansch und Gottlöber, Hauptstraße 24 und 26.

An der Eisenbahn entstehen Neubauten.

Der Handwerkerverein feiert vom 18. bis 19. Juni 1927 sein 40jähriges Stiftungsfest.

Der ZÖRBIGER BANKVEREIN von Schröter, Körner & Comp. eröffnet in Sandersdorf eine Filiale.

Bau der neuen Turnhalle mit Sanitärräumen am Schulplatz (Platz der Deutschen Einheit).
1928
Der Winter 1927/28 war seit Langem der kälteste, 25°C unter null.

Der neue Schulanbau mit Festsaal und die neue Turnhalle werden der Benutzung übergeben.

Ein Wohnhaus für Lehrer wird in der Greppiner Straße 23 neu gebaut.

Einige Straßen erhalten Kanalisation und die Gemeinde wird mit Gas versorgt.

Seit Sommer 1928 verkehrt die Reichspostlinie Bitterfeld – Sandersdorf täglich mehrere Male.

Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde in der Bahnhofstraße 2 wird erweitert.

In der Hauptstraße werden die Wohn– und Geschäftshäuser von Bäckermeister Velfe, Schneidermeister Rickelt, Reinhold Düring und Raum erweitert.

Baubeginn des Geschäftshauses von Gustav Pufahl in der Hauptstraße.

Der Weg nach Zscherndorf geht bis auf Weiteres jetzt durch das Gelände der Grube "Richard".

Der Friedhof ist an 3 Seiten von einem einheitlich tiefen Tagebau umschlossen.

Auf dem Gelände westlich der Zscherndorfer Straße (jetzt Gelände des Rassegeflügelzuchtvereins), welches von der Grube "Richard" ausgebaggert wird, standen vorher drei Wohnhäuser. Auch das Wohnhaus des Grubenbesitzers Hans Schmidt befand sich hier. Die Villa nebst Park und Gartenwohnhaus von Hans Schmidt waren erst 1924 entstanden.

Ein Stück der Zörbiger Straße bis zum Forsthaus wird mit Walzasphalt überzogen.

Am 30. September 1928 wird der Forstgutsbezirk Stakendorfer Busch aufgelöst und mit der Landgemeinde Sandersdorf vereinigt.

Die Baugenossenschaft "Sandersdorf" beginnt mit dem Bau von Doppelwohnhäusern an der Eisenbahn (an der im Bau befindlichen Thalheimer Straße).
Auch der Arzt Dr. Einecke baut an der Eisenbahn ein Wohnhaus mit ärztlicher Praxis (Steuerbüro Witte, Paul–Schiebel–Str.6).

Die Wohnungsnot veranlasst die Gemeinde an Bauwillige einen Bauzuschuss von 1000 Mark pro Wohnung zu verleihen.

In der Grube "Hermine" wird der erste Großraumbagger eingesetzt.

Eine neu angelegte Straße geht in gerader Linie vom Sandersdorfer Bahnhof nach Thalheim. Bis dahin befand sich zwischen beiden Orten das tiefe Kohlenfeld der Grube "Karl Ferdinand". Um diese Grube ging bis dahin der Weg nach Thalheim.

Die alte Schule befand sich bis 1928 auf dem Dorfplatz. Bis zu diesem Jahre wurde hier noch immer eine Klasse unterrichtet.
1929
Der strengste Winter seit 1863 war bisher der Winter von 1871 mit –27,2°C, jedoch hat die Kälte im Februar 1929 die aus dem Jahre 1871 überschritten. Das Thermometer zeigte am 11. Februar 1929 28,7° unter null, am 26. Februar 1929 27,8° unter null. Seit Mitte Dezember 1928 bis zum 4. März 1929 hielt die strenge Kälte ununterbrochen an.

Die Rübensaftproduktion der Firma Hänsch u. Co. wird eingestellt, da durch die Ausdehnung der Chemischen Industrie der Rübenanbau nicht mehr ausreichend ist. Hänsch u. Co. verkauft das gesamte Grundstück. Der bisherige Geschäftsführer Konrad Quastenberg erwirbt die Anlage, betreibt nun eine Sirupraffinerie. Es werden Speise– und Backsirup, Kunsthonig und flüssiger Honig hergestellt.

Erst als wieder gesündere Verhältnisse herrschten, war es der kath. Gemeinde möglich, unter großen Opfern 3 neue Glocken im Werte von 4800 Mk. zu beschaffen. Die Gelder hierzu sind durch Sammlungen von den kath. Gemeindemitgliedern aufgebracht worden.
1929, Febr.
Auf dem Gelände rechts der Zscherndorfer Straße, welche von der Grube "Richard" jetzt ausgebaggert wird, standen vorher 3 Wohnhäuser. Auch das Wohnhaus von Herrn Grubenbesitzer Hans Schmidt befand sich hier. — Die jetzige Villa nebst Park und Garten sowie das Gärtnerwohnhaus des Herrn Schmidt ist erst 1924 entstanden. [KRUG]
1929, 20. März
In einer Werkstatt der "Grube Richard" explodierte ein Schweißapparat. Der Deckel flog durch das Dach etwa 20 Meter hoch, der Luftdruck zerstörte Dach und Wände des Raumes. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
1929, 06. Mai
Der Chronist Gustav Krug erhält von der Gemeinde einen zinslosen Kredit für 1 Jahr. Dies ermöglicht ihm die Herausgabe seiner Chronik.
CHRONIK
von
Sandesdorf (Kr. Bitterfeld)
Von Gustav Krug, Sandersdorf
1929

Druck von Wilhelm Lauffs, Holzweissig – Bitterfeld
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1930, 28. März
Die Gemeinde tritt dem Konsumverein bei.
1930, 01. April
Die MARIEN–APOTHEKE des Herrn Glaß in der Hauptstraße 8 wird eröffnet.
1930, 12. Mai
Platzweihe des Gemeinde–Sportplatzes
1930, 14. Mai
Die Siedlung "Eigenheim" mit 36 Wohnungen wird fertiggestellt.
1930, 02. Juni
50jähriges Jubiläum des Krieger– und Landwehrverein
1930, 09. Sept.
Die Reichsregierung beschließt ein zusätzliches Wohnungsbauprogramm mit dem Ziel der Minderung der Arbeitslosigkeit und Behebung der Wohnungsnot. Gesetzliche Richtlinien schreiben die Bauweise vor, um eine Verbilligung der Mieten zu erreichen.

Das erste Bauvorhaben mit 24 Wohnungen ohne Nebenanlagen wird in der Thalheimer Straße begonnen.
1930, Okt.
Eine neue ideale Sportplatzanlage hat sich der Turnverein "Germania" im alten Richardgrubengelände an der Zörbiger Straße hergestellt. Ein Handballplatz, zwei Faustballplätze, Sprunggruben, Laufbahnen und ein Badeteich sind vorhanden.
1930, 03. Nov.
Holzkassettendecke, Emporenbrüstung und Gestühl in der evangelischen Kirche wurden restauriert.Die erneuerte evangelische Kirche wird geweiht.
1930 – 1932
Die Reihenhäuser in der Nordstraße, Feldstraße und Thalheimer Straße werden gebaut.
1930 – 1954
Kraftwerksasche und Schlacke werden auf die Fasanenkippe gespült.
1931, Jan.
Jungendwerkstätten für Erwerbslose werden gegründet.

In der Gemeinderatsitzung wird beschlossen, die herrenlosen Siedlungswege der Greppiner Straße in das Eigentum der Gemeinde zu übernehmen.
1931
Das 24–Familienhaus in der Thalheimer Straße wird fertiggestellt.
Die Baugenossenschaft machte im Frühjahr in ihrem letzten Block etwa 15 Wohnungen bezugsfertig.

Im privaten Wohnungsbau wurden 3 Bauten ausgeführt, dabei wurden 4 Wohnungen beziehbar gemacht.

Der Ballspielklub Union feiert sein 20jähriges Bestehen.

Der Gesangverein "Liedertafel" begeht 25jähriges Bestehen.
1931, Juni
Der deutsche Frauen– und Mütterverein mit 50 Mitgliedern, Vorsitzende Frau Hansmann, wird gegründet.
1931, 14. Juni
Das Silberjubiläum der Gründung der katholischen Gemeinde Sandersdorf und zugleich des St. Josephs–Männer–Vereins, Vorsitzender Herr Rektor Hansmann, wird gefeiert.
Es finden Festumzug und Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal statt.
1931, Juli
Die Gemeinde Sandersdorf kauft das Gelände der "Deutschen Grube" zwecks Anlegung von Schrebergärten mit dem Ziel, die vielen hundert Arbeitslosen von der Straße zu bringen.
1931, 20. Juli
Die Grube Marie wird wegen Erschöpfung der Kohlevorräte stillgelegt.
1932
Große wirtschaftliche Rezession in Deutschland.
10 % der Männer in Sandersdorf sind arbeitslos. Die Arbeitslosenversicherung wurde erst wenige Jahre zuvor eingeführt. Das Arbeitslosengeld wird nur für 6 Monate gezahlt, danach bekommen Bedürftige eine geringe Unterstützung durch die Gemeinde (12 Mark/Woche).

Die Freiwillige Feuerwehr Sandersdorf erhält eine mechanisch ausfahrbare Leiter und diverse Kleinausrüstung.
1932, 05. Febr.
Der Schornstein der Saftfabrik in der Ramsiner Str. 4 wird abgebrochen.
1932, Febr.
Die Kleingartensparte "Kühler Grund" wird gegründet.
1932, 07. Juli
Sandersdorf zählt 700 Erwerbslose, die von der Fürsorge leben.
1932, 07. Juli
Durch die "Brüningschen Notverordnungen" wird die Erwerbslosenunterstützung gekürzt. Darauf ziehen die Sandersdorfer Erwerbslosen vor das Gemeindehaus. Hermann Fahlke (KPD) führt die Verhandlungen mit dem Bürgermeister. Bei den sich anschließenden Protestunruhen wird Hermann Fahlke (*27.02.1889) von einer Kugel tödlich getroffen.
1932
Im Sommer beginnt der Bau einer Stadtrandsiedlung an der Straße Deutsche Grube nach Zscherndorf auf Sandersdorfer Boden. Die einfachen und niedrigen Doppelhäuser werden im November und Dezember bezogen.
1932, 30. Nov.
Die Gemeinde Zscherndorf stellt den Antrag auf Umgemeindung bzw. Austausch von Grundstücken auf Sandersdorfer Flur (238 Morgen).
1932, 02. Nov.
Der "Schrebergartenverein Volkswohl" wird gegründet.
1933, Febr.
Seit Sommer des Jahres 1932 wird durch den freiwilligen Arbeitsdienst eine parkartige Anlage in einem ortsnahen Teil der ausgekohlten Grube "Marie" ("Nuckeltgrube") geschaffen. Ein Teil der Böschungen wird bepflanzt, Wege und eine Rodelbahn werden angelegt. Die Rodelbahn ist im Februar 1933 zum beliebten Sportplatz geworden.
1933, 05. März
Die Stimmen der Sandersdorfer Wähler/innen bei der Reichstagswahl verteilen sich wie folgt:
KPD      SPD      NSDAP    Zentrum   Andere
44,7%    13,4%    26,1%    10,8%     5,0% 
1933 10. April
Ergebnis der Reichspräsidentenwahl für Sandersdorf:
Thälmann    Hindenburg    Hitler
46,1%        32,2%        21,7%
1933, 12. März
Ergebnis der Gemeindewahl
KPD     SPD      Wirt.–nat. Arbeitsgemein.   Wehrwolf
41,5%   13,8%    42,8%                       1,9%
Am 23. März 1933 nimmt der Reichstag das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" (Ermächtigungsgesetz) an, das beinahe alle Grundrechte außer Kraft setzt. Der erst am 12. März 1933 in Sandersdorf gewählte Gemeinderat wird beseitigt. Der bisherige Gemeindevorsteher Engel wird durch den Beauftragten der NSDAP in seinem Amt bestätigt. An die Stelle der gewählten Gemeindevertretung werden jetzt vom Beauftragten der NSDAP ausgewählte "Beigeordnete des Gemeindevorstehers" eingesetzt.

Heimweihe der Sandersdorfer Hitlerjugend
1933
Zur Beseitigung der Wohnungsnot beginnt die Gemeinde mit dem Bau der Schrebergartensiedlung gleich hinter dem Unionssportplatz an der Straße nach Zscherndorf.

Ein neues Transformatorenhaus wird gegenüber "Am Wasserturm 10" erbaut. Das alte kleine "Lichthäuschen" wird abgerissen.

Mit der Machtübernahme Hitlers beginnt auch in Sandersdorf eine Verhaftungswelle.
30 Sandersdorfer Bürger werden aufgrund ihrer politischen Überzeugung in Zuchthäuser, Gefängnisse und Konzentrationslager eingesperrt oder sie werden polizeilichen Repressalien ausgesetzt.
1933, 05. April
Umbenannt werden folgende Straßen:
Hauptstraße in Adolf–Hitler–Straße und
Friedrich–Ebert–Straße in Hindenburgstraße
1933, 23. April
Das ehemalige "rote" Sportlerheim wird an die Hitlerjugend übergeben. Das Heim war früher mit von der Gemeinde geliehenen Geldern vom kommunistischen Sportverein 1921 gebaut worden.
1933 09. Mai
Der "Schrebergartenverein Volkswohl e. V." unterstellt sich dem Reichsbund der Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e. V."
1933, 16. Mai
Die "Louisengrube AG" begeht das 60–jährige Bestehen. Sie ist ein verhältnismäßig kleines Unternehmen. Ihr Anteil an der Kohleförderung des Kreises liegt 1923 bei 8%.
1933, 21. Juni
Fanatische NSDAP–Anhänger errichten im "Kühlen Grund" einen Scheiterhaufen, um mit Wissen der Behörden "offiziell den Kommunismus zu verbrennen".
1933, 30. Dez.
"In der Gemeinde–Randsiedlung sind die Straßen wie folgt benannt worden:
Von der Zscherndorfer Straße bis zur Siedlung Gartenstraße,
anschließend kommt der Siedlerweg,
die 1. Querstraße – Theodor–Körner–Weg,
die 2. Querstraße – Blücherstraße,
die 3. Querstraße – Steinstraße,
parallel zum Siedlerweg geht der Mittelweg.

In der Kreis–Randsiedlung sind es die Schillerstraße, Goethestraße, Ernst–Roehm–Straße, Melanchthonstraße, Luther–Platz, Franz–Seldte–Straße und Fichtestraße."

Beschlussfassung über die Befestigung der Hindenburgstraße, Nordstraße und Am Sportplatz.
1933
Die als Park geplante "Nuckelgrube" war zum Teil schon hergerichtet, als plötzlich die IG Farbenindustrie AG sie zum Einspülen von Kraftwerksasche und Schlacke benötigt.
1933/34
Auf dem Schulplatz wird das Feuerwehr–Gerätehaus gebaut.
1934
Der Tagebau "Deutsche Grube" wird stillgelegt.

In der Siedlung wird eine Wassergenossenschaft gegründet. In den Mitgliederversammlungen der Siedlergemeinschaft nehmen die Angelegenheiten "Wassergenossenschaft" und die eigene Anlage für Wirtschaftswasser über Jahrzehnte einen wichtigen Platz ein.

Ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr wird in Nachbarschaft des Gemeindeamtes fertiggestellt.
1934, 20. Febr.
In der Stadt–Randsiedlung und Kreis–Randsiedlung erfolgen Ausbau und Befestigung der Straßen.
1934, 09. Mai
Bau der Enteisenungs– und Entsäuerungsanlage im Wasserwerk ("Sit in" Teichstraße 14)
1934, 09. Juli
80 neue Siedlerstellen werden bewilligt.
1934, Okt.
Ernst Berger gründet einen Fuhrbetrieb mit Kiesbaggerei.
1934 – 1940
Die "Vorstädtische Kleinsiedlung in Sandersdorf" entsteht auf dem vom Tagebau "Deutsche Grube" (1878 – 1934) ausgekohlten und anschließend verfülltem Gelände.
1935
Bei Abraumarbeiten auf dem Gelände des Tagebaus Stakendorf, Betreiber ist die Louisengrube, findet man Mauerreste und sonstige Überbleibsel der alten Siedlung Stakendorf. Vieles war noch deutlich zu erkennen und gut erhalten, wenn auch manche Ausgrabungen durch die Arbeiten gelitten hatten.

Sandersdorf hat etwa 6000 Einwohner.
1936, 01. Jan.
Die Randsiedlung Zscherndorfer Str. (761 Einwohner) wird von Sandersdorf abgetrennt und nach Zscherndorf eingemeindet.
In diesem Zusammenhang erfolgt auch die Umschulung der Kinder.
1936, 14. Jan.
Ortsgruppe der NSDAP bezieht ihr Parteiheim im Hause Kirchplatz 1
1936, 25. April
Die Adolf–Hitler–Straße soll mit Bäumen bepflanzt werden, vorgesehen sind 280 Kugelrobinien.
1936
Aus dem Amtsbezirk werden die Löschzüge der anderen Orte herausgelöst und der Löschzug Sandersdorf wird eigenständige Amtswehr. Von nun an soll die Amtswehr als gerichtlich eingetragener Verein geführt werden.
1936 bis 1940
Die Schule wird erweitert. Es entstehen Aula, 5 Klassenräume, Zeichensaal, Werkraum für Knaben, Hausarbeitsraum für Mädchen, Lehrküche, Physikraum, Museum.
Kosten: 250.000 Mark.
1937/38
Die Sandersdorfer Siedlung wird erweitert. Zuzüge, darunter viele Erwerbslose, kommen meistens aus Schlesien, dem Saargebiet und Köln.

Auf dem Gelände der Grube "Marie" werden Baracken für fast 1000 auswärtige und ausländische Arbeiter errichtet.

Am Forsthaus im Stakendorfer Busch wird eine Wohnbaracke für 50 italienische Straßenarbeiter errichtet.
1937, 19. Febr.
Die Ortsgruppe der NSDAP ladet alle Volksgenossen zur im "Thüringer Hof" stattfindenden öffentlichen Versammlung ein. Gauredner Erich Fischer (Halle) spricht über das Thema "Dem Entscheidungskampf entgegen".
1937, April
Die zunehmende Ausdehnung des Arbeitsdienstes führt zur Gründung des Arbeitsdienstlagers "Marie", begrenzt südlich durch die Zörbiger Straße und westlich durch die Dessauer Chaussee. Später wird es als Lager I in die Lagergemeinschaft (später gibt es insgesamt sechs Lager) der Bitterfelder Werke der IG–Farbenindustrie integriert. Am 5. Juli 1937 ziehen 140 "Arbeitskameraden" aus dem Saarland in dieses Lager.
1937, 03. Mai
Grundsteinlegung für das HJ–Heim in Sandersdorf und Greppin. Sandersdorf und Greppin sind die beiden Gemeinden, die Anfang des Jahres, als die Staatsjugend zum Bau von Heimen aufrief, diesem Ruf sofort und freudig Folge leisteten und großzügige Mittel bereitstellten.
1937, 27. Dez.
Die Gemeinderäte beschließen die "Ortssatzung über den Anschluss der Grundstücke an die gemeindliche Entwässerungsanlage" (Ortskanalisation).
1938
Der Autobahnabschnitt A9 zwischen Autobahndreieck Potsdam und Autobahnkreuz Schkeuditz (117 km) wird für den Verkehr freigegeben. Von Sandersdorf aus ist die nahe liegende Auffahrt Heideloh (später AS 12 Zörbig) auf der Reichsstraße 186 (später B183) in Richtung Zörbig erreichbar.

Die katholische Kirche wird renoviert.
1939, 01. Sept.
Das Hitlerjugendheim an der Zscherndorfer Straße wird nach mehreren Unterbrechungen des Baues im halb fertigen Zustand bezogen. Ohne Formalität und ohne Weihe wird es der Hitlerjugend zur Benutzung übergeben.
1939, 01. Sept.
2. Weltkrieg (1939–1945)
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1940, Febr.
Das bisher für 1200 Mann ausgelegte Arbeitslager "Marie" wird um weitere l500 Plätze vergrößert. Jetzt müssen hier auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und sogenannte Ostarbeiter für die Industrie arbeiten.
1940, 01. Okt.
Die evangelische und die katholische Volksschule in Sandersdorf werden als selbstständige Schulsysteme aufgehoben und die Zusammenlegung zu einer Volksschule verfügt. Es wird eine Knaben– und Mädchenschule gebildet. Die Knabenschule unter Rektor Hansmann und die Mädchenschule unter Rektor Bierfreund umfassen je 8 Knaben– bzw. Mädchenklassen und je 3 Klassen für Knaben und Mädchen.
1941
Grube Hermine stellt die Kohleförderung ein.
1941, 09. Juni
Ein Blitz trifft die von Schäfermeister Brauer südlich der Zörbiger Straße, in Nähe der Grube Erich, geführte Schafherde. 56 Schafe sind auf der Stelle tot.
1942
Das I. Halbjahr 1942 brachte viele Diphtherieerkrankungen, einige Knaben (2) starben. Um die Seuche zu bekämpfen, wurden die Kinder schutzgeimpft.

217 Kinder beteiligten sich in 4430 Halbtagen beim Rübenverziehen. Daneben wurden auch Heilkräuter gesammelt, getrocknet und abgeliefert.

Im alten Sportlerheim und im HJ–Heim werden die Jugendlichen zur Wehrertüchtigung erzogen und für den Einsatz im Krieg vorbereitet.
1943
Der totale Krieg bringt es mit sich, dass beide Elternteile bei verschiedenen Kindern vom Hause abwesend sind. Die Kinder sind sich selbst überlassen. Für die Knabenschule kamen insgesamt 30 Kinder in Frage. 25 finden Aufnahme bei Verwandten, 5 sollen Aufnahme im Kindergarten finden.

Während des Krieges 1943/44 legt die Louisengrube AG Kartoffel– und Rübensilos an. Der landwirtschaftliche Betrieb der Louisengrube AG erstreckt sich auch außerhalb von Sandersdorf über weitere Orte wie Ramsin, Köckern, Großzöberitz und Holzweißig.
1944, Mai
Die Gemeinde Sandersdorf kauft zwei neue Löschfahrzeuge, einen Mercedes LF 8 und einen Mercedes LF 15.
Ein Teil der Feuerwehrkameraden wird zum Feuerlöschdienst der Luftschutzpolizei verpflichtet.
1944
In der Ernte und beim Rübenverziehen helfen die Knaben kräftig mit. Es beteiligen sich 160 Knaben in 1864 Halbtagen allein beim Rübenverziehen, daneben wird Altmatetrial und Teekraut gesammelt und abgeliefert.

Durch die Kriegsereignisse werden etwa 1400 Personen nach Sandersdorf aus dem Westen gebracht, die Schule nimmt daher auch an Kinderzahl beständig zu.
1944, 30. Nov.
Für die volks– und nichtdeutschen Kinder wird eine Schulklasse mit zwei Abteilungen im Frauenlager Säurefabrik eingerichtet.
1945, 16. Jan.
Bei einem Luftangriff werden 107 Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene getötet. Sie werden in Sandersdorf begraben.
Bei diesem Angriff fallen auch auf das "Lager Marie" Bomben. Dabei werden der Sandersdorfer Arzt Dr. med. Willi Einecke (29.3.1894 – 16.1.1945) und die Krankenschwester Martha Klawitter (21.4.1929 – 16.1.1945) und noch andere Personen getötet.
1945, 17. März
Fliegerangriff auf Sandersdorf, das Haus Hugo Haupt (Theodor–Körner–Straße 64) wird zerstört und in der Blücherstraße treten Schäden auf.
1945, 15. April
Am Nachmittag erreicht ein Vortrupp der US–Armee die Abraumwerkstatt der Louisengrube. Deutsche Soldaten, die töricht im Schutz der Häuser Stellung beziehen, werden zu einer großen Gefahr für die Häuser und deren Bewohner.
Die aus Richtung Zörbig in den Ort Sandersdorf vorstoßenden amerikanischen Panzer werden beschossen. Noch einmal ziehen sie sich zurück, nehmen Sandersdorf am 16. und 17. April unter Beschuss, um den Ort nach weiteren Kampfhandlungen einzunehmen. Soldaten der deutschen Wehrmacht, die in der Hauptstraße und Mühlstraße sinnlosen Widerstand leisten, verlieren ihr Leben.
Die Bewohner suchen Zuflucht in den Schutzräumen im Kellergeschoss der Häuser oder im öffentlichen Hochbunker in der Hauptstraße.
Granaten treffen das Grundstück des Siedlers Georg Lempert in der Goethestraße. Der Sohn Egon wird sofort getötet und der zweite Sohn Lothar stirbt nach vergeblicher Hilfe später. Auch eine Umsiedlerin wird verletzt.
1945, 17. April
Vor dem Beschuss suchen Bewohner eines ehemaligen Grubengebäudes in der Karl–Ferdinand–Straße Schutz in einem Erdkeller, der einen Volltreffer erhält. 10 Personen werden getötet und viele werden verwundet.
1945, 17./18. April
Kampfhandlungen, Zerstörung mehrerer Wohnhäuser und der Turnhalle.
1945, 18. April
Der Schulunterricht muss infolge Kriegsereignisse vom 18.4. – 1.10.45 eingestellt werden.
1945, 01. Juli
Die gesamte Verwaltung des Landkreises Bitterfeld wird von der Sowjetarmee übernommen.
1945, Sept.
Die Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wird mit 600 Mitgliedern gebildet.
1945, ab Herbst
In den noch benutzbaren Baracken des Arbeitslagers "Marie" werden für Heimatvertriebene Notwohnungen eingerichtet.
1945, 14. Dez. 23.00 Uhr
Ein auf dem Kippgelände der Deutschen Reichsbahn Sandersdorf abgeladener Sprengkörper explodiert und beschädigt einige Siedlerhäuser erheblich.
1946, Jan.
Stromsparmaßnamen werden verordnet:
In der Landwirtschaft dürfen in den Gemeinden an Werktagen in den Tagesstunden von 7–12 und 17–21 Uhr jeweils höchstens die Hälfte der vorhandenen Motoren in Betrieb genommen werden.
In Wohnräumen bis zu 35 Quadratmeter Grundfläche dürfen je einen Quadratmeter nicht mehr als 2 Watt der benutzten Lampenleistung entfallen.
1946
Das Winterhalbjahr litt unter Kohlenmangel. Der Unterricht konnte nicht immer aufrecht gehalten werden, da die Schulräume nicht geheizt waren. Kinder mussten ab Februar zur Schule kommen. Es wurden ihnen Hausaufgaben gestellt und dann entlassen.
1946, 12. April
Die Demontage des Kraftwerkes Thalheim unter Leitung des sowjetischen Majors Löwensohn beginnt. Maschinen und Anlagen werden bis 30. Sept. verladen und nach der Sowjetunion abtransportiert. Das gleiche Schicksal trifft auch das Bahnkraftwerk Muldenstein und das Kraftwerk Vockerode.
Das Kraftwerk Thalheim war damals eines der modernsten Braunkohlekraftwerke Europas. Es war nur 6 Jahre in Betrieb.
1946, 01. Mai
Noch vor den ersten Gemeinderatswahlen erfolgt der Zusammenschluss der Ortsgruppen KPD und SPD zur SED–Ortsgruppe mit 1.468 Mitgliedern.
1946, 22. Mai
Der Anti–Nazi–Ausschuss in Sandersdorf erfasst 51 Mitglieder der NSDAP und deren Gliederungen — darunter eine Frau — und stuft 42 als aktiv, 6 als nominell ein. Sie waren in Funktionen wie Ortsgruppenleiter, Blockleiter, Kassenleiter, Ortsamtsleiter, Zellenleiter, Schulungsleiter, Oberscharführer der SS und Truppführer der SA aktiv. Die Nationalsozialisten kamen aus allen Klassen und Schichten. Weiterhin wird vermerkt, dass 23 Personen bereits "verhaftet" sind.
1946, 06. Juni
Die Ortsgruppe des Kulturbundes Sandersdorf wird gegründet.
1946, 08. Sept.
Mit der ersten nach Kriegsende durchgeführten Wahl zum Gemeinderat wird den Bürgern wieder direkter Einfluss auf die Kommunalpolitik ermöglicht.
Die Wahl zum Gemeinderat am 08.09.1946 hat das folgende Ergebnis:
Wahlberechtigte   3973
Wähler/innen      3766   Wahlbeteiligung  94,8 %
Gültige Stimmen   3643
Ungültige Stimmen  125
Ergebnis der Gemeinderatswahl
                Stimmen
SED               2064    56,6 %
LDP                513    14,1 %
CDU               1044    28,7 %
AFA                 22     0,6 %   (Frauenausschuss)
1946, ab Okt.
Den Schülern wird ein normales Frühstück — Kaffee und Brötchen — gegen Bezahlung von 80 Pfg. monatlich verabreicht.
1946
Bau einer Notbrücke aus Holz in Richtung Sandersdorf–Bitterfeld (Säurekreuzung) über die Kohlebahn.

Die demontierte elektrische Bahnstrecke Bitterfeld – Dessau sowie Industrieanlagen der chemischen Werke Wolfen – Bitterfeld gehen als Reparationslieferungen in die Sowjetunion.

Der Fischerverein e. V. Sachsen–Anhalt, Ortsgruppe Sandersdorf mit Pachtvertrag für die Grube Richard I (Konsumgrube), wird gegründet.
1947, 29. Jan.
Zur Linderung der Kohlennot wird der Tagebau der stillgelegten Grube Thalheim–West für den wilden Bergbau freigegeben. Die Gebühr für einen Genehmigungsschein beträgt 25 Reichspfennig.
Die im restlichen Kohlenflöz in Handarbeit gewonnene Braunkohle wird mit dem Handwagen nach Hause gekarrt.
1947
Zur Vermeidung von Felddiebstählen und zur Sicherung der Ernährung werden Sperrstunden eingeführt.
Der Schulbesuch leidet sehr unter den Ernährungsverhältnissen, im Winterhalbjahr unter Schuh– und Kleidernot der Kinder.
1948
Die Not an Schulheften ist sehr groß. Die Kinder sammeln Altpapier und erwerben für 1 kg Altpapier ein Anrechtsschein für ein Schreibheft.
1949, 30. April
Das Schulgebäude am Schulplatz erhält den Namen "August–Bebel–Schule", und dem Schulgebäude in der Greppinerstraße wird der Name "Geschwister–Scholl–Schule" gegeben. Der in gemeinsamer Arbeit neu hergerichtete Schulplatz trägt ab 1. Mai 1949 den Namen "Platz der Einheit".
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1950
Im Durchschnitt stehen jeder Person 15 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

Für hilfsbedürftige Rentner und Fürsorgeempfänger wird eine Beihilfe für Einkellerungskartoffeln (Kartoffelbeihilfe) gezahlt.
1950, ab Sept.
Die Umsiedler haben Anspruch auf Gewährung eines zinslosen Kredites bis zu einer Höhe von 1000,– DM. Die örtliche Sozialkommission stellt die Bedürftigkeit im Hinblick auf die Anschaffung von Gegenständen des Wohnbedarfs — Möbel, Einrichtungs– und Ausstattungsgegenstände — fest und prüft die Höhe der Kreditanträge.
1950, 01. Okt. bis 1952, 01. Juli
Heinz Kruschel (* 08.10.1929) als Lehrer und ehrenamtlicher Pionierleiter an der August–Bebel–Schule in Sandersdorf tätig. Als freiberuflicher Autor schreibt er später Kinderbücher, Romane, Essays u. a.
1990 – 1999 Vorsitzender des Friedrich–Bödecker–Kreises in Sachsen–Anhalt.
1951, 01. Mai
Inbetriebnahme des Wasserwerkes Sandersdorf

Die so genannte "Örtliche Industrie" wird gebildet. Die Ziegelei Sandersdorf wird aus der Braunkohlenverwaltung Bitterfeld herausgenommen und in die "Örtliche Industrie" eingegliedert, also in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde. In der Ziegelei werden poröse Mauersteine hergestellt, die im Wesentlichen als Hintermauerungssteine verwendet werden.
1951, 30. Aug.
Das obere Stockwerk der Nuckelt – Mühle brennt vollkommen aus.
1951
Die bisher um Sandersdorf erschlossenen Kohlelagerstätten sind erschöpft.

Die Versorgung mit Elektroenergie kann nur aufrecht erhalten werden, indem Abnehmer einfach über Stunden abgeschaltet werden, um andere mit Strom versorgen zu können.
1951 – 1953
Am Wäldchen wird ein Festplatz eingerichtet, auf dem dann jährlich ein Wald– und Siedlerfest ("Buschfest") stattfindet. Dieses Gelände, das dem CKB gehört, liegt südlich des Wäldchens an der Bitterfelder Straße, nördlich der Friedensstraße, östlich der Straße "Am Waldesrand".
1951 – 1956
HO (Handelsorganisation)– und Konsumgeschäfte werden eingerichtet.
1952
Die Farbenfabrik Wolfen, bisher Sowjetische Aktiengesellschaft, wird volkseigen.

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorhaben der Gemeinde werden ab 1952 jährlich im Dorfwirtschaftsplan festgelegt.

Zwei HO Lebensmittel–Verkaufsstellen und eine HO Gaststätte werden eröffnet.
1952, 20. Juli
Einrichtung einer Gemeindeschwesternstation in der Hauptstraße 1.
1953
Schaffung des Kindergartens am Pfingstanger 2a.
1953, 17. Juni
Arbeiteraufstand in der DDR
Paul Joseph Othma (14.11.1905 – 20.06.1969), wohnhaft in Sandersdorf in der Freiligrathstr. 34, Elektromonteur im Elektro–Chemischen Kombinat Bitterfeld (EKB), gehörte der Streikleitung in Bitterfeld an und wird deshalb zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt.
1954
Aufbau eines eigenen Stadions für Sandersdorf.
1955, 24. April
Die erste Jugendweihe wird aufgrund der Anweisung des "Zentralen Ausschusses für Jugendweihe" durchgeführt. Es nahmen 32 Teilnehmer die Gelegenheit wahr. Jugendliche, die eine Jugendweihe erhalten haben, werden durch bessere Ausbildungs– und Berufsmöglichkeiten bevorzugt.
1955
Mit freiwilligen Arbeitseinsätzen im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) werden folgende Projekte unterstützt:

Der Turm der katholischen Kirche (erbaut 1906) wird neu aufgebaut und dabei um 5 m erhöht.

Die Ramsiner Straße wird neu gestaltet. Die Fahrbahn hat neues Pflaster, Porphyr (wie 1911/12), auch teilweise Granit. Vor der westlichen Häuserzeile sind erstmals separat Fuß– und Radweg entstanden, durch Granitbordsteine abgegrenzt, sonst unbefestigt.
1955, 06. Nov.
Ehrung des Dichters Johann Gottfried Schnabel in der Schulaula. Festrede und Würdigung des Dichters der besten deutschen Robinsonade, der "Insel Felsenburg", durch Herrn Professor Dr. Hans Mayer (19.03.1907–19.05.2001, Professor für Kultursoziologie und Geschichte der Nationalliteraturen an der Universität Leipzig, erlangt als Literaturwissenschaftler Weltruf). Enthüllung der Schnabel–Gedenktafel am evangelischen Pfarrhaus, Kirchplatz 2.
DER DICHTER DER
"INSEL FELSENBURG"
JOHANN GOTTFRIED SCHNABEL
WURDE HIER AM
7.NOV.1692 GEBOREN
Bürgermeister Sondershausen nimmt sie in Gemeindebesitz und Pfarrer Muster nimmt sie in Obhut und Pflege.
1956, 7. Okt.
Die neue Brücke der "Jungen Pioniere" in Richtung Bitterfeld wird eingeweiht. Sie ersetzt die Notbrücke aus Holz von 1946.
1956, Dez.
Der Aufbau der Turnhalle, die im Februar 1945 zerstört wurde, beginnt. Viele "Kämpfe" sind um Material und Finanzen gewesen.
1957, 01. Jan.
Die Ortsteile "Deutsche Grube", "Lager Marie" und "Grube Antonie" werden von der Gemeinde Sandersdorf ausgegliedert und von der Stadt Bitterfeld übernommen. Die ausgegliederte Fläche beträgt 227 ha. (Gemeindebeschluss vom 04.12.1956)
1957
Beginn der Arbeiten zur Errichtung des Strandbades in der Förstergrube.

Die Kapazität des Schulhortes wird von 35 auf 50 Kinder erweitert.

Zu einem Erdrutsch kommt es an der Böschung der Grube Erich hinter dem Birkenwäldchen. Ein erhebliches Stück Land samt seinem hohen Baumbestand ist in der Grube verschwunden.
1957, 31.05 – 03.06
Die Einwohner feiern ein großes Heimatfest, das unter dem Leitsatz "800–Jahrfeier der Gemeinde Sandersdorf" steht. Der urkundliche Beleg für 800 Jahre wird nicht erbracht.
1958
Das Wasserleitungsnetz wird aus der Elbaue–Fernwasserleitung gespeist. Die Beschaffenheit des Trinkwassers verbessert sich wesentlich.

Die Aussprachen mit den Bauern in Sandersdorf zwecks Beitritt in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) finden wenig Resonanz.
1958, 25. Mai
Das Sandersdorfer Strandbad wird feierlich eröffnet. Die Wasserfläche umfasst 36 ha.
1959
Die "Vereinigten Ziegelwerke Sandersdorf" in der Ramsiner Straße werden geschlossen.
1959, 03. Okt.
Der Klub der Werktätigen wird gegründet. Die ersten Kulturveranstaltungen finden im "Thüringer Hof", Bitterfelder Straße 2, statt.
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1960
Auf dem ehemaligen Gelände der Ziegelei in der Ramsiner Straße wird eine Schweinemästerei errichtet, die bis um 1970 betrieben wird.

Die Mühle "Nuckelt" wird von der LPG Brehna als Futtermittelbetrieb übernommen und betrieben.
1961
Aus der Mittelschule Sandersdorf wird die 10–klassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule. Es ist nunmehr das Ziel gesetzt, dass alle Schüler den Abschluss der 10. Klasse erreichen.

Wiederholt wird festgestellt, dass die Einleitung der gemeindlichen Abwässer in den Grubenteich Hermine aus seuchenhygienischen Gründen nicht mehr verantwortbar ist.
1962
In der katholischen Kirche werden Fenster, Altarraum, elektrisches Geläut, Ausmalung und Vorbau renoviert.
1962, 10. März
Das "Klubhaus der Werktätigen", ehemals der "Thüringer Hof" in der Bitterfelder Straße 2, wird feierlich eröffnet.
1963
Die ZBE Landbaugemeinschaft "Einheit" Bitterfeld, Sitz Sandersdorf, siedelt sich in der Ramsiner Straße an. Es werden Werkstätten und Lagerhallen gebaut. An der Straße schafft sich die Landbaugemeinschaft ein modernes Bürohaus.
1964
Die LPG Roitzsch richtet östlich der Ramsiner Straße eine Geflügelfarm ein.
1964 – 1966
Vier 4–geschossige Wohnungsbauten, anfangs noch mit Ofenheizung, werden in der Feldstraße gebaut.
1965, 30. Juni
Die Brikettfabrik "Louise" ("Hermann Fahlke") in der Ramsiner Straße wird aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt.
1965
In der Siedlung wird die Anlage für die Versorgung mit Wirtschaftswasser fertiggestellt.
1967 – 1968
Ein 11–geschossiges Hochhaus mit 132 Wohneinheiten wird am Platz des Friedens gebaut.
1968
Das nicht mehr benötigte Wasserwerk wird abgerissen.

An der Nordseite der Friedensstraße – nahe Säurekreuzung – wird ein Stützpunkt der Bezirksdirektion des Straßenwesens Halle, Kreisdirektion Bitterfeld, errichtet.
1968, 13. Nov.
Der letzte Neubaublock wird an die Arbeiter–Wohn–Genossenschaft (AWG) "Neue Heimat" übergeben. Damit wurden insgesamt 15 Wohnblöcke mit 850 Wohneinheiten südwestlich der Thalheimer Straße ab 1964 errichtet.
94 Garagen wurden neu gebaut.
1968 – 1969
Ein Flachbau für Dienstleistungseinrichtungen (Ambulanz, Waschstützpunkt, Textilreinigung, Friseur, u. a.) wird am Platz des Friedens errichtet.
1969
Auf dem Stützpunkt der Bezirksdirektion des Straßenwesens werden von 1969 – 1987 Wirtschaftsgebäude, Fahrzeughalle, Aufenthalts–, Umkleide–, Speiseraum und Büroräume gebaut.
1969 – 1970
Die Polytechnische Oberschule (POS) II "Arthur Becker" (20 Klassen) wird am Ring der Chemiearbeiter 66 errichtet.
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1970 – 1971
Die Kinderkombination "Glückspilz" (200 Plätze) entsteht am Ring der Chemiearbeiter.
1970
Die Abwässer der Gemeinde Sandersdorf einschl. Sandersdorf–Nord werden bisher nach einer teilweisen Reinigung in Hausklärgruben in die ehemalige Grube Hermine eingeleitet (begrenzt bis 1970). Danach werden die Abwässer in einer Rohrleitung, die entlang der Grube Hermine verläuft, zu einer Abwasserreinigungsanlage südöstlich von Thalheim gefördert.
1972
Der Oberbau der "Saftbahn" wird grundlegend saniert und dabei dem Hauptbahnstandard angepasst.
1974
Die "Alu–Siedlungshäuser" (CKB–Häuser) in der Uthmannstraße werden privatisiert. Nach Bewertung werden die Häuser an deren Bewohner verkauft.

Die bisher private "Saftfabrik" wird zum volkseigenen Betrieb "VEB Zuckerverarbeitung Sandersdorf".
1975, Aug.
In mehrtägigem Einsatz wird der Brand von Ödland auf der Fasanenkippe bekämpft. Das Löschwasser muss auf langer Wegstrecke herangeführt werden.
1975
Der Lindenstein am Dorfplatz wird auf einem neu errichteten Fundament abgelegt.
1976 – 1977
Eine Kaufhalle wird am Platz des Friedens errichtet.
1978, 31. März
Baubeginn für den Veteranenklub (Rentnerstützpunkt) des Wohnbezirkes III der Nationalen Front in der Friedensstraße.
1978
Bau von massiven Bungalows für 60 Kinder im Sommerferienlager (Schwimmlager der Volksbildung) am Strandbad Sandersdorf.

Schaffung einer Essenausgabe– und Esseneinnahmestelle zur Versorgung der Veteranen im Wohnbezirk II.

Umbau der Ambulanz für die kinderärztliche und gynäkologische Betreuung.

Im Wohnkomplex Sandersdorf–Nord II wurden 730 neue Wohnungen gebaut und 38 Wohnungen modernisiert.

Zugunsten des Braunkohlentagebaus Köckern wird das Gewinnungsrecht der PGH "Bauhütte" erheblich reduziert. Mit dem Aufschluss des Tagebaus werden weite Flächen östlich von Ramsin annektiert, die PGH besitzt plötzlich keine Rohstoffe mehr.

Über das ganze Jahr verhandelt und streitet sich der Vorstand der Siedlersparte mit verantwortlichen Leitern des CKB über die unzumutbare Stickoxidbelastung (Säurefabrik, Abgase vom Turm 13, usw.) ohne merkliches Ergebnis.
1979, 01. Mai
Der Veteranenklub (Rentnerstützpunkt) des Wohnbezirkes III der Nationalen Front wird vom 31.3.1978 – 27.4.1979 für 100000 Mark in der Friedensstraße (neben der Straßenmeisterei) errichtet und am 1. Mai 1979 feierlich eingeweiht.
1979 – 1980
Ein 2–geschossiger Plattenbau für Dienstleistungseinrichtungen (Kinderkombination II mit 216 Plätzen, Poststelle, Volkssolidarität, u. a.) wird an der "Straße der Freiheit" gebaut.
1979 – 1981
Die Polytechnische Oberschule "Augustin–Farabundo–Marti" mit Turnhalle und Schulsportgelände wird an der Straße der Freiheit 6 errichtet.
1979 – 1983
5–geschossige Plattenbauten mit 445 Wohnungseinheiten werden nördlich der "Straße der Neuen Zeit" gebaut. Ferner werden im Ort 7 Eigenheime errrichtet.
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1980, August
Der 2–geschossige Plattenbau für Dienstleistungen in der Straße der Freiheit wird mit der eingerichteten Kinderkombination II (144 Kindergarten– und 72 Kinderkrippenplätze) eröffnet.
1981, 19. März
Der Kleingartenverein "Am Birkenwäldchen" wird gegründet und die Gartenanlage in den folgenden Jahren errichtet.
1981, Frühjahr
Aufsteigendes Grundwasser überschwemmt die Gärten im "Kühlen Grund".
1981
Die Polytechnische Oberschule (POS) "Augustin–Farabundo–Marti" mit Schulsportgelände und Turnhalle (Straße der Freiheit 6) wird zur Nutzung übergeben.

Die Schulspeisung wird neu organisiert.

Gründung des Musikvereins Sandersdorf
1981, Oktober
Die Gaststätte "Förstergrube" im Wohngebiet Sandersdorf–Nord wird eröffnet, nachdem deren Bau mehrere Jahre dauerte.
1982
Die ehemals nach Ramsin führende Landstraße wird 1982 durch den Aufschluss des Braunkohlentagebaues "Köckern" auf unabsehbare Zeit unterbrochen.

Die Kegelbahn des "Gasthofes zur Eisenbahn" wird wegen Baufälligkeit abgerissen. In einem verbliebenen Teil richtet der Glasbläsermeister Roger Schräpler seine Glasbläserwerkstatt ein.
1983
Freiwillige Feuerwehr: Mit einem großen Anteil Eigenleistung wird ein neuer Anbau zur Nutzung als Fahrzeughalle errichtet. Weiterhin entsteht ein Schulungsraum und die sozialen Bedingungen werden verbessert.

Der Ausbau und die Rekonstruktion des Kulturparkes am Wäldchen beginnt.
1984, 04. Okt.
Modernste und größte BHG–Verkaufsstelle des Kreises Bitterfeld in Sandersdorf, Greppiner Straße 9 (früher katholische Schule), mit 400 qm Verkaufsfläche wird übergeben.
1984, Dez.
Die Antennengemeinschaft wird in der Siedlersparte gegründet.
1985, 01.Aug.
Eine "Sero"–Aufkaufstelle für Sekundärrohstoffe wird in der Siedlung eröffnet.
1985, 20. Dez.
Um 12.00 Uhr wird der 1902 erbaute Wasserturm gesprengt.
1986
Festjubiläum 75 Jahre Fußball Sandersdorf.
1986, 23. Juni
Die Antennengemeinschaft der Siedlersparte erhält von der Deutschen Post die Genehmigung zum Errichten und Betreiben von Empfangsantennen– und Verteileranlagen für den Hör– und Fernsehrundfunk.
1987, 04. Juli
Ein bergbauhistorischer Lehrpfad wird eingeweiht. Die Wegtrasse durch Sandersdorf und Zscherndorf wird markiert. Eine an der Gaststätte "Förstergrube" aufgestellte Baggerschaufel erinnert an die bergbauhistorische Bedeutung des Territoriums.
1988, 27. Juli
Siedlerfest "50jähriges Bestehen"
1988 bis 1989
Private Reihengaragen werden südlich an der Straße der Neuen Zeit gebaut.
1989, 07. Mai
In die örtliche Volksvertretung werden nach dem Wahlvorschlag der Nationalen Front 40 Mitglieder und 14 Nachfolgekandidaten neu gewählt. Günter Bieder (SED) wird zum Bürgermeister gewählt.
1989, 02. Nov.
Die Vorsitzenden der Ortsgruppen der LDPD, der NDPD, der CDU und der Nationalen Front gehen in ihrer weiteren Zusammenarbeit davon aus, dass der für sich allein in Anspruch genommene Führungsanspruch der SED nicht mehr existent ist. Bei allen Handlungen im Territorium wird die konsequente Gleichberechtigung aller politischen Parteien durchgesetzt ist.
1989, 09. Nov.
In der Nacht öffnet die DDR, ohne vorherige Absicht, die Grenzen nach Westberlin, unter anderem dem Druck des Volkes zu verdanken. Die Berliner Mauer ist gefallen.

Unter der gemeinsamen Verantwortung der noch im demokratischen Block vereinten Parteien findet das erste öffentliche Bürgerforum im Klubhaus der Werktätigen ("Thüringer Hof") statt.
1989, 21. Dez.
Die erste Zusammenkunft "Runder Tisch" in Sandersdorf findet im Pfarrsaal der kath. Gemeinde statt. Die Gespräche werden von den beiden Kirchen des Ortes organisiert. Der "Runde Tisch" versteht sich als Bürgerinitiative zur demokratischen Erneuerung in einer Übergangszeit, in der es keine legitimierte Volksvertretung gibt.
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Letzte Änderung: 22. Oktober 2008