- 1373, 02. Juli
- Die beiden Brüder Rudolf und Heinrich von Zwochau auf Zschernitz treten dem
Kloster zu Brehna die Dörfer Kolpin und Sandersdorf für 30 Schock neue Greuziger
Groschen ab.
Kolpin und Sandersdorf waren von Herzog Rudolf I. an die von Zwochau verpfändet
worden. Die Dörfer wurden zur festgesetzten Frist nicht eingelöst, sodass sie
freies Eigentum wurden. Etwa 40 Jahre besaßen die von Zwochau beide Dörfer.
- 1374, 02. Febr.
- Der Verkauf der beiden Dörfer findet die Bestätigung des Herzogs Wenzel von
Sachsen (1370 – 1388), der sich aber das Recht der obersten Beschirmung und
Herrschaft vorbehält.
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- 1385, 08. Jan.
- Das Dorf Odeley, südlich von Sandersdorf, wird vom Herzog Wenzel von Sachsen
an das Kloster Brehna verschenkt.
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- 1486
- Amtlich wird festgestellt, dass das Kloster Brehna, dem Sandersdorf gehört,
auch auf den Dörfern das Halsgericht habe, also das Recht über Leben und Tod.
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- 1490
- Das Kloster zu Brehna klagt über den Amtmann von Bitterfeld bei Kurfürst
Friedrich von Sachsen (1486–1525) wegen der Aneignung von einigen Gütern in der
Sandersdorfer Mark durch Bitterfeld.
- 1491, 27. März
- Urteil des Kurfürsten: Strittige Güter sollen von beiden verwaltet werden.
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- 1525
- Auf Befehl des Klostervogts von Brehna wird in Sandersdorf ein Mann
hingerichtet. Der Bitterfelder Amtmann Heinrich erhebt sofort Einspruch, worauf
der Kurfürst am 15. Oktober 1525 die Fronstätte durch den Bitterfelder Amtmann
abbrechen ließ und dem Kloster verbot, weitere Blutgerichte auszuüben.
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- 1531
- Erste evangelisch–lutherische Kirchenvisitation in Sandersdorf. Sandersdorf
wird freies Amtsdorf. (Einwohnerschaft: 11 Hufner und 9 Gärtnern). Der alte
Pfarrer verliert wegen Festhalten am katholischen Glauben sein Amt. Der erste
evangelische Pfarrer, Matthäus Steigener, wird in sein Amt eingesetzt.
- 1533
- Bei der zweiten Kirchenvisitation klagt der Pfarrer über außerordentlich
liederliches Leben innerhalb des Kirchspieles und selbst "unter den Predigten
lasse die Schwelgerei nicht nach", was den "Bauern mit ganzem Ernst untersagt
wurde", "bei Vermeidung der Strafe und churfürstlichen Ungnade".
- 1536
- Martin Luther und Johannes Bugenhagen legen bei Kurfürst Johann Friedrich
eine Fürbitte zur "Besserung der Pfarrgüter" zu Sandersdorf im Amt Bitterfeld
ein.
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- 1543
- Klage des Klostervogtes Melchior beim Kurfürsten über Bürger von Sandersdorf
wegen Vergehen in der Schenke.
- 1544
- Das Kloster zu Brehna (erbaut von der Witwe des Grafen Friedrich von Brehna,
der Gräfin Hedwig im Jahre 1201) wird aufgelöst. Jedoch die Sandersdorfer wüsten
Teichanlagen, die fischreichsten der Umgebung, blieben dem Verwalter des Klosters
zur längeren Benutzung.
Sandersdorf hat 11 Hufner und 13 Gärtner.
Die Pest wütet überall und viele Menschen müssen daran sterben.
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- 1555
- Stakendorf hat an Einwohnern 9 Wirte und gehört einem Mann mit Namen Preußen
von Greppin und ist auch neu erbaut.
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- 1575
- Die Parochie Sandersdorf, zu der bisher die Dörfer Zscherndorf, Stakendorf,
Greppin, Reuden, Thalheim und Wolfen gehörten, wird verkleinert. Bei Sandersdorf
bleiben Zscherndorf, Stakendorf und Greppin. Reuden bildet mit Wolfen und
Thalheim eine neue Parochie.
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- 1581
- Die Schäferei Sandersdorf wird an Heinrich von Gleißenthal verkauft.
Die Teichanlagen von Sandersdorf werden als sehr fischreich bezeichnet.
- 1582
- Pest und Cholera wüten.
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- 1618
- Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648)
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- 1637,13.–27. Febr.
- Sandersdorf und Stakendorf werden von den schwedischen Truppen geplündert
und zerstört. Die Schäferei mit ihren über 1000 Stück Schafvieh wird zerstört.
Der alte Kirchhof mit seinen dicken Mauern war die letzte Zufluchtsstätte der
schwer gedrückten Bevölkerung. Aber auch die Kirche und der Kirchhof waren vor
diesen mordend und brennend durch das Land ziehenden Truppen nicht sicher.
Im Juli bricht wieder die Pest aus.
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- 1661
- Sandersdorf ist noch ganz verödet, 9 Bauernhöfe sind noch unbesetzt. Das
zerstörte Stakendorf wird nie wieder aufgebaut.
Kein Mensch dachte an die Wiederaufnahme der Schenkgerechtigkeit, sodass die
Schenke mit Feld öffentlich verkauft werden musste. Als Käufer fand sich Elias
Ochse, der die wüste Baustätte mit Garten, 2 Hufen Feld, 2 Gemeindestücken und
sonstige Gerechtsame für 40 Gulden erwarb. Die Schenke wurde auf der derselben
Stelle, gegenüber der Kirche in der Schenkgasse (Poststraße Haus Nr. 4) wieder
neu errichtet.
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- 1680
- Gottesdienste und Taufen finden unter der Heideloher Windmühle statt, da in
den Dörfern die Pest wütet und die Ansteckungsgefahr für die Geistlichen zu groß
ist.
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- 1692, 07. Nov.
- Johann Gottfried Schnabel als Sohn des evangelischen Pfarrers in Sandersdorf
geboren,(gestorben nach 1750), Schriftsteller.
Schnabel nahm als Feldscher (unterster Militärarzt) an den Feldzügen Prinz Eugens
in den Niederlanden teil. Ab 1724 wirkte er als Hofbalbier, Buchhändler und
Hofagent in Stolberg, wo er die Zeitung "Stolbergische Sammlung neuer und
merkwürdiger Weltgeschichte" herausgab.
Sein Roman "Wunderliche Fata einiger Seefahrer, absonderlich Alberti Julii, eines
gebohrnen Sachsen" (Insel Felsenburg) erscheint unter dem Pseudonym Gisander.
Es ist die bedeutendste deutsche Robinsonade, die das Bild eines utopischen
Gemeinwesens entwirft.
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- 1718, 19. Okt.
- 18 Bauernhöfe nebst Pfarrhaus brennen ab, wobei das Pfarrarchiv mit dem
uralten Kirchenbuch und die Bibliothek verloren gehen.
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- 1750
- Die Kirchgemeinde erwirbt aus der eingegangenen Schlosskapelle in Zörbig, an
welcher der Sandersdorfer Pastor Johann Bäumlinger als fürstl. sächs. Hofprediger
wirkte, Orgel, Kanzel und Altar (letzterer von 1709) für zusammen 140 Taler.
- 1753
- Bei einem großen Viehsterben in Sandersdorf und Zscherndorf verenden 141
Stück Rindvieh, 309 Schafe, 18 Schweine und 12 Bullen.
- 1754
- Durch Unwetter und Überschwemmung wird die gesamte Ernte vernichtet.
- 1755
- Ein sehr kalter Winter mit viel Schnee. Das Vieh ist im Stall erfroren.
- 1756
- Siebenjähriger Krieg (1756 – 1763)
- 1757
- Eine überaus gute Kornernte. Der Scheffel Korn kostet 2 1/2 Taler.
- 1757, 13. Juli
- Gegen 17 Uhr, als alle Leute auf dem Felde sind, bricht ein Feuer in der
"Filial Greppin" aus, durch das 6 Häuser zerstört werden. Es war eine große Dürre
und Hitze.
- 1759, 04. Juni
- Am 2. Pfingstfeiertag geht über Sandersdorf ein schweres Gewitter nieder,
der Blitz schlug in Lorenz Schmids Wohnhaus ein und zerstörte es vollständig.
Das gegenüberliegende Bauerngut von Christoph Möbius wurde ebenfalls eingeäschert.
- 1759 – 1760
- Am 7jährigen Krieg (1756–1763) teilnehmende preußische und württembergische
Truppen rasten in Sandersdorf, um anschließend in die Schlacht bei Torgau zu
ziehen. In Sandersdorf war ein Regiment untergebracht. In der Pfarre nahmen
Obrigstleutnant von Chame und Obrist von Eyl Quartier.
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- 1763
- Inflation, das preußische Kriegsgeld verlor seinen Wert bis zu einem Drittel.
1 Scheffel Korn kostet 14 Taler.
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- 1770 – 1772
- Schlechte Ernten und Hungersnot
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- 1785
- Der Winter ist sehr kalt und lang, dass die Bauern zu Ostern mit dem Schlitten
zur Kirche fahren. Der Lohn für 12 Stunden Arbeit eines Maurers oder Zimmermanns
beträgt 7 Groschen. Ein Scheffel Roggen kostet 2 Taler und 4 Groschen.
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- 1795
- Ein Feuer vernichtet 5 Häuser am Dorfplatz, die alte Linde, auch 9 Stück
Rindvieh fallen zum Opfer.
- 1798, 16. Febr.
- Die Gehöfte von Schmidt, R. Schulze und A. Prautzsch brennen ab. Am folgenden
Tage brennen weitere Häuser nieder.
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- 1804 – 1805
- Eine große Teuerung, der Scheffel Roggen kostet 4 Taler.
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- 1810
- Die Greppiner Schäferei in Sandersdorf wird nach Wachtendorf verlegt. Auf
diesem Grund steht heute die katholische Kirche.
- 1813
- Befreiungskriege (1812–1813)
In der Zeit der Befreiungskriege liegen vor und in Sandersdorf mehrere Tage die
Russen. Zwischen Thalheim und Sandersdorf, am "Kulich" haben sie ihr Lager
aufgeschlagen. Die Bevölkerung leidet unter den Plünderungen. Am 22. September
machen die Kosaken einen Ausfall nach Heideloh zu einer Attacke gegen die im
Stakendorfer Busch stehenden Italiener, kommen aber unverrichteter Sache wieder
zurück. Am 10. Oktober liegt die ganze 150000 Mann starke Nordarmee (Preußen,
Russen und Schweden) mit 15 Generälen und 500 Offizieren in den Nachbardörfern.
Die einzelnen Regimenter liegen vom Petersberg bis Reuden und haben sich
größtenteils verschanzt, weil Napoleons Truppen bei Düben ihnen gegenüberstanden.
- 1815
- Nach dem Krieg von 1813 fällt durch Beschluss des Wiener Kongresses die
nördliche Hälfte von Sachsen, einschließlich Sandersdorf, an Preußen.
Die Kreise Bitterfeld und Delitzsch werden gegründet.
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- 1822
- Bis zu diesem Jahr gehen die Zscherndorfer Kinder nach Sandersdorf zur Schule,
die katholischen Schulkinder noch bis 1910.
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- 1839
- Mit dem Aufschluss der Grube Auguste begründet Johann David Schmidt das erste
Kohlenwerk im Bitterfelder Revier.
Abraumbeseitigung und Kohlegewinnung erfolgen per Hand im Tagebaubetrieb.
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- 1842
- Sandersdorf zählt 300 Einwohner, darunter 26 Anspänner, 18 Häusler und 3
Mieter. Der Ort hat 48 Häuser einschließlich Kirche, Hirten– und Armenhaus.
Die erste Kohle auf Sandersdorfer Gelände wird durch die Schmidt & Co GmbH
Sandersdorf gefördert. Das ist die zweite Grube im Bitterfelder Revier.
- 1848
- Die Revolution 1848/49
Nach Kenntnis vom Aufstand in Berlin versammeln sich Arbeiter und Handwerker mit
Trommeln und Pfeifen auf dem Dorfplatz. Drei Tage wird nicht gearbeitet, dann
geht das Leben unverändert weiter.
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- 1857
- In Bauabschnitten der neuen Bahnstrecke Dessau – Bitterfeld stehen auch
Sandersdorfer Arbeiter in Lohn und Brot.
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- 1862
- Die erste Kantorei und Schule wird am Dorfplatz gebaut. Bisher wurde die
Schule in einem Zimmer abgehalten.
- 1868
- Die Gehöfte von Bley und Möbius sowie Baumgartens Schenke brennen vollständig
nieder.
Heißer und trockener Sommer: Am 17. September werden im Schatten 36,2 Grad
gemessen. Nach 14 Wochen Trockenheit fällt am 25. September der erste Regen.
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- 1870/71
- Deutsch – Französischer Krieg 1870 – 1871
In den Deutsch–Französischen Krieg haben sich mehrere Freiwillige gemeldet.
Von 6 teilnehmenden Soldaten kehren Ludwig Hanke und August Regen nicht zurück.
- 1875
- Die Zörbiger Straße wird gebaut. Als erstes Haus gilt die Stellmacherei
von Uebe.
28 Bauern bewirtschaften über 1000 Morgen Land, sowie 4 Kosaken 30 bis 40 Morgen.
- 1876–1878
- Die Teichstraße wird erbaut.
Als erstes Haus entsteht das von Kupsch (Nr. 21). Dieses wird mit Heidekraut
gewellert, einem neu eingeführten Verfahren.
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- 1880
- Greppiner Straße und Ramsiner Straße werden gebaut.
- 1881
- Am Stakendorfer Busch, 900 Morgen groß, wird das Forsthaus errichtet. Dieser
fiskalische Forstbezirk gehört zur Oberförsterei Zöckeritz.
- 1887
- Ein zweites neues Schulhaus wird am Schulplatz (heute Platz der Deutschen
Einheit) gebaut.
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- 1890
- Der erste Lübecker Dampfabraumbagger 40 PS "Holländer" kommt auf einer Grube
in Sandersdorf zum Einsatz.
- 1891
- Die "Grube Louise" lässt auf Sandersdorfer Flur 1891/92 die bisher tiefste
Bohrung im Revier mit 325,37 m bis in die paläozoischen Schichten zur Erkundung
der Kohlevorräte teufen. Damit wird erstmals bekannt, dass die Mächtigkeit der
Schicht des Eozän 25 bis 60 m betragen kann.
- 1893–1895
- Die Hauptstraße wird erbaut, vorher waren dort Gärten und Acker.
- 1893–1898
- Die Bitterfelder Straße wird erbaut, vorher war dort alles Acker.
- 1896, 01. März
- Die vom Orgelbaumeister W. Rühlmann in Zörbig erbaute Orgel eingeweiht.
Diese kostete 3995 Mark.
- 1897, 01. Okt.
- Die Eisenbahnstrecke Bitterfeld – Zörbig – Stumsdorf wird eingeweiht.
- 1898
- Der "Gasthof zur Eisenbahn" mit Tanzdiele wird in der Bahnhofstraße 28 erbaut.
Die Errichtung des Wasserwerkes mit Dampfbetrieb — bestehend aus Dampfkessel
und Dampfpumpmaschine, Filteranlage, Wasserturm mit Hochbehälter, Druckrohr,
Verteilungsrohrnetz, ... — geschieht in dem Zeitraum von 1898 – 1904
in der Teichstraße mit einem Gesamtaufwand von 94500 Mark. Das Wasser wird aus
2 Bohrungen in einer Tiefe von 25 – 32 m entnommen. Der hohe Eisengehalt
des Wassers erfordert nachträglich den Einbau einer Enteisenungsanlage, die in den
folgenden Jahren nicht ausreichend funktioniert. Einmal in der Woche müssen die
zugesetzten Wasserleitungsrohre durchspült werden.
Der "Gasthof zum Kronprinz" wird in der Hauptstraße errichtet.
Nach der Errichtung des Bahnhofs wird die Bahnhofsstraße gebaut. An dieser
Stelle waren bisher Acker und Gärten.
Der Tagebau Karl Ferdinand/West wird aufgeschlossen.
- 1899, 21. Nov.
- Das Schulhaus wird um weitere 2 Klassen vergrößert und eine Lehrerwohnung
ausgebaut.
- 1899
- Für die große Zahl der katholischen Kinder wird eine katholische Privatschule
(Greppiner Str. 9) gebaut, die am 1. April 1900 von der politischen Gemeinde
angekauft und am 1. August 1900 zur öffentlichen Schule erhoben wird.
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- 1900 – 1903
- Die Zscherndorfer Straße wird gebaut.
- 1900
- Ein privates Anschlussgleis wird zur Brikettfabrik der Bitterfelder
Louisengrube gelegt, ein Gleis zweigt noch zur Ziegelei ab. Auch die Brikettfabrik
und Ziegelei "Grube Richard" erhält ein Anschlussgleis. Für den Tagebau Stakendorf
wird westlich des Bahnhofs Sandersdorf eine Verladeanlage für Rohbraunkohle
errichtet.
Grube "Louise" mit einer Jahresfördermenge von 397842 t gehört zu den führenden
Braunkohlenwerken in der Provinz Sachsen.
Die Chemische Fabrik Griesheim–Elektron Bitterfeld leitet im Einverständnis
mit den Gruben "Richard", "Karl Ferdinand" und "Vergißmeinnicht" ab 1900 deren
Grubenwässer in einem Graben durch Sandersdorf zu ihrer Fabrik.
An der Ecke Ramsiner Straße/Zörbiger Straße wird ein Gendarmerie–Gebäude
errichtet. Eigentümer ist die Polizeiverwaltung des Deutschen Reiches.
- 1901
- Ein kommunaler Friedhof wird geschaffen.
Ein trockenes Jahr, am 21. Juli fällt nach 9 Wochen der erste Regen.
- 1901, 26. Aug.
- Auf dem Grundstück der Witwe Wilhelmine Nuckelt, in der Zscherndorfer Straße,
brennen am 26.08.1901 Stallgebäude und die mit Getreide gefüllte Scheune nieder.
- 1901, 10. Sept.
- Ein 12 Jahre alter Junge ertrank im Bauernteich.
- 1902
- G. Möhring baut eine Rübensaftfabrik in der Ramsiner Straße.
Auf dem Schulplatz wird der Wasserturm gebaut.
- 1903
- Dem Braunkohlenabbau um Sandersdorf geht eine großflächige Grundwasserabsenkung
voraus. Die Dorfteiche trocknen aus, die Brunnen versiegen, der Brödel verliert
seine Quelle.
Sandersdorf bekommt Wasserleitung.
- 1905
- Am 14. April wird für den geplanten Bau der katholischen Kirche das Grundstück
gekauft.
Sandersdorf mit 1200 Katholiken wird am 17. August selbstständige Missionsvikarie.
Der sonntägliche Gottesdienst wird ab dem 1. Nov. im Saal des "Thüringer Hofes"
abgehalten.
Fabrikbesitzer Reinhold Nuckelt baut in der Bahnhofstraße 9 im Jahr 1905 ein
Schmiedegebäude. Diesen Betrieb entwickelt er zu einer Bauschlosserei,
später wird daraus eine Auto– und Motorradreparatur.
Bei durch Wassermesser bezogenem Wasser beträgt der Wasserpreis 15 Pfg. für den
Kubikmeter.
- 1906
- Sandersdorf erhält die erste elektrische Straßenbeleuchtung.
- 1906, 15. April
- Es erfolgt der erste Spatenstich für den Bau der katholischen Kirche.
- 1906, 28. Okt.
- Das Genehmigungsverfahren zum Bau der katholischen Kirche ist abgeschlossen,
der Kirchenbau steht schon kurz vor der Vollendung.
- 1906, 18. Nov.
- Die nach den Plänen des Geheimen Baurates Güldenpfennig aus Paderborn im
gotischen Stil von dem Sandersdorfer Maurermeister Gustav Voigt erbaute Kirche
wird eingeweiht.
Die wegen des verspäteten Genehmigungsverfahrens nachgeholte Feier der
Grundsteinlegung und die Glockenweihe geschehen an einem Tag. Die Kosten für den
Kirchenbau betrugen 34000 Mark.
- 1907
- Möhrings Mühle stand vor dem Friedhof, etwa 1907 wurde dieselbe abgerissen.
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- 1910
- Der Bauernteich war bis 1910 noch mit Wasser gefüllt. In diesem gab es bis
dahin viel Fische.
Die drei ausgetrockneten Teiche auf dem Kirch– und Dorfplatz werden
zugeschüttet.
Die Zscherndorfer Kinder, sowie die der "Deutschen Grube" besuchen bis 1910 die
Schule in Sandersdorf.
- 1909, 01. Okt.
- Der zum hauptamtlichen Gemeindevorsteher gewählte Verwaltungsassistent
Hermann Ebert aus Barmen tritt sein Amt an. Das Büro befindet sich
im Postgebäude.
- 1910, 10. Okt.
- Eine neues Gemeindeamt wird für 17000 RM in der Bahnhofstraße 2
fertiggestellt.
- 1910, Dez.
- Die von Bergwerksbesitzer Fr. Steuer gestiftete große Glocke wird geweiht.
Zu gleicher Zeit wird eine vom Bergwerksbesitzer Lehmann gestiftete Turmuhr
angebracht. Der Umguss der zweiten Glocke wurde mit freiwilligen Spenden
durchgeführt.
- 1911, 24. April
- Sandersdorf wird zu einer Pfarrvikarie mit eigenen Pfarrechten erhoben.
- 1911
- Sandersdorfer Turner gründen den Ballspielklub "BC Sandersdorf", daraus geht
die Sportgemeinschaft "SG Union Sandersdorf e. V." hervor. Die Vereinsfarben sind
grün–weiß–schwarz.
Ein zunächst schmaler Einschnitt im Westfeld des Tagebaus "Marie" entfaltet sich
bis zum Ortsrand und erreicht 1911 an der Bahnlinie die Bebauung an der
Teichstraße. Hierbei wird der "Kommunikationsweg" nach Greppin überbaggert.
1911 war eine sehr schlechte Ernte infolge der großen Hitze und Trockenheit,
besonders in dieser sandigen Gegend.
- 1911, 05. Okt.
- Die Kegelbahnen werden durch die Bitterfelder Aktienbrauerei gebaut.
- 1913, 15. Febr.
- Die Kirchengemeinde Greppin scheidet aus der evangelischen Parochie
Sandersdorf aus.
Die Staatseisenbahn richtet 1913 in Sandersdorf eine Bahnmeisterei ein.
- 1914
- In den Jahren des 1.Weltkrieges (1914–1918) werden im "Gasthof zum
Kronprinz" im Saal Kriegsgefangene untergebracht, die in den umliegenden Gruben
arbeiten.
Die Rübensaftfabrik unter Gustav Möhring geht in Konkurs. Da Rüben aus den
umliegenden Anbaugebieten verarbeitet werden, schließen sich einige Landwirte
zu der Fa. Hänsch u. Co. zusammen und betreiben die Saftfabrik weiter.
Die Nasspresskohlenherstellung wird eingestellt.
Bis 1914 hatte der Ort eine Gemeindeschmiede in der Hauptstraße Nr. 26
(Schmiedemeister Tafelmeyer).
Während des Krieges waren mehrere Lehrer zum Heeresdienst eingezogen.
In ganz bedenklicher Weise sind die Leistungen unserer Schule in der
Kriegszeit zurückgeblieben. Die Ziele normaler Volksbildung konnten bei weitem
nicht erreicht werden.
- 1914, 2. Aug.
- Vormittags 11 Uhr wird in Berlin die Mobilmachung bekannt gegeben, nachmittags
5 Uhr kam der Mobilmachungsbefehl auch in Sandersdorf heraus. In größeren und
kleineren Gruppen standen die Leute zusammen, eifrig im Gespräch über die
ungewisse Zukunft.
- Ab 1915
- Eine große Anzahl von Kriegsgefangenen leistet in den Gruben Zwangsarbeit.
Engländer, Schotten, Franzosen, Amerikaner, Italiener und Russen werden in
Baracken der Gruben "Richard" und "Louise" sowie in Sälen der Gasthöfe in
Sandersdorf untergebracht.
- 1915, 8.April
- Das Brot wird rationiert, kurz darauf alle anderen Lebensmittel.
Eine Hungerperiode beginnt.
Pro Person und Woche werden zugeteilt:
4 Pfund Brot
30 Gramm Margarine
3–5 Pfund Kartoffeln
50 Gramm Fleisch
1/2 Liter Milch, nur für Kinder bis zu 4 Jahren
1/2–1 Pfund Mehl und Fett
1/4 Pfund Zucker
Die Menschen ernähren sich zusätzlich von Kohlrüben, weißen Rüben, Dörrgemüse
aus Kohlrüben und Kohlblättern.
- 1916
- Für Männer und Frauen bis zum 65. Lebensjahr kommt das Arbeitspflichtgesetz,
darunter fallen auch Gewerbetreibende und Kaufleute, die ebenfalls zur Arbeit
nach Werk I von Elektron Griesheim oder in den Bergbau gehen müssen.
Während der Kriegsjahre entsteht die Säurefabrik auf Sandersdorfer Boden.
Werk I stellt während des Krieges Sprengstoffe und Zubehörteile für Kriegsgeräte
her.
- 1917
- Jeder zehnte der an Typhus erkrankten stirbt.
"Besonders schmerzlich war der Gemeinde die Ablieferung der 42 Orgelprospektpfeifen,
darunter 35 klingende, diese mussten 1917 gegen eine Entschädigung von 78785 Mk.
abgeliefert werden. Der prächtige Chor der 3 Glocken, die unter großen Opfern
beschafft waren, erklangen am 11. Juli 1917 zum letzten Mal. Für das abgelieferte
Glockenmaterial wurden vom Staate 1094 Mk. bezahlt. Beide Entschädigungen wurden
in Kriegsanleihe angelegt." [KRUG]
- 1918, Okt.
- Eine sehr verbreitete Virusgrippe in der Region fordert zahlreiche Tote.
Öffentliche Einrichtungen werden geschlossen.
- 1918, Nov.
- Am 8. November kehren die ersten Soldaten von der Front nach hier zurück.
Noch am selben Abend findet eine Besprechung statt, bei der ein Soldaten– und
Arbeiterrat gebildet wird. Am Nachmittag des 9. November bewegt sich ein
Demonstrationszug zum Gemeindehaus. Nach einer Ansprache setzt sich der Zug zum
Landjägerhaus in Bewegung, wo nach einer weiteren Ansprache der Wachtmeister
Reinhardt vorübergehend seines Amtes enthoben wird. Der Mittelstand befürwortet
diese Bewegung, die Eintritte in die Sozialdemokratische Partei nehmen zu.
Auf dem hiesigen Bahnhof stehende Eisenbahnzüge mit Heeresgut werden von einer
Wache des Soldatenrates gesichert, trotzdem werden die Züge geplündert. In der
folgenden Nacht kommt es zu einer Schießerei zwischen Plünderern und der
Wachmannschaft. Der Soldatenrat lässt Verstärkung von Bitterfeld heranholen.
Der Soldaten– und Arbeiterrat sorgt für Ruhe und Ordnung sowie für die
Ernährung der Einwohner. Es werden Pferde geschlachtet und das Fleisch an die
Einwohner verteilt.
- 1918, 12. Dez.
- Anlässlich der bevorstehenden Wahl zur Nationalversammlung spricht Schwester
Lydia Rühland in Bergts Gasthof, Ramsiner Straße 20, im überfüllten Saal vor
Besuchern aus vielen Orten. Während und nach der Versammlung kommt es zwischen
Anhängern des Spartakusbundes und anders Denkenden zu Zusammenstößen.
- 1918 – 1922
- In der Greppiner und Zörbiger Straße werden Bergarbeiterwohnungen gebaut.
- 1918 – 1926
- In der Ramsiner Straße werden die Beamten– und Angestelltenwohnhäuser
der Louisengrube gebaut.
- 1919
- Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach dem Ende des
Ersten Weltkriegs wirkten sich auch auf die Strecke Bitterfeld – Stumsdorf
aus. Beispielsweise führte akuter Kohlemangel dazu, dass vom 5. bis 14. November
1919 nicht ein einziger Personenzug verkehrte.
Ein Sägewerksgebäude der Hoch– und Tiefbaugesellschaft Deutschland wird in
Sandersdorf errichtet.
- 1919, 14. März, gegen 9.00 Uhr
- Unweit der Försterei im Stakendorfer Busch fuhr der von Stumsdorf kommende
Personenzug, dessen Maschine defekt war, auf eine ihm entgegenkommende
Ersatzmaschine, wobei die beiden ersten Wagen schwer beschädigt wurden.
Es gab 2 Tote, 17 Verletzte, darunter 12 Schwerverletzte. Die ums Leben
gekommenen Personen sind der Bahnarbeiter Rüdiger aus Zörbig und die Arbeiterin
Jülicke aus Zöberitz.
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- 1920, 15. März
- Nach dem Beginn des Putschversuches von Kapp in Berlin fährt ein Militärwagen
mit bewaffneten Soldaten vor das Gemeindeamt, ein Offizier verliest den Befehl
von General Märker, dass Streikende mit dem Tode bestraft würden. Trotzdem streiken
die Arbeiter in Sandersdorf noch eine Woche lang und erhalten auch für diese Zeit
ihren Lohn weiter. Zum Generalstreik hatten im gesamten Reich die Gewerkschaften
aufgerufen.
- 1920
- Die "Louisengrube AG" beschäftigt 493 Arbeiter.
- 1921
- Aufruhr in Mitteldeutschland
Als bekannt wird, dass sich die Rote Armee unter ihrem Führer Max Hölz über
Ammendorf bis an die Stadt Halle herankämpft, legen die Sandersdorfer Arbeiter
die Arbeit nieder und führen in den Betrieben Belegschaftsversammlungen durch.
Bei der Abstimmung sprachen sich die meisten Arbeiter für die weitere Arbeit aus,
sodass es nicht zu Stilllegungen von Betrieben kommt.
Ein weiterer Fußballverein mit dem Namen "Rot–Sport" wird gegründet,
der jedoch 1933 aufgelöst wird.
Im Sommer brennt die Rübensaftfabrik Hänsch & Co. vollständig aus.
Sie wird sofort wieder ausgebaut
Die I.G. Farbenindustrie erwerben vom derzeitigen Besitzer W. Thielecke den
Gasthof zum "Goldenen Löwen" (früher "Gasthof zum Kronprinz") und bauen diesen
zu Wohnungen um.
Die KPD–Ortsgruppe wird gegründet, die bei ihrer Gründung 75 Mitglieder
umfasst. Später wird Hermann Fahlke zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der KPD
gewählt.
- 1921 – 1925
- Für Bergarbeiter werden Wohnhäuser mit Stallanbau, Hofraum und Hausgarten
in der Greppiner Straße errichtet.
- 1922
- Das Magazin der Bitterfelder Grube Louise brennt ab.
Die "Louisengrube AG" kauft 75 ha vom Stakendorfer Busch zum Auskohlen
(Grube Stakendorf). Zu dieser Zeit wird deshalb ein Abschnitt der Eisenbahnstrecke
verlegt.
Am 17. Febr. wird der Neubau eines Turngerätehauses an der evangelischen Schule
genehmigt.
Ab diesem Jahr ist in Sandersdorf der Arzt Dr. W. Einecke zugleich als
Schularzt tätig.
- 1923
- Inflation und Unruhen prägten diese Zeit. Bergarbeiter streikten mehrere
Wochen, danach werden 160 Arbeiter entlassen. Der wöchentliche Lohn eines
Arbeiters reicht kaum noch zu einem Brot und einem halben Pfund Margarine.
Immer größer werden Not und Elend.
Für Bergarbeiter werden Wohnhäuser mit Stallanbau, Hofraum und Hausgarten
in der Zörbiger Straße errichtet.
Die Ziegelei der Grube Richard brennt vollständig ab.
Der Tagebau Grube Stakendorf westlich der Ortslage Sandersdorf wird durch die
"Bitterfelder Louisen Grube Kohlenwerk und Ziegelei AG" aufgeschlossen.
- 1924
- Der Gasthof Vergissmeinnicht in der Ramsiner Straße 20, der am 1. Mai 1920
mit Nebengebäuden für 41.000 Papiermark von der "Bitterfelder Louisengrube AG"
erworben wurde, wird zu zwei Arbeiterwohnungen umgebaut.
Auf der Grube Stakendorf wird ein Kohlenbunker gebaut und es beginnt die
Kohleförderung.
Die hiesige Ortsgruppe "Der Stahlhelm", der auch der "Wehrwolf" angegliedert ist,
entsteht.
Ab 09. April betreibt die Gemeinde Sandersdorf eine Kochküche für Erwerbslose.
- 1925
- Ein neues Pfarrhaus der katholischen Kirche wird gebaut.
Am 27. September wird das Ehrenmal für die im 1. Weltkrieg 1914 – 1918
Gefallenen und Vermissten eingeweiht. Erbauer des Ehrenmals ist Bildhauer Weihe
aus Brehna. Im Weltkrieg 1914 – 1918 waren 80 Gefallene und zwei Vermisste
zu beklagen.
Das durch Schlippe und Zscherndorfer Straße begrenzte Grubenfeld
(Rassegeflügelzuchtverein) wird von 1925 bis 1930 ausgebaggert.
- 1926
- Eine Schulsparkasse wird eingeführt, wozu die Gemeinde pro Kind 1 Mark
beisteuert.
In demselben Jahr wird auch die "neu" herausgegebene Sütterlinschrift
eingeführt.
Der Bahnhof Sandersdorf verkaufte in diesem Jahr 47000 Fahrkarten.
- 1926, 29. Juli
- Die Freiwillige Feuerwehr wird gegründet.
- 1927
- Seit 1927 wird den Schulkindern Lehrmittelfreiheit gewährt, ebenso werden
Milch sowie Brötchen kostenlos verabreicht. Die Kosten übernimmt
die Gemeinde.
Von der Baugenossenschaft "Sandersdorf" werden beidseitig der neu angelegten
Ernst–Borsbach–Straße 15 Doppelhäuser fertig gestellt. Diese Straße erhält den
Namen des langjährigen Mitgliedes der Gemeindevertretung Direktor Ernst Borsbach
von Werk I, der den Bau unterstützte. Die 15 Doppelhäuser werden teils aus
genossenschaftlichen, teils aus Geldern des Staates erbaut. Das Gelände gehörte
der Chemischen Fabrik Griesheim–Elektron und wurde der Genossenschaft für
10 Pfennig pro Quadratmeter übereignet.
Beginn der Bauarbeiten der Baugenossenschaft "Eigenheim" westlich der
Ernst–Borsbach–Straße.
Neubau Geschäftshäuser von Stansch und Gottlöber, Hauptstraße 24 und 26.
An der Eisenbahn entstehen Neubauten.
Der Handwerkerverein feiert vom 18. bis 19. Juni 1927 sein 40jähriges
Stiftungsfest.
Der ZÖRBIGER BANKVEREIN von Schröter, Körner & Comp. eröffnet in Sandersdorf
eine Filiale.
Bau der neuen Turnhalle mit Sanitärräumen am Schulplatz (Platz der Deutschen
Einheit).
- 1928
- Der Winter 1927/28 war seit Langem der kälteste, 25°C unter
null.
Der neue Schulanbau mit Festsaal und die neue Turnhalle werden der Benutzung
übergeben.
Ein Wohnhaus für Lehrer wird in der Greppiner Straße 23 neu gebaut.
Einige Straßen erhalten Kanalisation und die Gemeinde wird mit Gas versorgt.
Seit Sommer 1928 verkehrt die Reichspostlinie Bitterfeld – Sandersdorf
täglich mehrere Male.
Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde in der Bahnhofstraße 2 wird erweitert.
In der Hauptstraße werden die Wohn– und Geschäftshäuser von Bäckermeister
Velfe, Schneidermeister Rickelt, Reinhold Düring und Raum erweitert.
Baubeginn des Geschäftshauses von Gustav Pufahl in der Hauptstraße.
Der Weg nach Zscherndorf geht bis auf Weiteres jetzt durch das Gelände der Grube
"Richard".
Der Friedhof ist an 3 Seiten von einem einheitlich tiefen Tagebau umschlossen.
Auf dem Gelände westlich der Zscherndorfer Straße (jetzt Gelände des
Rassegeflügelzuchtvereins), welches von der Grube "Richard" ausgebaggert wird,
standen vorher drei Wohnhäuser. Auch das Wohnhaus des Grubenbesitzers Hans Schmidt
befand sich hier. Die Villa nebst Park und Gartenwohnhaus von Hans Schmidt waren
erst 1924 entstanden.
Ein Stück der Zörbiger Straße bis zum Forsthaus wird mit Walzasphalt überzogen.
Am 30. September 1928 wird der Forstgutsbezirk Stakendorfer Busch aufgelöst und
mit der Landgemeinde Sandersdorf vereinigt.
Die Baugenossenschaft "Sandersdorf" beginnt mit dem Bau von Doppelwohnhäusern an
der Eisenbahn (an der im Bau befindlichen Thalheimer Straße).
Auch der Arzt Dr. Einecke baut an der Eisenbahn ein Wohnhaus mit ärztlicher
Praxis (Steuerbüro Witte, Paul–Schiebel–Str.6).
Die Wohnungsnot veranlasst die Gemeinde an Bauwillige einen Bauzuschuss von
1000 Mark pro Wohnung zu verleihen.
In der Grube "Hermine" wird der erste Großraumbagger eingesetzt.
Eine neu angelegte Straße geht in gerader Linie vom Sandersdorfer Bahnhof nach
Thalheim. Bis dahin befand sich zwischen beiden Orten das tiefe Kohlenfeld der
Grube "Karl Ferdinand". Um diese Grube ging bis dahin der Weg nach Thalheim.
Die alte Schule befand sich bis 1928 auf dem Dorfplatz. Bis zu diesem Jahre
wurde hier noch immer eine Klasse unterrichtet.
- 1929
- Der strengste Winter seit 1863 war bisher der Winter von 1871 mit
–27,2°C, jedoch hat die Kälte im Februar 1929 die aus dem Jahre 1871
überschritten. Das Thermometer zeigte am 11. Februar 1929 28,7° unter null,
am 26. Februar 1929 27,8° unter null. Seit Mitte Dezember 1928 bis zum 4. März
1929 hielt die strenge Kälte ununterbrochen an.
Die Rübensaftproduktion der Firma Hänsch u. Co. wird eingestellt, da durch die
Ausdehnung der Chemischen Industrie der Rübenanbau nicht mehr ausreichend ist.
Hänsch u. Co. verkauft das gesamte Grundstück. Der bisherige Geschäftsführer
Konrad Quastenberg erwirbt die Anlage, betreibt nun eine Sirupraffinerie.
Es werden Speise– und Backsirup, Kunsthonig und flüssiger Honig
hergestellt.
Erst als wieder gesündere Verhältnisse herrschten, war es der kath. Gemeinde
möglich, unter großen Opfern 3 neue Glocken im Werte von 4800 Mk. zu beschaffen.
Die Gelder hierzu sind durch Sammlungen von den kath. Gemeindemitgliedern
aufgebracht worden.
- 1929, Febr.
- Auf dem Gelände rechts der Zscherndorfer Straße, welche von der Grube
"Richard" jetzt ausgebaggert wird, standen vorher 3 Wohnhäuser. Auch das
Wohnhaus von Herrn Grubenbesitzer Hans Schmidt befand sich hier.
— Die jetzige Villa nebst Park und Garten sowie das Gärtnerwohnhaus des
Herrn Schmidt ist erst 1924 entstanden. [KRUG]
- 1929, 20. März
- In einer Werkstatt der "Grube Richard" explodierte ein Schweißapparat.
Der Deckel flog durch das Dach etwa 20 Meter hoch, der Luftdruck zerstörte Dach
und Wände des Raumes. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
- 1929, 06. Mai
- Der Chronist Gustav Krug erhält von der Gemeinde einen zinslosen Kredit für
1 Jahr. Dies ermöglicht ihm die Herausgabe seiner Chronik.
CHRONIK
von
Sandesdorf (Kr. Bitterfeld)
Von Gustav Krug, Sandersdorf
1929
Druck von Wilhelm Lauffs, Holzweissig – Bitterfeld
Zurück
- 1930, 28. März
- Die Gemeinde tritt dem Konsumverein bei.
- 1930, 01. April
- Die MARIEN–APOTHEKE des Herrn Glaß in der Hauptstraße 8 wird eröffnet.
- 1930, 12. Mai
- Platzweihe des Gemeinde–Sportplatzes
- 1930, 14. Mai
- Die Siedlung "Eigenheim" mit 36 Wohnungen wird fertiggestellt.
- 1930, 02. Juni
- 50jähriges Jubiläum des Krieger– und Landwehrverein
- 1930, 09. Sept.
- Die Reichsregierung beschließt ein zusätzliches Wohnungsbauprogramm mit dem
Ziel der Minderung der Arbeitslosigkeit und Behebung der Wohnungsnot.
Gesetzliche Richtlinien schreiben die Bauweise vor, um eine Verbilligung der
Mieten zu erreichen.
Das erste Bauvorhaben mit 24 Wohnungen ohne Nebenanlagen wird in der Thalheimer
Straße begonnen.
- 1930, Okt.
- Eine neue ideale Sportplatzanlage hat sich der Turnverein "Germania" im
alten Richardgrubengelände an der Zörbiger Straße hergestellt.
Ein Handballplatz, zwei Faustballplätze, Sprunggruben, Laufbahnen und ein
Badeteich sind vorhanden.
- 1930, 03. Nov.
- Holzkassettendecke, Emporenbrüstung und Gestühl in der evangelischen Kirche
wurden restauriert.Die erneuerte evangelische Kirche wird geweiht.
- 1930 – 1932
- Die Reihenhäuser in der Nordstraße, Feldstraße und Thalheimer Straße
werden gebaut.
- 1930 – 1954
- Kraftwerksasche und Schlacke werden auf die Fasanenkippe gespült.
- 1931, Jan.
- Jungendwerkstätten für Erwerbslose werden gegründet.
In der Gemeinderatsitzung wird beschlossen, die herrenlosen Siedlungswege der
Greppiner Straße in das Eigentum der Gemeinde zu übernehmen.
- 1931
- Das 24–Familienhaus in der Thalheimer Straße wird fertiggestellt.
Die Baugenossenschaft machte im Frühjahr in ihrem letzten Block etwa 15 Wohnungen
bezugsfertig.
Im privaten Wohnungsbau wurden 3 Bauten ausgeführt, dabei wurden 4 Wohnungen
beziehbar gemacht.
Der Ballspielklub Union feiert sein 20jähriges Bestehen.
Der Gesangverein "Liedertafel" begeht 25jähriges Bestehen.
- 1931, Juni
- Der deutsche Frauen– und Mütterverein mit 50 Mitgliedern, Vorsitzende
Frau Hansmann, wird gegründet.
- 1931, 14. Juni
- Das Silberjubiläum der Gründung der katholischen Gemeinde Sandersdorf und
zugleich des St. Josephs–Männer–Vereins, Vorsitzender Herr Rektor
Hansmann, wird gefeiert.
Es finden Festumzug und Gefallenenehrung am Kriegerdenkmal statt.
- 1931, Juli
- Die Gemeinde Sandersdorf kauft das Gelände der "Deutschen Grube" zwecks
Anlegung von Schrebergärten mit dem Ziel, die vielen hundert Arbeitslosen von
der Straße zu bringen.
- 1931, 20. Juli
- Die Grube Marie wird wegen Erschöpfung der Kohlevorräte stillgelegt.
- 1932
- Große wirtschaftliche Rezession in Deutschland.
10 % der Männer in Sandersdorf sind arbeitslos. Die Arbeitslosenversicherung
wurde erst wenige Jahre zuvor eingeführt. Das Arbeitslosengeld wird nur für
6 Monate gezahlt, danach bekommen Bedürftige eine geringe Unterstützung durch
die Gemeinde (12 Mark/Woche).
Die Freiwillige Feuerwehr Sandersdorf erhält eine mechanisch ausfahrbare Leiter
und diverse Kleinausrüstung.
- 1932, 05. Febr.
- Der Schornstein der Saftfabrik in der Ramsiner Str. 4 wird abgebrochen.
- 1932, Febr.
- Die Kleingartensparte "Kühler Grund" wird gegründet.
- 1932, 07. Juli
- Sandersdorf zählt 700 Erwerbslose, die von der Fürsorge leben.
- 1932, 07. Juli
- Durch die "Brüningschen Notverordnungen" wird die Erwerbslosenunterstützung
gekürzt. Darauf ziehen die Sandersdorfer Erwerbslosen vor das Gemeindehaus.
Hermann Fahlke (KPD) führt die Verhandlungen mit dem Bürgermeister. Bei den sich
anschließenden Protestunruhen wird Hermann Fahlke (*27.02.1889) von einer Kugel
tödlich getroffen.
- 1932
- Im Sommer beginnt der Bau einer Stadtrandsiedlung an der Straße Deutsche
Grube nach Zscherndorf auf Sandersdorfer Boden. Die einfachen und niedrigen
Doppelhäuser werden im November und Dezember bezogen.
- 1932, 30. Nov.
- Die Gemeinde Zscherndorf stellt den Antrag auf Umgemeindung bzw. Austausch
von Grundstücken auf Sandersdorfer Flur (238 Morgen).
- 1932, 02. Nov.
- Der "Schrebergartenverein Volkswohl" wird gegründet.
- 1933, Febr.
- Seit Sommer des Jahres 1932 wird durch den freiwilligen Arbeitsdienst eine
parkartige Anlage in einem ortsnahen Teil der ausgekohlten Grube "Marie"
("Nuckeltgrube") geschaffen. Ein Teil der Böschungen wird bepflanzt, Wege und
eine Rodelbahn werden angelegt. Die Rodelbahn ist im Februar 1933 zum beliebten
Sportplatz geworden.
- 1933, 05. März
- Die Stimmen der Sandersdorfer Wähler/innen bei der Reichstagswahl verteilen
sich wie folgt:
KPD SPD NSDAP Zentrum Andere
44,7% 13,4% 26,1% 10,8% 5,0%
- 1933 10. April
- Ergebnis der Reichspräsidentenwahl für Sandersdorf:
Thälmann Hindenburg Hitler
46,1% 32,2% 21,7%
- 1933, 12. März
- Ergebnis der Gemeindewahl
KPD SPD Wirt.–nat. Arbeitsgemein. Wehrwolf
41,5% 13,8% 42,8% 1,9%
Am 23. März 1933 nimmt der Reichstag das "Gesetz zur Behebung der Not von Volk
und Reich" (Ermächtigungsgesetz) an, das beinahe alle Grundrechte außer Kraft
setzt. Der erst am 12. März 1933 in Sandersdorf gewählte Gemeinderat wird
beseitigt. Der bisherige Gemeindevorsteher Engel wird durch den Beauftragten
der NSDAP in seinem Amt bestätigt. An die Stelle der gewählten Gemeindevertretung
werden jetzt vom Beauftragten der NSDAP ausgewählte "Beigeordnete des
Gemeindevorstehers" eingesetzt.
Heimweihe der Sandersdorfer Hitlerjugend
- 1933
- Zur Beseitigung der Wohnungsnot beginnt die Gemeinde mit dem Bau der
Schrebergartensiedlung gleich hinter dem Unionssportplatz an der Straße nach
Zscherndorf.
Ein neues Transformatorenhaus wird gegenüber "Am Wasserturm 10" erbaut.
Das alte kleine "Lichthäuschen" wird abgerissen.
Mit der Machtübernahme Hitlers beginnt auch in Sandersdorf eine Verhaftungswelle.
30 Sandersdorfer Bürger werden aufgrund ihrer politischen Überzeugung in
Zuchthäuser, Gefängnisse und Konzentrationslager eingesperrt oder sie werden
polizeilichen Repressalien ausgesetzt.
- 1933, 05. April
- Umbenannt werden folgende Straßen:
Hauptstraße in Adolf–Hitler–Straße und
Friedrich–Ebert–Straße in Hindenburgstraße
- 1933, 23. April
- Das ehemalige "rote" Sportlerheim wird an die Hitlerjugend übergeben.
Das Heim war früher mit von der Gemeinde geliehenen Geldern vom kommunistischen
Sportverein 1921 gebaut worden.
- 1933 09. Mai
- Der "Schrebergartenverein Volkswohl e. V." unterstellt sich dem Reichsbund der
Kleingärtner und Kleinsiedler Deutschlands e. V."
- 1933, 16. Mai
- Die "Louisengrube AG" begeht das 60–jährige Bestehen. Sie ist ein
verhältnismäßig kleines Unternehmen. Ihr Anteil an der Kohleförderung des
Kreises liegt 1923 bei 8%.
- 1933, 21. Juni
- Fanatische NSDAP–Anhänger errichten im "Kühlen Grund" einen Scheiterhaufen,
um mit Wissen der Behörden "offiziell den Kommunismus zu verbrennen".
- 1933, 30. Dez.
- "In der Gemeinde–Randsiedlung sind die Straßen wie folgt benannt worden:
Von der Zscherndorfer Straße bis zur Siedlung Gartenstraße,
anschließend kommt der Siedlerweg,
die 1. Querstraße – Theodor–Körner–Weg,
die 2. Querstraße – Blücherstraße,
die 3. Querstraße – Steinstraße,
parallel zum Siedlerweg geht der Mittelweg.
In der Kreis–Randsiedlung sind es die Schillerstraße, Goethestraße,
Ernst–Roehm–Straße, Melanchthonstraße, Luther–Platz, Franz–Seldte–Straße und
Fichtestraße."
Beschlussfassung über die Befestigung der Hindenburgstraße, Nordstraße und
Am Sportplatz.
- 1933
- Die als Park geplante "Nuckelgrube" war zum Teil schon hergerichtet, als
plötzlich die IG Farbenindustrie AG sie zum Einspülen von Kraftwerksasche und
Schlacke benötigt.
- 1933/34
- Auf dem Schulplatz wird das Feuerwehr–Gerätehaus gebaut.
- 1934
- Der Tagebau "Deutsche Grube" wird stillgelegt.
In der Siedlung wird eine Wassergenossenschaft gegründet. In den
Mitgliederversammlungen der Siedlergemeinschaft nehmen die Angelegenheiten
"Wassergenossenschaft" und die eigene Anlage für Wirtschaftswasser über
Jahrzehnte einen wichtigen Platz ein.
Ein neues Gerätehaus für die Feuerwehr wird in Nachbarschaft des Gemeindeamtes
fertiggestellt.
- 1934, 20. Febr.
- In der Stadt–Randsiedlung und Kreis–Randsiedlung erfolgen Ausbau und
Befestigung der Straßen.
- 1934, 09. Mai
- Bau der Enteisenungs– und Entsäuerungsanlage im Wasserwerk ("Sit in"
Teichstraße 14)
- 1934, 09. Juli
- 80 neue Siedlerstellen werden bewilligt.
- 1934, Okt.
- Ernst Berger gründet einen Fuhrbetrieb mit Kiesbaggerei.
- 1934 – 1940
- Die "Vorstädtische Kleinsiedlung in Sandersdorf" entsteht auf dem vom Tagebau
"Deutsche Grube" (1878 – 1934) ausgekohlten und anschließend verfülltem Gelände.
- 1935
- Bei Abraumarbeiten auf dem Gelände des Tagebaus Stakendorf, Betreiber ist die
Louisengrube, findet man Mauerreste und sonstige Überbleibsel der alten Siedlung
Stakendorf. Vieles war noch deutlich zu erkennen und gut erhalten, wenn auch
manche Ausgrabungen durch die Arbeiten gelitten hatten.
Sandersdorf hat etwa 6000 Einwohner.
- 1936, 01. Jan.
- Die Randsiedlung Zscherndorfer Str. (761 Einwohner) wird von Sandersdorf
abgetrennt und nach Zscherndorf eingemeindet.
In diesem Zusammenhang erfolgt auch die Umschulung der Kinder.
- 1936, 14. Jan.
- Ortsgruppe der NSDAP bezieht ihr Parteiheim im Hause Kirchplatz 1
- 1936, 25. April
- Die Adolf–Hitler–Straße soll mit Bäumen bepflanzt werden,
vorgesehen sind 280 Kugelrobinien.
- 1936
- Aus dem Amtsbezirk werden die Löschzüge der anderen Orte herausgelöst und der
Löschzug Sandersdorf wird eigenständige Amtswehr. Von nun an soll die Amtswehr
als gerichtlich eingetragener Verein geführt werden.
- 1936 bis 1940
- Die Schule wird erweitert. Es entstehen Aula, 5 Klassenräume, Zeichensaal,
Werkraum für Knaben, Hausarbeitsraum für Mädchen, Lehrküche, Physikraum, Museum.
Kosten: 250.000 Mark.
- 1937/38
- Die Sandersdorfer Siedlung wird erweitert. Zuzüge, darunter viele Erwerbslose,
kommen meistens aus Schlesien, dem Saargebiet und Köln.
Auf dem Gelände der Grube "Marie" werden Baracken für fast 1000 auswärtige
und ausländische Arbeiter errichtet.
Am Forsthaus im Stakendorfer Busch wird eine Wohnbaracke für 50 italienische
Straßenarbeiter errichtet.
- 1937, 19. Febr.
- Die Ortsgruppe der NSDAP ladet alle Volksgenossen zur im "Thüringer Hof"
stattfindenden öffentlichen Versammlung ein. Gauredner Erich Fischer (Halle)
spricht über das Thema "Dem Entscheidungskampf entgegen".
- 1937, April
- Die zunehmende Ausdehnung des Arbeitsdienstes führt zur Gründung des
Arbeitsdienstlagers "Marie", begrenzt südlich durch die Zörbiger Straße und
westlich durch die Dessauer Chaussee. Später wird es als Lager I in die
Lagergemeinschaft (später gibt es insgesamt sechs Lager) der Bitterfelder Werke
der IG–Farbenindustrie integriert. Am 5. Juli 1937 ziehen
140 "Arbeitskameraden" aus dem Saarland in dieses Lager.
- 1937, 03. Mai
- Grundsteinlegung für das HJ–Heim in Sandersdorf und Greppin. Sandersdorf
und Greppin sind die beiden Gemeinden, die Anfang des Jahres, als die
Staatsjugend zum Bau von Heimen aufrief, diesem Ruf sofort und freudig Folge
leisteten und großzügige Mittel bereitstellten.
- 1937, 27. Dez.
- Die Gemeinderäte beschließen die "Ortssatzung über den Anschluss der
Grundstücke an die gemeindliche Entwässerungsanlage" (Ortskanalisation).
- 1938
- Der Autobahnabschnitt A9 zwischen Autobahndreieck Potsdam und Autobahnkreuz
Schkeuditz (117 km) wird für den Verkehr freigegeben. Von Sandersdorf aus ist die
nahe liegende Auffahrt Heideloh (später AS 12 Zörbig) auf der Reichsstraße 186
(später B183) in Richtung Zörbig erreichbar.
Die katholische Kirche wird renoviert.
- 1939, 01. Sept.
- Das Hitlerjugendheim an der Zscherndorfer Straße wird nach mehreren
Unterbrechungen des Baues im halb fertigen Zustand bezogen. Ohne Formalität und
ohne Weihe wird es der Hitlerjugend zur Benutzung übergeben.
- 1939, 01. Sept.
- 2. Weltkrieg (1939–1945)
Zurück
- 1940, Febr.
- Das bisher für 1200 Mann ausgelegte Arbeitslager "Marie" wird um weitere
l500 Plätze vergrößert. Jetzt müssen hier auch Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter
und sogenannte Ostarbeiter für die Industrie arbeiten.
- 1940, 01. Okt.
- Die evangelische und die katholische Volksschule in Sandersdorf werden als
selbstständige Schulsysteme aufgehoben und die Zusammenlegung zu einer
Volksschule verfügt. Es wird eine Knaben– und Mädchenschule gebildet.
Die Knabenschule unter Rektor Hansmann und die Mädchenschule unter Rektor
Bierfreund umfassen je 8 Knaben– bzw. Mädchenklassen und je 3 Klassen für
Knaben und Mädchen.
- 1941
- Grube Hermine stellt die Kohleförderung ein.
- 1941, 09. Juni
- Ein Blitz trifft die von Schäfermeister Brauer südlich der Zörbiger
Straße, in Nähe der Grube Erich, geführte Schafherde. 56 Schafe sind auf der
Stelle tot.
- 1942
- Das I. Halbjahr 1942 brachte viele Diphtherieerkrankungen, einige Knaben (2)
starben. Um die Seuche zu bekämpfen, wurden die Kinder schutzgeimpft.
217 Kinder beteiligten sich in 4430 Halbtagen beim Rübenverziehen.
Daneben wurden auch Heilkräuter gesammelt, getrocknet und abgeliefert.
Im alten Sportlerheim und im HJ–Heim werden die Jugendlichen zur
Wehrertüchtigung erzogen und für den Einsatz im Krieg vorbereitet.
- 1943
- Der totale Krieg bringt es mit sich, dass beide Elternteile bei verschiedenen
Kindern vom Hause abwesend sind. Die Kinder sind sich selbst überlassen.
Für die Knabenschule kamen insgesamt 30 Kinder in Frage. 25 finden Aufnahme bei
Verwandten, 5 sollen Aufnahme im Kindergarten finden.
Während des Krieges 1943/44 legt die Louisengrube AG Kartoffel– und
Rübensilos an. Der landwirtschaftliche Betrieb der Louisengrube AG erstreckt
sich auch außerhalb von Sandersdorf über weitere Orte wie Ramsin, Köckern,
Großzöberitz und Holzweißig.
- 1944, Mai
- Die Gemeinde Sandersdorf kauft zwei neue Löschfahrzeuge, einen Mercedes LF 8
und einen Mercedes LF 15.
Ein Teil der Feuerwehrkameraden wird zum Feuerlöschdienst der Luftschutzpolizei
verpflichtet.
- 1944
- In der Ernte und beim Rübenverziehen helfen die Knaben kräftig mit.
Es beteiligen sich 160 Knaben in 1864 Halbtagen allein beim Rübenverziehen,
daneben wird Altmatetrial und Teekraut gesammelt und abgeliefert.
Durch die Kriegsereignisse werden etwa 1400 Personen nach Sandersdorf aus dem
Westen gebracht, die Schule nimmt daher auch an Kinderzahl beständig zu.
- 1944, 30. Nov.
- Für die volks– und nichtdeutschen Kinder wird eine Schulklasse mit zwei
Abteilungen im Frauenlager Säurefabrik eingerichtet.
- 1945, 16. Jan.
- Bei einem Luftangriff werden 107 Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene
getötet. Sie werden in Sandersdorf begraben.
Bei diesem Angriff fallen auch auf das "Lager Marie" Bomben. Dabei werden der
Sandersdorfer Arzt Dr. med. Willi Einecke (29.3.1894 – 16.1.1945) und die
Krankenschwester Martha Klawitter (21.4.1929 – 16.1.1945) und noch andere
Personen getötet.
- 1945, 17. März
- Fliegerangriff auf Sandersdorf, das Haus Hugo Haupt
(Theodor–Körner–Straße 64) wird zerstört und in der Blücherstraße
treten Schäden auf.
- 1945, 15. April
- Am Nachmittag erreicht ein Vortrupp der US–Armee die Abraumwerkstatt
der Louisengrube. Deutsche Soldaten, die töricht im Schutz der Häuser Stellung
beziehen, werden zu einer großen Gefahr für die Häuser und deren Bewohner.
Die aus Richtung Zörbig in den Ort Sandersdorf vorstoßenden amerikanischen
Panzer werden beschossen. Noch einmal ziehen sie sich zurück, nehmen Sandersdorf
am 16. und 17. April unter Beschuss, um den Ort nach weiteren Kampfhandlungen
einzunehmen. Soldaten der deutschen Wehrmacht, die in der Hauptstraße und
Mühlstraße sinnlosen Widerstand leisten, verlieren ihr Leben.
Die Bewohner suchen Zuflucht in den Schutzräumen im Kellergeschoss der Häuser
oder im öffentlichen Hochbunker in der Hauptstraße.
Granaten treffen das Grundstück des Siedlers Georg Lempert in der Goethestraße.
Der Sohn Egon wird sofort getötet und der zweite Sohn Lothar stirbt nach
vergeblicher Hilfe später. Auch eine Umsiedlerin wird verletzt.
- 1945, 17. April
- Vor dem Beschuss suchen Bewohner eines ehemaligen Grubengebäudes
in der Karl–Ferdinand–Straße Schutz in einem Erdkeller, der einen
Volltreffer erhält. 10 Personen werden getötet und viele werden verwundet.
- 1945, 17./18. April
- Kampfhandlungen, Zerstörung mehrerer Wohnhäuser und der Turnhalle.
- 1945, 18. April
- Der Schulunterricht muss infolge Kriegsereignisse vom 18.4. –
1.10.45 eingestellt werden.
- 1945, 01. Juli
- Die gesamte Verwaltung des Landkreises Bitterfeld wird von der Sowjetarmee
übernommen.
- 1945, Sept.
- Die Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) wird mit
600 Mitgliedern gebildet.
- 1945, ab Herbst
- In den noch benutzbaren Baracken des Arbeitslagers "Marie" werden für
Heimatvertriebene Notwohnungen eingerichtet.
- 1945, 14. Dez. 23.00 Uhr
- Ein auf dem Kippgelände der Deutschen Reichsbahn Sandersdorf abgeladener
Sprengkörper explodiert und beschädigt einige Siedlerhäuser erheblich.
- 1946, Jan.
- Stromsparmaßnamen werden verordnet:
In der Landwirtschaft dürfen in den Gemeinden an Werktagen in den
Tagesstunden von 7–12 und 17–21 Uhr jeweils höchstens die Hälfte
der vorhandenen Motoren in Betrieb genommen werden.
In Wohnräumen bis zu 35 Quadratmeter Grundfläche dürfen je einen Quadratmeter
nicht mehr als 2 Watt der benutzten Lampenleistung entfallen.
- 1946
- Das Winterhalbjahr litt unter Kohlenmangel. Der Unterricht konnte nicht immer
aufrecht gehalten werden, da die Schulräume nicht geheizt waren. Kinder mussten
ab Februar zur Schule kommen. Es wurden ihnen Hausaufgaben gestellt und dann
entlassen.
- 1946, 12. April
- Die Demontage des Kraftwerkes Thalheim unter Leitung des sowjetischen Majors
Löwensohn beginnt. Maschinen und Anlagen werden bis 30. Sept.
verladen und nach der Sowjetunion abtransportiert. Das gleiche Schicksal trifft
auch das Bahnkraftwerk Muldenstein und das Kraftwerk Vockerode.
Das Kraftwerk Thalheim war damals eines der modernsten Braunkohlekraftwerke
Europas. Es war nur 6 Jahre in Betrieb.
- 1946, 01. Mai
- Noch vor den ersten Gemeinderatswahlen erfolgt der Zusammenschluss der
Ortsgruppen KPD und SPD zur SED–Ortsgruppe mit 1.468 Mitgliedern.
- 1946, 22. Mai
- Der Anti–Nazi–Ausschuss in Sandersdorf erfasst 51 Mitglieder
der NSDAP und deren Gliederungen — darunter eine Frau — und stuft
42 als aktiv, 6 als nominell ein. Sie waren in Funktionen wie Ortsgruppenleiter,
Blockleiter, Kassenleiter, Ortsamtsleiter, Zellenleiter, Schulungsleiter,
Oberscharführer der SS und Truppführer der SA aktiv. Die Nationalsozialisten
kamen aus allen Klassen und Schichten. Weiterhin wird vermerkt, dass 23 Personen
bereits "verhaftet" sind.
- 1946, 06. Juni
- Die Ortsgruppe des Kulturbundes Sandersdorf wird gegründet.
- 1946, 08. Sept.
- Mit der ersten nach Kriegsende durchgeführten Wahl zum Gemeinderat wird
den Bürgern wieder direkter Einfluss auf die Kommunalpolitik ermöglicht.
Die Wahl zum Gemeinderat am 08.09.1946 hat das folgende Ergebnis:
Wahlberechtigte 3973
Wähler/innen 3766 Wahlbeteiligung 94,8 %
Gültige Stimmen 3643
Ungültige Stimmen 125
Ergebnis der Gemeinderatswahl
Stimmen
SED 2064 56,6 %
LDP 513 14,1 %
CDU 1044 28,7 %
AFA 22 0,6 % (Frauenausschuss)
- 1946, ab Okt.
- Den Schülern wird ein normales Frühstück — Kaffee und Brötchen —
gegen Bezahlung von 80 Pfg. monatlich verabreicht.
- 1946
- Bau einer Notbrücke aus Holz in Richtung Sandersdorf–Bitterfeld
(Säurekreuzung) über die Kohlebahn.
Die demontierte elektrische Bahnstrecke Bitterfeld – Dessau sowie
Industrieanlagen der chemischen Werke Wolfen – Bitterfeld gehen als
Reparationslieferungen in die Sowjetunion.
Der Fischerverein e. V. Sachsen–Anhalt, Ortsgruppe Sandersdorf mit
Pachtvertrag für die Grube Richard I (Konsumgrube), wird gegründet.
- 1947, 29. Jan.
- Zur Linderung der Kohlennot wird der Tagebau der stillgelegten Grube
Thalheim–West für den wilden Bergbau freigegeben. Die Gebühr für einen
Genehmigungsschein beträgt 25 Reichspfennig.
Die im restlichen Kohlenflöz in Handarbeit gewonnene Braunkohle wird mit dem
Handwagen nach Hause gekarrt.
- 1947
- Zur Vermeidung von Felddiebstählen und zur Sicherung der Ernährung werden
Sperrstunden eingeführt.
Der Schulbesuch leidet sehr unter den Ernährungsverhältnissen, im Winterhalbjahr
unter Schuh– und Kleidernot der Kinder.
- 1948
- Die Not an Schulheften ist sehr groß. Die Kinder sammeln Altpapier und
erwerben für 1 kg Altpapier ein Anrechtsschein für ein Schreibheft.
- 1949, 30. April
- Das Schulgebäude am Schulplatz erhält den Namen
"August–Bebel–Schule", und dem Schulgebäude in der Greppinerstraße
wird der Name "Geschwister–Scholl–Schule" gegeben. Der in gemeinsamer
Arbeit neu hergerichtete Schulplatz trägt ab 1. Mai 1949 den Namen
"Platz der Einheit".
Zurück
- 1950
- Im Durchschnitt stehen jeder Person 15 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.
Für hilfsbedürftige Rentner und Fürsorgeempfänger wird eine Beihilfe für
Einkellerungskartoffeln (Kartoffelbeihilfe) gezahlt.
- 1950, ab Sept.
- Die Umsiedler haben Anspruch auf Gewährung eines zinslosen Kredites bis zu
einer Höhe von 1000,– DM. Die örtliche Sozialkommission stellt die
Bedürftigkeit im Hinblick auf die Anschaffung von Gegenständen des
Wohnbedarfs — Möbel, Einrichtungs– und Ausstattungsgegenstände —
fest und prüft die Höhe der Kreditanträge.
- 1950, 01. Okt. bis 1952, 01. Juli
- Heinz Kruschel (* 08.10.1929) als Lehrer und ehrenamtlicher Pionierleiter an
der August–Bebel–Schule in Sandersdorf tätig. Als freiberuflicher
Autor schreibt er später Kinderbücher, Romane, Essays u. a.
1990 – 1999 Vorsitzender des Friedrich–Bödecker–Kreises in
Sachsen–Anhalt.
- 1951, 01. Mai
- Inbetriebnahme des Wasserwerkes Sandersdorf
Die so genannte "Örtliche Industrie" wird gebildet. Die Ziegelei Sandersdorf wird
aus der Braunkohlenverwaltung Bitterfeld herausgenommen und in die "Örtliche
Industrie" eingegliedert, also in die Rechtsträgerschaft der Gemeinde. In der
Ziegelei werden poröse Mauersteine hergestellt, die im Wesentlichen als
Hintermauerungssteine verwendet werden.
- 1951, 30. Aug.
- Das obere Stockwerk der Nuckelt – Mühle brennt vollkommen aus.
- 1951
- Die bisher um Sandersdorf erschlossenen Kohlelagerstätten sind erschöpft.
Die Versorgung mit Elektroenergie kann nur aufrecht erhalten werden, indem
Abnehmer einfach über Stunden abgeschaltet werden, um andere mit Strom versorgen
zu können.
- 1951 – 1953
- Am Wäldchen wird ein Festplatz eingerichtet, auf dem dann jährlich ein
Wald– und Siedlerfest ("Buschfest") stattfindet. Dieses Gelände, das dem
CKB gehört, liegt südlich des Wäldchens an der Bitterfelder Straße, nördlich
der Friedensstraße, östlich der Straße "Am Waldesrand".
- 1951 – 1956
- HO (Handelsorganisation)– und Konsumgeschäfte werden eingerichtet.
- 1952
- Die Farbenfabrik Wolfen, bisher Sowjetische Aktiengesellschaft, wird
volkseigen.
Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorhaben der Gemeinde werden ab
1952 jährlich im Dorfwirtschaftsplan festgelegt.
Zwei HO Lebensmittel–Verkaufsstellen und eine HO Gaststätte werden
eröffnet.
- 1952, 20. Juli
- Einrichtung einer Gemeindeschwesternstation in der Hauptstraße 1.
- 1953
- Schaffung des Kindergartens am Pfingstanger 2a.
- 1953, 17. Juni
- Arbeiteraufstand in der DDR
Paul Joseph Othma (14.11.1905 – 20.06.1969), wohnhaft in Sandersdorf in der
Freiligrathstr. 34, Elektromonteur im Elektro–Chemischen Kombinat Bitterfeld
(EKB), gehörte der Streikleitung in Bitterfeld an und wird deshalb zu 12 Jahren
Zuchthaus verurteilt.
- 1954
- Aufbau eines eigenen Stadions für Sandersdorf.
- 1955, 24. April
- Die erste Jugendweihe wird aufgrund der Anweisung des "Zentralen Ausschusses
für Jugendweihe" durchgeführt. Es nahmen 32 Teilnehmer die Gelegenheit wahr.
Jugendliche, die eine Jugendweihe erhalten haben, werden durch bessere
Ausbildungs– und Berufsmöglichkeiten bevorzugt.
- 1955
- Mit freiwilligen Arbeitseinsätzen im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW)
werden folgende Projekte unterstützt:
- Bau einer Wasserleitung nach Bitterfeld zur Verbesserung der
Wasserversorgung in Sandersdorf
- Vergrößerung der Friedhofskapelle
- Ausbau der Förstergrube zum Strandbad
Der Beschluss zum Bau des Strandbades wurde in der Bauausschusssitzung, die
im Volkshaus Sandersdorf stattfand, gefasst. Entsprechend der Bedeutung waren
zugegen Vertreter der Filmfabrik, des Chemiekombinates Bitterfeld, der
Vorsitzende des Rates des Kreises Ackermann, der Bürgermeister Sondershausen.
Die Vertreter der Filmfabrik schlugen den Ausbau der Grube Hermine vor.
Letzterer Vorschlag wurde wegen der schlechten Wasserqualität in der Grube
Hermine abgelehnt.
Der Turm der katholischen Kirche (erbaut 1906) wird neu aufgebaut und dabei
um 5 m erhöht.
Die Ramsiner Straße wird neu gestaltet. Die Fahrbahn hat neues Pflaster, Porphyr
(wie 1911/12), auch teilweise Granit. Vor der westlichen Häuserzeile sind
erstmals separat Fuß– und Radweg entstanden, durch Granitbordsteine
abgegrenzt, sonst unbefestigt.
- 1955, 06. Nov.
- Ehrung des Dichters Johann Gottfried Schnabel in der Schulaula.
Festrede und Würdigung des Dichters der besten deutschen Robinsonade, der "Insel
Felsenburg", durch Herrn Professor Dr. Hans Mayer (19.03.1907–19.05.2001,
Professor für Kultursoziologie und Geschichte der Nationalliteraturen an der
Universität Leipzig, erlangt als Literaturwissenschaftler Weltruf).
Enthüllung der Schnabel–Gedenktafel am evangelischen Pfarrhaus, Kirchplatz 2.
DER DICHTER DER
"INSEL FELSENBURG"
JOHANN GOTTFRIED SCHNABEL
WURDE HIER AM
7.NOV.1692 GEBOREN
Bürgermeister Sondershausen nimmt sie in Gemeindebesitz und Pfarrer Muster nimmt
sie in Obhut und Pflege.
- 1956, 7. Okt.
- Die neue Brücke der "Jungen Pioniere" in Richtung Bitterfeld wird eingeweiht.
Sie ersetzt die Notbrücke aus Holz von 1946.
- 1956, Dez.
- Der Aufbau der Turnhalle, die im Februar 1945 zerstört wurde, beginnt.
Viele "Kämpfe" sind um Material und Finanzen gewesen.
- 1957, 01. Jan.
- Die Ortsteile "Deutsche Grube", "Lager Marie" und "Grube Antonie" werden von
der Gemeinde Sandersdorf ausgegliedert und von der Stadt Bitterfeld übernommen.
Die ausgegliederte Fläche beträgt 227 ha. (Gemeindebeschluss vom 04.12.1956)
- 1957
- Beginn der Arbeiten zur Errichtung des Strandbades in der
Förstergrube.
Die Kapazität des Schulhortes wird von 35 auf 50 Kinder erweitert.
Zu einem Erdrutsch kommt es an der Böschung der Grube Erich hinter dem
Birkenwäldchen. Ein erhebliches Stück Land samt seinem hohen Baumbestand ist in
der Grube verschwunden.
- 1957, 31.05 – 03.06
- Die Einwohner feiern ein großes Heimatfest, das unter dem Leitsatz
"800–Jahrfeier der Gemeinde Sandersdorf" steht. Der urkundliche Beleg
für 800 Jahre wird nicht erbracht.
- 1958
- Das Wasserleitungsnetz wird aus der Elbaue–Fernwasserleitung gespeist.
Die Beschaffenheit des Trinkwassers verbessert sich wesentlich.
Die Aussprachen mit den Bauern in Sandersdorf zwecks Beitritt in die
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) finden wenig Resonanz.
- 1958, 25. Mai
- Das Sandersdorfer Strandbad wird feierlich eröffnet.
Die Wasserfläche umfasst 36 ha.
- 1959
- Die "Vereinigten Ziegelwerke Sandersdorf" in der Ramsiner Straße werden
geschlossen.
- 1959, 03. Okt.
- Der Klub der Werktätigen wird gegründet. Die ersten Kulturveranstaltungen
finden im "Thüringer Hof", Bitterfelder Straße 2, statt.
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- 1960
- Auf dem ehemaligen Gelände der Ziegelei in der Ramsiner Straße wird eine
Schweinemästerei errichtet, die bis um 1970 betrieben wird.
Die Mühle "Nuckelt" wird von der LPG Brehna als Futtermittelbetrieb übernommen
und betrieben.
- 1961
- Aus der Mittelschule Sandersdorf wird die 10–klassige allgemeinbildende
polytechnische Oberschule. Es ist nunmehr das Ziel gesetzt, dass alle Schüler
den Abschluss der 10. Klasse erreichen.
Wiederholt wird festgestellt, dass die Einleitung der gemeindlichen Abwässer
in den Grubenteich Hermine aus seuchenhygienischen Gründen nicht mehr
verantwortbar ist.
- 1962
- In der katholischen Kirche werden Fenster, Altarraum, elektrisches Geläut,
Ausmalung und Vorbau renoviert.
- 1962, 10. März
- Das "Klubhaus der Werktätigen", ehemals der "Thüringer Hof" in der
Bitterfelder Straße 2, wird feierlich eröffnet.
- 1963
- Die ZBE Landbaugemeinschaft "Einheit" Bitterfeld, Sitz Sandersdorf, siedelt
sich in der Ramsiner Straße an. Es werden Werkstätten und Lagerhallen gebaut.
An der Straße schafft sich die Landbaugemeinschaft ein modernes Bürohaus.
- 1964
- Die LPG Roitzsch richtet östlich der Ramsiner Straße eine Geflügelfarm ein.
- 1964 – 1966
- Vier 4–geschossige Wohnungsbauten, anfangs noch mit Ofenheizung, werden in
der Feldstraße gebaut.
- 1965, 30. Juni
- Die Brikettfabrik "Louise" ("Hermann Fahlke") in der Ramsiner Straße wird aus
wirtschaftlichen Gründen stillgelegt.
- 1965
- In der Siedlung wird die Anlage für die Versorgung mit Wirtschaftswasser
fertiggestellt.
- 1967 – 1968
- Ein 11–geschossiges Hochhaus mit 132 Wohneinheiten wird am Platz des
Friedens gebaut.
- 1968
- Das nicht mehr benötigte Wasserwerk wird abgerissen.
An der Nordseite der Friedensstraße – nahe Säurekreuzung – wird
ein Stützpunkt der Bezirksdirektion des Straßenwesens Halle, Kreisdirektion
Bitterfeld, errichtet.
- 1968, 13. Nov.
- Der letzte Neubaublock wird an die Arbeiter–Wohn–Genossenschaft
(AWG) "Neue Heimat" übergeben. Damit wurden insgesamt 15 Wohnblöcke mit
850 Wohneinheiten südwestlich der Thalheimer Straße ab 1964 errichtet.
94 Garagen wurden neu gebaut.
- 1968 – 1969
- Ein Flachbau für Dienstleistungseinrichtungen (Ambulanz, Waschstützpunkt,
Textilreinigung, Friseur, u. a.) wird am Platz des Friedens errichtet.
- 1969
- Auf dem Stützpunkt der Bezirksdirektion des Straßenwesens werden von 1969
– 1987 Wirtschaftsgebäude, Fahrzeughalle, Aufenthalts–,
Umkleide–, Speiseraum und Büroräume gebaut.
- 1969 – 1970
- Die Polytechnische Oberschule (POS) II "Arthur Becker" (20 Klassen) wird am
Ring der Chemiearbeiter 66 errichtet.
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- 1970 – 1971
- Die Kinderkombination "Glückspilz" (200 Plätze) entsteht am Ring der
Chemiearbeiter.
- 1970
- Die Abwässer der Gemeinde Sandersdorf einschl. Sandersdorf–Nord werden
bisher nach einer teilweisen Reinigung in Hausklärgruben in die ehemalige
Grube Hermine eingeleitet (begrenzt bis 1970). Danach werden die Abwässer in
einer Rohrleitung, die entlang der Grube Hermine verläuft, zu einer
Abwasserreinigungsanlage südöstlich von Thalheim gefördert.
- 1972
- Der Oberbau der "Saftbahn" wird grundlegend saniert und dabei dem
Hauptbahnstandard angepasst.
- 1974
- Die "Alu–Siedlungshäuser" (CKB–Häuser) in der Uthmannstraße werden
privatisiert. Nach Bewertung werden die Häuser an deren Bewohner verkauft.
Die bisher private "Saftfabrik" wird zum volkseigenen Betrieb
"VEB Zuckerverarbeitung Sandersdorf".
- 1975, Aug.
- In mehrtägigem Einsatz wird der Brand von Ödland auf der Fasanenkippe bekämpft.
Das Löschwasser muss auf langer Wegstrecke herangeführt werden.
- 1975
- Der Lindenstein am Dorfplatz wird auf einem neu errichteten Fundament
abgelegt.
- 1976 – 1977
- Eine Kaufhalle wird am Platz des Friedens errichtet.
- 1978, 31. März
- Baubeginn für den Veteranenklub (Rentnerstützpunkt) des Wohnbezirkes III der
Nationalen Front in der Friedensstraße.
- 1978
- Bau von massiven Bungalows für 60 Kinder im Sommerferienlager (Schwimmlager
der Volksbildung) am Strandbad Sandersdorf.
Schaffung einer Essenausgabe– und Esseneinnahmestelle zur Versorgung der
Veteranen im Wohnbezirk II.
Umbau der Ambulanz für die kinderärztliche und gynäkologische Betreuung.
Im Wohnkomplex Sandersdorf–Nord II wurden 730 neue Wohnungen gebaut und 38
Wohnungen modernisiert.
Zugunsten des Braunkohlentagebaus Köckern wird das Gewinnungsrecht der
PGH "Bauhütte" erheblich reduziert. Mit dem Aufschluss des Tagebaus werden weite
Flächen östlich von Ramsin annektiert, die PGH besitzt plötzlich keine
Rohstoffe mehr.
Über das ganze Jahr verhandelt und streitet sich der Vorstand der Siedlersparte
mit verantwortlichen Leitern des CKB über die unzumutbare Stickoxidbelastung
(Säurefabrik, Abgase vom Turm 13, usw.) ohne merkliches Ergebnis.
- 1979, 01. Mai
- Der Veteranenklub (Rentnerstützpunkt) des Wohnbezirkes III der Nationalen Front
wird vom 31.3.1978 – 27.4.1979 für 100000 Mark in der Friedensstraße
(neben der Straßenmeisterei) errichtet und am 1. Mai 1979 feierlich eingeweiht.
- 1979 – 1980
- Ein 2–geschossiger Plattenbau für Dienstleistungseinrichtungen
(Kinderkombination II mit 216 Plätzen, Poststelle, Volkssolidarität, u. a.)
wird an der "Straße der Freiheit" gebaut.
- 1979 – 1981
- Die Polytechnische Oberschule "Augustin–Farabundo–Marti" mit
Turnhalle und Schulsportgelände wird an der Straße der Freiheit 6 errichtet.
- 1979 – 1983
- 5–geschossige Plattenbauten mit 445 Wohnungseinheiten werden nördlich
der "Straße der Neuen Zeit" gebaut. Ferner werden im Ort 7 Eigenheime errrichtet.
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- 1980, August
- Der 2–geschossige Plattenbau für Dienstleistungen in der
Straße der Freiheit wird mit der eingerichteten Kinderkombination II (144
Kindergarten– und 72 Kinderkrippenplätze) eröffnet.
- 1981, 19. März
- Der Kleingartenverein "Am Birkenwäldchen" wird gegründet und die Gartenanlage
in den folgenden Jahren errichtet.
- 1981, Frühjahr
- Aufsteigendes Grundwasser überschwemmt die Gärten im "Kühlen Grund".
- 1981
- Die Polytechnische Oberschule (POS) "Augustin–Farabundo–Marti" mit
Schulsportgelände und Turnhalle (Straße der Freiheit 6) wird zur Nutzung
übergeben.
Die Schulspeisung wird neu organisiert.
Gründung des Musikvereins Sandersdorf
- 1981, Oktober
- Die Gaststätte "Förstergrube" im Wohngebiet Sandersdorf–Nord wird
eröffnet, nachdem deren Bau mehrere Jahre dauerte.
- 1982
- Die ehemals nach Ramsin führende Landstraße wird 1982 durch den Aufschluss
des Braunkohlentagebaues "Köckern" auf unabsehbare Zeit unterbrochen.
Die Kegelbahn des "Gasthofes zur Eisenbahn" wird wegen Baufälligkeit abgerissen.
In einem verbliebenen Teil richtet der Glasbläsermeister Roger Schräpler seine
Glasbläserwerkstatt ein.
- 1983
- Freiwillige Feuerwehr: Mit einem großen Anteil Eigenleistung wird ein neuer
Anbau zur Nutzung als Fahrzeughalle errichtet. Weiterhin entsteht ein
Schulungsraum und die sozialen Bedingungen werden verbessert.
Der Ausbau und die Rekonstruktion des Kulturparkes am Wäldchen beginnt.
- 1984, 04. Okt.
- Modernste und größte BHG–Verkaufsstelle des Kreises Bitterfeld in
Sandersdorf, Greppiner Straße 9 (früher katholische Schule), mit 400 qm
Verkaufsfläche wird übergeben.
- 1984, Dez.
- Die Antennengemeinschaft wird in der Siedlersparte gegründet.
- 1985, 01.Aug.
- Eine "Sero"–Aufkaufstelle für Sekundärrohstoffe wird in der
Siedlung eröffnet.
- 1985, 20. Dez.
- Um 12.00 Uhr wird der 1902 erbaute Wasserturm gesprengt.
- 1986
- Festjubiläum 75 Jahre Fußball Sandersdorf.
- 1986, 23. Juni
- Die Antennengemeinschaft der Siedlersparte erhält von der Deutschen Post die
Genehmigung zum Errichten und Betreiben von Empfangsantennen– und
Verteileranlagen für den Hör– und Fernsehrundfunk.
- 1987, 04. Juli
- Ein bergbauhistorischer Lehrpfad wird eingeweiht. Die Wegtrasse durch
Sandersdorf und Zscherndorf wird markiert. Eine an der Gaststätte "Förstergrube"
aufgestellte Baggerschaufel erinnert an die bergbauhistorische Bedeutung des
Territoriums.
- 1988, 27. Juli
- Siedlerfest "50jähriges Bestehen"
- 1988 bis 1989
- Private Reihengaragen werden südlich an der Straße der Neuen Zeit gebaut.
- 1989, 07. Mai
- In die örtliche Volksvertretung werden nach dem Wahlvorschlag der Nationalen
Front 40 Mitglieder und 14 Nachfolgekandidaten neu gewählt. Günter Bieder (SED)
wird zum Bürgermeister gewählt.
- 1989, 02. Nov.
- Die Vorsitzenden der Ortsgruppen der LDPD, der NDPD, der CDU und der Nationalen
Front gehen in ihrer weiteren Zusammenarbeit davon aus, dass der für sich allein
in Anspruch genommene Führungsanspruch der SED nicht mehr existent ist.
Bei allen Handlungen im Territorium wird die konsequente Gleichberechtigung
aller politischen Parteien durchgesetzt ist.
- 1989, 09. Nov.
- In der Nacht öffnet die DDR, ohne vorherige Absicht, die Grenzen nach
Westberlin, unter anderem dem Druck des Volkes zu verdanken. Die Berliner Mauer
ist gefallen.
Unter der gemeinsamen Verantwortung der noch im demokratischen Block vereinten
Parteien findet das erste öffentliche Bürgerforum im Klubhaus der Werktätigen
("Thüringer Hof") statt.
- 1989, 21. Dez.
- Die erste Zusammenkunft "Runder Tisch" in Sandersdorf findet im Pfarrsaal der
kath. Gemeinde statt. Die Gespräche werden von den beiden Kirchen des Ortes
organisiert. Der "Runde Tisch" versteht sich als Bürgerinitiative zur
demokratischen Erneuerung in einer Übergangszeit, in der es keine legitimierte
Volksvertretung gibt.
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Letzte Änderung: 22. Oktober 2008