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Historisches aus der Gemeinde Sandersdorf

Glossar: Straßennamen - Zeugen der Geschichte

Akazie
Akazie, Hülsenfrüchtlergattung, 500 Arten in wärmeren Ländern, meist dornig. Die Akazie wächst nicht in Mitteldeutschland.
Die hier wachsende Robinie wird meist irrtümlich Akazie genannt.
Weiße Robinie, Schmetterlingsblütengewächs
Sichere Kennzeichen: Blüten in hängenden Trauben. Am Blattstiel oft zwei nebeneinanderstehende Dornen. Beschreibung: Blüten wohlriechend. Blätter unpaarig gefiedert. 9 - 19 eiförmig- längliche Teilblättchen.
Die Robinie wurde 1601 durch den Gärtner Jean Robin (1550-1629) aus Nordamerika eingeführt [3, Bd.1, S.63] [6, S.112]. [Zurück zum Thema]
Bergmannswinkel
Der Bergmannswohnstätten-Verband errichtet diese Wohn-Doppelhäuser um 1922. [Zurück zum Thema]
Blücher
Blücher, Gebhard Leberecht von, Fürst von Wahlstatt, *16.12.1742, †12.09.1819,
preußischer Generalfeldmarschall [4, S.400]
Als junger Offizier 1770 von Friedrich dem Großen ungnädig verabschiedet, erst seit 1787 wieder im Heer; schlug sich 1806 von Auerstedt nach Lübeck durch. 1807 kommandierender General in Pommern, 1811 auf Napoleons Wunsch entlassen. 1813-14 Führer der Schlesischen Armee mit Gneisenau, siegte an der Katzbach, entschied die Schlacht bei Leipzig, führte die Preußen über den Rhein bei Kaub und Koblenz ("Marschall Vorwärts"), schlug den Gegner bei Laon und zog als Sieger in Paris ein [3, Bd.2, S.32-33] [7, S.58]. 18.07.1815 In der Schlacht bei Waterloo (Belle-Alliance) besiegen preußische Truppen unter dem Oberbefehl von Blücher und das Heer des britischen Feldmarschalls Wellington den aus der Verbannung zurückgekehrten französischen Kaiser Napoleon I [4, S.484]. [Zurück zum Thema]
Borsbach
Borsbach, Ernst, *08.09.1868 in Altenberg (Kreis Mühlheim am Rhein), †25.02.1931 in Bitterfeld.
Dr. phil.
Prokurist, Werksdirektor, Vorstandsmitglied der IG-Farben
Schulbesuch in Mühlheim, Chemiestudium in Aachen und Basel, 1892 Promotion zum Dr. Phil.. 1.7.1892 Einritt bei der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron (CFGE), von I. Stroof in das Werk Bitterfeld der CFGE geholt. 1908 Mitbegründer der Baugenossenschaft für Werksangehörige, 1911 Prokurist, 1918 stellv. Direktor und Leiter des Werkes I (Süd) als Nachfolger von G. Pistor, (nach anderen Quellen bereits seit 1899 Leiter von Werk Süd), 1923 stlv. Vorstandsmitglied und Direktor der Werke Bitterfeld I u. II (Süd und Nord), 1924 Vorstandsmitglied der CFG, 1926 Vorstandsmitglied der IG-Farben, Leiter der Werke Bitterfeld der BG Mitteldeutschland. Vorstandsvorsitzender der Sektion V der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie. Beschreibung aus alten Betriebsunterlagen:
"Eine tatkräftige Persönlichkeit, ein eminent fleißiger Arbeiter, ein tüchtiger Chemiker und Techniker, war er ein gerade denkender und handelnder Mensch, seinen Untergebenen ein fürsorglicher Betriebsleiter. Unüberwindliche Schwierigkeiten kannte E. Borsbach nicht; seine hohen Kenntnisse und praktische Begabung, gepaart mit zäher Ausdauer, führten alles zum Erfolg. Früh der Erste und abends der Letzte im Betrieb, etwas streng und kurz in den Worten." [27]
1927 beendigt die "Baugenossenschaft Sandersdorf" die Bauarbeiten beidseitig der neu angelegten Ernst-Borsbach-Straße. Diese Genossenschaft erbaut hier 15 Doppel-Wohnhäuser, teils aus eigenen, teils aus Staatsmitteln. Borsbach lässt in freundlicher Weise der Gemeinde sowie der Baugenossenschaft seine Unterstützung zuteilwerden. Das der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron bisher gehörende Gelände wird der Genossenschaft für 10 Pfg. pro Quadratmeter übereignet. [2, S. 60] Borsbach ist über viele Jahre Mitglied der Gemeinde-Vertretung (bisher nachweislich 1905 - 1910, 1925 [28] und 1928 [2, S.70]). In dieser Zeit wohnt Borsbach in der Griesheimstraße 15 [42]. (Flächen östlich der Reichsstraße Bitterfeld-Dessau, dazu gehört auch die Griesheimstraße, werden 1957 von der Gemeinde Sandersdorf ausgegliedert und von der Stadt Bitterfeld übernommen.) 1928 gehört Borsbach auch dem Sandersdorfer Schul-Vorstand an [2, S.73].
Nach kurzer Krankheit stirbt Ernst Borsbach am 25.2.1931 in Bitterfeld. [Zurück zum Thema]
Breitscheid
Breitscheid, Rudolf, *02.11.1874 in Köln, †24.08.1944 in Buchenwald [4, S.604]
Ökonom, Journalist, Politiker (SPD)
Nach dem Studium der Nationalökonomie in München und Marburg redigiert er liberale Blätter und ist auch bis 1912 Mitglied der liberalen Parteien. 1912 tritt er aus Protest gegen den nationalliberalen Kurs zur SPD über und schließ sich 1917 der USPD an. Breitscheid bekleidet 1919/20 als unabhängiger Sozialist (USPD) das Amt des preußischen Innenministers. Von 1920 bis 1933 ist er Reichstagsabgeordneter, zunächst für die USPD, dann für die SPD, deren Fraktionsvorsitzender und außenpolitischer Hauptsprecher er wird. In den Jahren 1926-30 gehört er auf Betreiben Stresemanns der deutschen Völkerbundskommission an. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Breitscheid ausgebürgert und flieht nach Frankreich, wird jedoch 1940 von der Vichy-Regierung an die Gestapo ausgeliefert und im KZ Buchenwald interniert [8]. Dort wird er am 24.08.1944 ermordet [4, S.918]. [Zurück zum Thema]
Charlottenweg    
In der am 30.09.2004 stattfindenden Gemeinderatssitzung erfolgt die Benennung der im Baugebiet "Am Birkenwäldchen" (Bebauungsplan Nr. 13) entstehenden Straße. Die Leiterin des Ordnungsamtes Doris Lukowiak weist darauf hin, dass diese Straße nicht den Namen "Am Birkenwäldchen" tragen könne. Eine Verwechslung mit dem vorhandenen Straßennamen "Am Waldesrand" wäre möglich. Spontan schlägt der Abgeordnete Uwe Ludwig (FDP), der Investor in diesem Bebauungsgebiet ist, den Namen "Charlottenweg" vor. Bürgermeister Wolfgang Thiel (CDU) erklärte den Hintergrund des Namensvorschlages. Der Investor Uwe Ludwig habe sein Töchterchen Charlotte gemeint, die zu jener Zeit zwei Jahre jung ist. Ohne den Namen weiter zu diskutieren, stimmt der Gemeinderat diesem Vorschlag zu.
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Deutsche Einheit
Nach dem Zweiten Weltkrieg bringen 1945 die Westmächte und die Sowjetunion innerhalb ihres Besatzungsbereichs ihre politischen und gesellschaftlichen Prinzipien zur Geltung, damit werden Deutschland und der europäische Kontinent ideologisch geteilt [4, S.933]. Die am 20.09.1949 gebildete Bundesregierung entwickelt unter anderem folgende Ziele: Die am 07.10.1949 gegründete DDR definiert in ihrer verabschiedeten Verfassung Deutschland als unteilbare Republik und hält damit alle Türen für die Wiedervereinigung offen. Auf dem Parteitag der SED (15.-21.01.1963) wird die "Wiederherstellung der Einheit Deutschlands" - unter sozialistischen Verhältnissen - genannt [4, S.1014]. In einem "Brief zur deutschen Einheit", den die Bundesregierung am 21.12.1972 an die Regierung der DDR sendet, wird betont, dass der Grundlagenvertrag nicht dem Ziel widerspreche, "auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt" [4, S.1060]. Um die nationale Selbstbestimmung der DDR zu betonen, werden in der neuen Verfassung vom 07.10.1974 die Begriffe "deutsche Nation" und "Deutschland" nicht mehr aufgeführt. Der gesamtdeutsche Aspekt verschwindet. [4, S 1070] 1989 bereitet die friedliche Revolution in der DDR den Weg für die staatliche Einheit Deutschlands. Die Volkskammer erklärt am 23.08.1990 den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der BRD (Art.23 Grundgesetz) mit Wirkung vom 03.10.1990. [17, S410-411]. [Zurück zum Thema]
Deutsch-Sowjetische-Freundschaft
In der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) wird am 30.06.1947 die "Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion" gegründet. Sie entwickelt sich als "Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft" (DSF) zu einer der größten Massenorganisationen in der DDR (1982 6 Millionen Mitglieder). Die DSF hat die Aufgabe, das Image der Sowjetunion als führende Weltmacht zu festigen und sie als Vorbild beim Aufbau des Sozialismus darzustellen. Die Mitglieder werden regelmäßig zu Vorträgen und kulturellen Veranstaltungen eingeladen, vereinzelt können sie an Studienreisen in die Sowjetunion teilnehmen. In der Bevölkerung dient die Mitgliedschaft in der DSF häufig als Mindestnachweis "gesellschaftlicher Tätigkeit". Bürger, die sich der Mitgliedschaft der DSF entziehen wollen, müssen mit Repressalien rechnen. [4, S.947] [Zurück zum Thema]
Ebert    
Ebert, Friedrich, *04.02.1871 in Heidelberg, †28.11.1925 in Berlin
Politiker, Staatsmann
Ebert, gelernter Sattler, früh politisch und gewerkschaftlich in Bremen aktiv. Ab 1905 im Parteivorstand der SPD in Berlin tätig [8]. Seit 1912 gehört er dem Reichstag an und wird 1913, zusammen mit Hugo Haase, Vorsitzender der SPD. Während des Weltkrieges (1914-1918) tritt er für den Verzicht parteipolitischer Auseinandersetzungen ein ("Burgfrieden") [4, S.814]. 24.03.1916 Friedrich Ebert und die Mehrheitssozialisten arbeiten in der Frage der Bewilligung von Kriegskrediten weiter mit dem Zentrum und der Fortschrittspartei zusammen [4, S.748]. 29.10. 1918 Novemberrevolution: Friedrich Ebert, Führer der SPD, ist für die Abdankung des Kaisers, denn er will keinesfalls eine soziale Revolution [4, S.768]. 10.11.1918 "Volksbeauftragte" regieren: Friedrich Ebert gehört als Mitglied der Mehrheits-SPD dem neuen Kabinett an und leitet das Ressort Inneres und Militär [4, S.769]. Ebert ist ein Gegner des Rätesystems, er will die Regierungsverantwortung der SPD in einem parlamentarischen System sichern [4, S.814]. 11.02.1919 Friedrich Ebert wird von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt [4, S.778, 814], die Amtszeit durch Verfassungsänderung (27.10.1922) bis zum 30.06.1925 verlängert [4, S.797]. Die letzten Jahre von Friedrich Eberts Amtszeit sind von einer beispiellosen Hetze gegen seine Person überschattet, er führt mehrere Prozesse gegen seine Gegner. 28.11.1925 Während Ebert sich gegen die Vorwürfe vor einem Untersuchungsausschuss verteidigt, stirbt er an einer verschleppten Blinddarmentzündung [4, S.814]. [Zurück zum Thema]
Eigenheimstraße
Die Baugenossenschaft "Eigenheim" beginnt westlich der Ernst-Borsbach-Straße 1927 mit dem Bau von Wohnungen [2, S.61]. [Zurück zum Thema]
Einheit    
Der Begriff "Einheit", in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) häufig für politische und gesellschaftliche Ziele benutzt, wurde außer den Synonymen Verbundenheit, Einheitlichkeit, Geschlossenheit u. a. auch als Gleichschalten, auf eine einheitliche Linie bringen, angewendet. Die "Sozialistische Einheitspartei Deutschlands" (SED) unterwirft alle anderen Parteien und Organisationen ihrem diktatorischen Führungsanspruch [4, S.1026]. Abgeordnete werden nach "Einheitslisten" gewählt, die Zusammensetzung der Volksvertretungen ist bereits vorher klar festgelegt [4, S.1083]. Das Demokratisierungsgesetz (23.07.1952) wandelt die bisher dezentralisierte DDR in einen zentralistischen "Einheitsstaat" um (Prinzip des demokratischen Zentralismus, administrative ökonomische Planungen) [17, S.76]. Grundrechte und Grundpflichten der Bürger gelten als "Einheit" (Verfassung der DDR 1968) [17, S.177]. Gesetz über das "Einheitliche Bildungssystem" (25.02.1965) [17, S.206], das Prinzip der "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" von 1971 [17, S.285]. [Zurück zum Thema]
Fahlke    
Fahlke, Hermann *27.02.1889, †07.07.1932 in Sandersdorf
Arbeiter, 1924 - 1932 Gemeinde-Vertreter (KPD)
1921 wird in Sandersdorf die KPD-Ortsgruppe gegründet, die bei ihrer Gründung 75 Mitglieder umfasst. Führer sind die Arbeiter Engelmann und Donar. Später wird Hermann Fahlke zum Vorsitzenden der Ortsgruppe der KPD gewählt. [29, S.5]
Bei den Gemeindewahlen, am 04.05.1924, stellen die Arbeiter und Angestellten eine Einheitsliste auf, wodurch sie die Mehrheit in der Gemeindevertretung erhalten. Bei der Wahl tritt besonders der kommunistische Arbeiter Hermann Fahlke in Erscheinung, der die Wahlaktion der KPD klug und umsichtig leitet. [29, S.5]
1932, dem Jahr der Massenarbeitslosigkeit, wird ab dem 1. Juli im Rahmen der "Brüningschen Notverordnungen" der Unterstützungssatz für ortsfremde Ledige dem Satz aller ledigen Erwerbslosen gleichgestellt, d. h. von 12 Rm auf 9 Rm je Woche gekürzt. Diese Änderung wirkt sich bei der Auszahlung im Gemeindeamt am 07.07.1932 erstmalig aus. Unzufriedene Erwerbslose ziehen protestierend vor das Gemeindeamt. Bei den sich anschließenden Protestunruhen wird Hermann Fahlke von einer Kugel tödlich getroffen. [30] [Zurück zum Thema]
Frank    
Frank, Anne (Annelies Marie), *12.06.1929 in Frankfurt/Main, † März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen
Anne Frank, Tochter des jüdischen Kaufmanns Otto Frank und der jüdischen Frau Edith (geb. Holländer), Schwester Margot. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten (1933) emigriert ihre Familie nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande (1940) wird ihr Leben zunehmend von antisemitischen Regeln und Gesetzen eingeschränkt. Anne beginnt am 14.06.1942 ihr Tagebuch zu schreiben. Nach dem Beginn der Deportationen (06.07.1942) wird die Familie mit vier weiteren Menschen im Hinterhaus des väterlichen Geschäfts in der Prinsengracht 263 von den holländischen Angestellten der Firma versteckt und versorgt. In ihrem Tagebuch beschreibt Anne das Leben im Versteck. Das Zusammenleben von acht Menschen auf engstem Raum und die sich daraus ergebenden Konflikte schildert sie ebenso wie ihre eigenen Krisen. Das Tagebuch endet am 01.08.1944. Am 04.08.1944 wird das Versteck verraten. Die dort Verborgenen werden von der Sicherheitspolizei verhaftet und deportiert. Die holländischen Angestellten der Firma Opekta finden Annes Tagebuch. Ihr Vater, der einzige Überlebende der Familie, gibt das Tagebuch in Amsterdam heraus (1947). Es wird in 55 Sprachen übersetzt und erzielt als Zeitdokument außerordentliche Wirkung. [14] [15] [Zurück zum Thema]
Freiligrath
Freiligrath, Ferdinand, *17.06.1810 in Detmold, †18.03.1876 in Cannstatt
Dichter, bedeutendster Vertreter der Lyrik des Vormärz - der Zeit vor der Revolution 1848/49
Nach einer Lehre zum Kaufmann arbeitet Freiligrath in verschiedenen kaufmännischen Berufen, bis er ab 1839 als freier Schriftsteller wirkt. Seine Gedichte aus dieser Zeit beschäftigen sich mit exotischen, romantischen Themen. Freiligrath vertritt in seiner Gedichtsammlung "Ein Glaubensbekenntnis" (1842) radikal-demokratische politische Ziele. Wegen seines Gedichts "Die Toten an die Lebenden" (1848) wird er verhaftet, später wieder frei gelassen. [4, S.609] 1851 geht er, wegen seiner demokratischen Gesinnung erneut verfolgt, nach London. Den Unterhalt für sich und seine Familie verdient er als kaufmännischer Angestellter in London. Er übersetzt in meisterhaftem Stil die sozialen Tendenzromane von Musset und Victor Hugo. 1868 erfolgt die endgültige Rückkehr nach Deutschland. Eine "Volksspende" von 60 000 Talern ist der Dank der Nation an den opferbereiten Patrioten. Die Summe bereitet ihm ein sorgloses Alter. [7, S.145] Aufmerksamkeit besonders bei der Jugend finden seine erotischen Balladen ("Der Löwenritt" u. a.), die politischen und sozialen Gedichte ("Ca ira") sowie seine Kriegslieder von 1870 ("Hurra Germania", "Die Trompete von Gravelotte") sind leidenschaftlich und stark; einige Lieder von echter Volkstümlichkeit ("O lieb, so lang du lieben kannst", "Die Auswanderer"). [3, Bd.3, S.371] [Zurück zum Thema]
Gartenstraße
Auf dem Gelände der Siedlung, ein von Grube Richard II und Deutsche Grube ausgekohltes und verkipptes Grubengelände, wird vor der Bebauung mit Häusern eine Schrebergartenanlage mit dem Namen "Volkswohl e. V." am 23.03.1932 gegründet. Von der Zscherndorfer Straße führt zu dieser Schrebergartenanlage der Gartenweg. [31] [Zurück zum Thema]
Gisander
Schnabel, Johann Gottfried, *07.11.1692 in Sandersdorf bei Bitterfeld, † nach 1750
Schriftsteller
Johann Gottfried Schnabel veröffentlicht 1731 seinen Roman, die Robinsonade "Wunderliche Fata einiger Seefahrer" (Insel Felsenburg) unter dem Pseudonym "Gisander".
Schnabel verbindet in der Robinsonade das Motiv vom Schiffbruch mit der Entwicklung eines utopischen Staatswesens. Schnabels Schiffbrüchige, die es auf die Insel Felsenburg verschlägt, nutzen die Gelegenheit, eine neue patriarchalisch-idyllische Form des Zusammenlebens zu entwickeln. In den eingeschobenen Lebensläufen der Inselbewohner zeichnet Schnabel hingegen ein düsteres Bild der Zustände im Europa des 18. Jahrhunderts. [4, S.399] [Zurück zum Thema]
Glück-Auf-Siedlung
Bergarbeiter-Wohnhäuser werden im "Wolfswinkel", östlich der Greppiner Straße, von 1918 bis 1922 gebaut. Später erhält diese Siedlung den Namen "Glück-Auf-Siedlung". [2, S.59] [31] [Zurück zum Thema]
Goethe
Goethe, Johann Wolfgang von, *28.08.1749 in Frankfurt am Main, †22.03.1832 in Weimar
Dichter, Forscher, Beamter im weimarischen Staatsdienst
19.10.1765 Immatrikulation in Leipzig und am 18.04.1770 Immatrikulation in Straßburg. 25.05.1772 Eintritt ins Reichskammergericht in Wetzlar. [3, Bd.4, S.170] Goethe dichtet 1773 das erfolgreichste Drama des "Sturm und Drang", den "Götz von Berlichingen" [4, S.416]. Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werthers" erscheint 1774 [4, S.414]. Von Herzog Karl August nach Weimar berufen, trifft Goethe am 08.11.1775 in Weimar ein. Durch Goethes Freundschaft mit Karl August konnte sich in den folgenden Jahren jene geistige Kultur entwickeln, die auf den Höhepunkt der deutschen Klassik führte. Gleichzeitig wird er immer mehr in Staats- und Regierungsangelegenheiten eingeweiht. 1776 ernennt ihn Karl August zum Geheimen Legationsrat; zwei Jahre später wird er Geheimer Rat. 07.05.1791 Herzog Karl August beauftragt Goethe mit der Leitung des Hoftheaters zu Weimar. [4, S.430] Goethe ist ein Gegner der Französischen Revolution, die Romantiker lehnt er ab, er verkennt Schubert, Kleist und Hölderlin, wendet sich von Beethoven ab. [7, S.163] Goethes "Faust. Der Tragödie erster Teil" erscheint 1808 [4, S.463]. 1831 vollendet Goethe das Lebenswerk "Faust II" [4, S.514]. Goethe ist als Dichter bereits zu Lebzeiten unsterblich in seinen Liedern, Romanen, Dramen und der Menschheitstragödie "Faust", sein Andenken lebt auch als Forscher auf dem Gebiet der Knochenlehre (20.03.1784: Entdeckt den Zwischenkieferknochen), der Pflanzenphysiologie (1798 "Die Metamorphose der Pflanzen"), Mineralogie, Geologie, der Farbenlehre (1810 "Zur Farbenlehre. Erster Band") fort. [7, S.163] [3, Bd.4, S.170] Die vielschichtigen Themen Goethes Werks werden von dem einheitlichen Ziel getragen, die Ordnung der Dinge und ihrer organische Entwicklung zu erkennen [4, S.513]. [Zurück zum Thema]
Greppiner Straße
Eine direkt nach Greppin führende Landstraße/-weg existiert nicht mehr. Durch den im 19. Jahrhundert beginnenden Abbau von Braunkohle wird diese Verbindung unterbrochen. [Zurück zum Thema]
Heine    
Heine, Heinrich, *13.12.1797 in Düsseldorf, †17.02.1856 in Paris
Dichter und Publizist
Kaufmannslehrling, studiert Jura, tritt 1825, um seine Laufbahn zu erleichtern, vom Judentum zum Protestantismus über [3, Bd.4, S.317]. Die Erlebnisse einer Fußwanderung in den Harz (Sept.-Okt.1824) schreibt Heine in seinem ersten Prosastück "Harzreise" nieder. Heine veröffentlicht 1827 eine Sammlung seiner Gedichte "Das Buch der Lieder". Heine veröffentlicht im Dez. 1829 den 3. Band der Reisebilder; die darin enthaltenen Polemiken gegen Persönlichkeiten des literarischen und öffentlichen Lebens lösen heftige Reaktionen aus. 1831 geht Heine, der in Deutschland der Zensur ausgesetzt ist, ins Exil nach Paris. Hier schreibt er 1835 u. a. die an französische Leser gerichtete "Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland", in der er die deutsche Fehlentwicklung erklärt. Am 10.10.1835 werden nach einem Bundestagsbeschluss die Werke der Schriftsteller, darunter auch Heine, die dem "Jungen Deutschland" zugerechnet werden, verboten und verfolgt, weil sie als staatsgefährdend angesehen werden. Heines satirisches Versepos "Atta Troll - Ein Sommernachtstraum" erscheint 1843, eine Satire auf die politischen und literarischen Zustände in Deutschland. 1844 erscheint Heines Verssatire "Deutschland. Ein Wintermärchen" in Hamburg. [4, S.441, 496, 499, 503, 566, 522, 533, 534] [Zurück zum Thema]
Hermine    
"Grube Hermine", Braunkohlenwerk "Hermine" GmbH Bitterfeld (Agfa), Tagebau nördlich von Sandersdorf, 1874/75-1941 [1, S.136]
Das Tagebaurestloch ist eine stillgelegte Altdeponie mit durchgeführter Dammstabilisierung. [Zurück zum Thema]
Hindenburg
Hindenburg, Paul von Beneckendorff und von, *02.10.1847, † 02.08.1934
Generalfeldmarschall und Reichspräsident [4, S.540]
22.08.1914 Der 1911 verabschiedete General Paul Hindenburg wird wieder einberufen und übernimmt mit Erich Ludendorff als Stabschef die Führung der in Ostpreußen kämpfenden 8. Armee. 23.-31.08.1914 in der Schlacht bei Tannenberg besiegt die deutsche 8. Armee unter Hindenburg vernichtend die 2. russische Armee. 01.11.1914 Der zum Generalfeldmarschall ernannte Paul von Hindenburg wird Oberbefehlshaber Ost [4, S.735]. 27.02.1915 Hindenburg schlägt die russische Armee in der Winterschlacht von Masuren [4, S.743]. Die Legende vom "Dolchstoß": Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung erklärt Hindenburg zu den Ursachen des militärischen Zusammenbruchs im Herbst 1918: Das "im Felde unbesiegte Heer" sei durch die sozialistische Agitation in Heimat und Etappe geschwächt und schließlich durch die Novemberrevolution "von hinten erdolcht" worden [4, S.781]. 26.04.1925 Hindenburg wird zum Reichspräsidenten gewählt [4, S.813], am 10.04.1932 wiedergewählt. 13.04.1932 Hindenburg erlässt eine Verordnung zur Sicherung der Staatsautorität; alle militärischen Organisationen der NSDAP müssen aufgelöst werden [4, S.853]. 13.08.1932 Hindenburg lehnt die Forderung Adolf Hitlers, die NSDAP solle die gesamte Staatsgewalt übernehmen, ab. General Kurt von Schleicher, im Dezember 1932 zum Kanzler ernannt, sieht zur Verhinderung der Regierungsbeteiligung Hitlers nur noch die Möglichkeit eines Staatsstreichs. Hindenburg lehnt ab und ernennt am 30.01.1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Nationalsozialisten übernehmen die Macht [4, S.774]. [Zurück zum Thema]
Hitler    
Hitler, Adolf, *20.04.1889, †30.04.1945
NS-Politiker und Diktator [4,S.643]
Ab Februar 1920 arbeitet Hitler am Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) mit. Hitler verfügt am 03.08.1923 die Umformung des NSDAP-Versammlungsschutzes zu einer paramilitärischen Kampforganisation (SA = Sturmabteilung) [4, S. 792]. 29.07.1921 Hitler wird zum Vorsitzenden der NSDAP gewählt und er erhält seinem Willen entsprechend diktatorische Vollmachten [4, S. 794]. In München (09.11.1923) putscht Hitler gegen die Reichsregierung, der Putsch wird blutig niedergeschlagen und Hitler wird (01.04.1924) zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt [4, S. 805, 809]. 09.11.1925 Die "Schutzstaffel" (SS) wird gegründet, eine Sonderorganisation zum Schutz Adolf Hitlers und anderer NSDAP-Funktionäre [4, S. 813]. 18.07.1925 Hitler veröffentlicht den ersten Teil seiner politischen Programmschrift "Mein Kampf - Eine Abrechnung". 21.08.1927 NSDAP-Parteitag in München: Die nationalsozialistischen Führer sowie Hitler tragen in ihren Reden rassistische Hetze gegen jüdische Bürger und die Hoffnung auf eine gewaltsame Expansion Deutschlands vor [4, S. 827]. 30.01.1933 Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum Reichskanzler, nachdem zahlreiche Verhandlungen und Intrigen vorausgingen [4, S. 862]. 02.08.1934 Nach dem Tod Hindenburgs wird per Gesetz Hitler zum "Führer und Reichskanzler" [4, S. 874]. Das politische System in Deutschland wird konsequent in eine Einparteien-Führerdikdatur umgewandelt [4, S. 859]. Die nationalsozialistische Ideologie wird vom Glauben an den Führungsanspruch der "nordischen Herrenrasse" und die absolute Unterordnung des Einzelnen unter das Volk und seinen "Führer" Adolf Hitler geprägt [4, S. 876]. 04.02.1938 Hitler ernennt sich zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht [4, S. 893]. 30.01.1939 Hitler kündigt in einer Reichstagsrede für den Fall eines neuen Weltkriegs die "Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa" an. 01.09.1939 Hitler ordnet das Programm zur Euthanasie, der "Vernichtung lebensunwerten Lebens", an [4 ,S. 896]. 30.03.1941 Hitler kündigt vor 200 Befehlshabern der Wehrmacht eine beispiellose Kriegführung ohne Achtung der kriegsrechtlichen Bestimmungen, einen rassenideologischen Vernichtungsfeldzug im Osten an [4, S. 903]. 31.03.1941 Hitler erlässt die "Anweisung zur Liquidierung der russischen Kommissare". 19.12.1941 Nach Differenzen in den strategischen Planungen und dem Scheitern des Blitzkrieges gegen die Sowjetunion übernimmt Hitler selbst den Oberbefehl über das Heer [4, S. 905]. 25.09.1944 Ein Erlass Hitlers über den Deutschen Volkssturm ordnet die Erfassung aller waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren an [4, S. 918]. 30.04.1945 Hitler begeht Selbstmord [4,S.922]. Adolf Hitler als Integrations- und Führungsfigur des Nationalsozialismus wurde von der Propaganda zum "Retter", "Werkzeug der Vorsehung" und "unfehlbaren Führer" hochstilisiert [4, S. 860]. Unter der faschistischen Diktatur des "Führers" Adolf Hitler werden grausame Verbrechen und Völkermord am eigenen und an vielen anderen Völkern begangen (Kriegsverbrecherprozess vor dem internationalen Gerichtshof in Nürnberg 1946 [4, S. 936 - 937]). [Zurück zum Thema]
Karl Ferdinand
Unter dem Namen "Karl Ferdinand" wurden nördlich von Sandersdorf drei Braunkohlentagebaue betrieben: "Karl Ferdinand/West" 1898-1914, "Karl Ferdinand/Ost" 1907-1920, "Karl Ferdinand/Nord" 1946-1951 [1, S. 137]. [Zurück zum Thema]
Kluck    
Kluck, Alexander von, *1846
Generaloberst, übernahm bei Beginn des Ersten Weltkrieges das Kommando über die 1. Armee (Schlachten an der Gette, bei Mons, bei Solesnes und an der Somme).
Als 05.09.1914 die Einheiten von Generaloberst Alexander von Kluck mit der vorstoßenden 6. französischen Armee in Berührung kommen, erhält Kluck die fragwürdige Nachricht, britische Truppen seien in einer unübersehbar großen Zahl bei Ostende gelandet. Kluck reagiert mit einer allgemeinen Schwenkung und kann so den Vorstoß der 6. französischen Armee erfolgreich aufhalten. Durch diese Schwenkung werden aber die l. und 2. Armee auseinandergerissen, und die entstandene 40 km breite Lücke kann sich das britische Expeditionskorps und die französische 5.Armee zunutze machen, um die deutsche Mitte zu durchstoßen. Die Oberste Heeresleitung erteilt in Überschätzung der Krise, die durch die Lücke zwischen beiden Armeen entstanden ist, den Befehl zum Rückzug [3, Bd. 5] [4, S. 741]. [Zurück zum Thema]
Körner    
Körner, Theodor, *23.09.1791 in Dresden, †26.08.1813
Dichter
Mit seinen erfolgreichen, aber literarisch weniger bedeutenden Lust- und Trauerspielen wirkt er 1812/13 als Theaterdichter am Hofburgtheater in Wien. Angesichts der Niederlage Kaiser Napoleons in Rußland 1812 schreibt Körner "Das Volk steht auf, der Sturm bricht los! Wer legt noch die Hände feig in den Schoß?" 1813 schließt sich Körner dem Lützowschen Freikorps an. In patriotischen Liedern wie "Der Tod fürs Vaterland", "Lützows wilde, verwegene Jagd" u. a., die Körners Ruhm begründen, verarbeitet er seine Erfahrungen in diesem Freikorps. Körner fällt am 26.08.1813 als Adjutant des preußischen Generalmajors Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow im Gefecht bei Gadebusch (Mecklenburg). [4, S.476, 479] [Zurück zum Thema]
Litzmann
Litzmann, Karl, *1850
Glashütten- und Waldgutsbesitz Neuglobsow am Stechlin-See (80 km nördlich Berlin) im 19.Jahrhundert - Romanfigur bei Theodor Fontane "Der Stechlin" (1895)
Chef der Kaiserlichen Kriegsakademie (1905)
General der Infanterie, im Ersten Weltkrieg (1914-1918) an den Fronten bei Brzeziny, Kosowo und Lens
Unterstützung für Hitler ab 1930 - NSDAP-Mitglied, Alterspräsident im Deutschen Reichstag (1932-1936), schreibt "Lebenserinnerungen" 1926 (I) und 1928 (II) [3, Bd.6] [5]. [Zurück zum Thema]
Louisenweg    
Die im Bebauungsplan "Krotendorfer Weg" ausgewiesene Fläche von ca. 0,6 ha, auf der ehemals die Brikettfabrik, das Kesselhaus und dazugehörige Anlagen der "Bitterfelder Louisengrube, Kohlenwerke und Ziegelei AG" standen, wird 2004 für den Bau von Eigenheimen erschlossen.
1858 wird die Privatkohlengrube Nr. 291 "Vergißmeinnicht" in der Zscherndorfer Gemarkung, die bis an die (heutige) Ramsiner Straße heranreicht, gegründet. 1892 bauen "Lehmann und Kühle" westlich der Ramsiner Straße für die "Grube Vergißmeinnicht" die Brikettfabrik, die die bisherige Nasspresssteinfabrik ablöst.
Die "Bitterfelder Louisengrube" betreibt seit 1872 Braunlohlentagebau nördlich an der Straße Sandersdorf - Bitterfeld. Das Grubenfeld Louise erreicht im Januar 1912 den Zeitpunkt seiner völligen Auskohlung. Um weiter bestehen zu können, erwirbt die "Louisengrube" die "Grube Vergißmeinnicht" und gelangt damit auch in den Besitz der Brikettfabrik und Ziegelei.
Am 12. Januar 1949 wird die "Bitterfelder Louisengrube, Kohlenwerke und Ziegelei, Aktiengesellschaft in Bitterfeld" enteignet und geht in das "Eigentum des Volkes" über. Die Tagebaue "Vergißmeinnicht" und "Karl-Ferdinand-Nord" werden zu dem Braunkohlenwerk "Hermann Fahlke" vereinigt.
Die Brikettfabrik "Louise" ("Hermann Fahlke") in der Ramsiner Straße wird aus wirtschaftlichen Gründen am 30. Juni 1965 stillgelegt. 1996 werden die stillgelegten Anlagen der Brikettfabrik einschließlich Kesselhaus, das bis nach 1980 als Heizwerk für das 1. Neubaugebiet diente, abgerissen. (Siehe auch in "Geschichte der Ramsiner Straße") [Zurück zum Thema]
Ludendorff
Ludendorff, Erich, *09.04.1865 Gut Kruszewnia bei Posen, †20.12.1937 [4, S.581]
Preußischer General der Infanterie. Von Juli 1916 an steht er neben Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg an der Spitze der obersten Heeresleitung (OHL) und ist mitverantwortlich für so bedeutende Stationen des Weltkrieges (1914-1918) wie der Erklärung des uneingeschränkten Einsatzes der deutschen U-Boot-Flotte und den Frieden von Brest-Litowsk (03.03.1918) [4, S.763]. An der Westfront bricht der große Tankangriff der Alliierten am 08.08.1918 endgültig die deutsche Widerstandskraft. Diese ausweglose militärische Lage gesteht Ludendorff zu spät ein. Er verlangt am 29.09.1918 von der deutschen Regierung kategorisch ein Waffenstillstandsangebot [4, S.735]. Von da ab plant Ludendorff die ihm nun unausweichlich erscheinende Niederlage. Das Ziel seiner Überlegungen: Existenz und Ehre der Armee sollen gerettet werden, koste es, was es wolle [4, S.763]. Ludendorff gerät in Widerspruch zur neuen Reichsregierung und er wird am 26.10.1918 aus der Obersten Heeresleitung entlassen [3, Bd.6].
Am 09.11.1923 beteiligt sich Ludendorff aktiv am Putsch Adolf Hitlers in München [4, S.805]. Ludendorff sympathisiert mit den Nationalsozialisten und durch seine antisemitische und völkische Hetze verspielt er seinen Ruf als Heerführer des Weltkrieges (1914-1918). Zur Reichspräsidentenwahl (29.03.1925 1. Wahlgang) erhält Ludendorff als Kandidat der Nationalsozialisten nur knapp 300000 Stimmen [4, S.814, 827].
Schriftstellerisch tätig auf milit. und polit. Gebiet: Schrieb "Meine Kriegserinnerungen", "Urkunden der OHL (Oberste Heeresleitung), "Mein militärischer Werdegang", u. a. [3, Bd.6]. [Zurück zum Thema]
Mackensen
Mackensen, August von, *1849
Nimmt als Freiwilliger 1870-71 am Feldzug gegen Frankreich teil, wird 1914 Führer der 9. Armee (2. Offensive gegen Warschau). Der 11. deutschen Armee unter Generaloberst August von Mackensen gelingt am 07.05.1915 der Durchbruch bei Gorlice-Tarnòw an der Ostfront. Generaloberst August von Mackensen wird am 23.06.1915 zum Generalfeldmarschall ernannt. Im Herbst 1915 leitet er die Operation gegen Serbien, 1916 gegen Rumänien, wo er bis Kriegsende Oberbefehlshaber war. Dann führt er diese Armee geschlossen zurück. Auf Veranlassung der Entente von den Ungarn festgehalten, bis 1919 von den Franzosen in Saloniki interniert [3, Bd.6] [4, S.743]. [Zurück zum Thema]
Marienweg    
Der Tagebau "Marie" fördert von 1871 bis 1931 Braunkohle in Abbaufeldern nördlich der Straße Sandersdorf - Bitterfeld. Er gräbt sich im Westen mit einem schmalen Abbaufeld zwischen Reichsbahnstrecke und Kurze Straße in die Ortslage Sandersdorf hinein und erreicht 1911 fast die Bebauung an der Teichstraße. [Zurück zum Thema]
Martin    
Martin, Emma, *25.10.1892 †16.12.1943
Landarbeiterin (SPD)
Seit 1922 ist Emma Martin Mitglied der SPD. Sie wird im August 1943 von der Gestapo in ihrem Wohnort Altjeßnitz, wo sie als Landarbeiterin tätig ist, verhaftet. Am 9. Oktober 1943 wird sie vom 1. Senat des faschistischen "Volksgerichtshofes" wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und am 16. Dezember 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. [25] [Zurück zum Thema]
Mühlstraße
Die leer stehenden, teils verfallenen Gebäude von Mühle, Gutshaus, Scheune und Stallungen in der Mühlstraße 1, die über Generationen hinweg in Besitz der Familien Nuckelt waren, lassen im Jahr 2004 früheren Mühlenbetrieb und Landwirtschaft nur noch erahnen. Nachdem sich die seit 1868 bestehende Handelsmühle mit ihren Produkten immer wieder dem Markt anpasste und einige Jahre das Reglement der Planwirtschaft überdauerte, musste doch nach rund 100 Jahren der Betrieb eingestellt werden. [32] [Zurück zum Thema]
Othma
Othma, Paul Joseph *14.11.1905 in Radzionkau (ehemals Oberschlesien) † 20.06.1969
Elektriker, Streikführer am 17. Juni 1953 in Bitterfeld
Nach dem Besuch der Volksschule in Radzionkau erlernt Paul Othma in Beuthen ab 1918 drei Jahre lang das Elektrohandwerk. Von 1921 - 1941 ist er im Elektrizitätswerk Bitterfeld (Prevag) als Elektromonteur tätig. In den Jahren 1933 bis 1936 erbauen und beziehen Paul Othma und seine Frau ein Haus in der neu entstehenden Heimstätten-Siedlung Sandersdorf. Von Nov. 1941 bis 1945 arbeitet er in den JUNKERS-Flugzeug- und Motorenwerken Dessau im Filmwesen. 1945 - 1950 gehört Paul Othma der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD) und zeitweise deren Ortsvorstand sowie dem Antifa-Ausschuss an. Als Gemeindevertreter auf Zeit greift er offensiv Korruption und Missstände an. Von 1946 bis Anfang 1953 arbeitet er in Sandersdorf als selbstständiger Rundfunk- und Elektromechaniker. Am 02.03.1953 wird er im Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld (EKB) als Elektromonteur eingestellt.
Der 17.06.1953 wird unvermittelt der schicksalsschwerste Tag für sein ganzes weiteres Leben. Mit dem Beginn der Frühstückspause versammeln sich vor dem Gebäude 209, dem Sitz der SED-Parteileitung und der Gewerkschaft, viele Belegschaftsmitglieder, die mit betrieblichen Funktionären der SED und Gewerkschaft heftige Diskussionen führen. Paul Othma fordert die Versammelten zur Solidarität mit den Berliner Arbeitern auf. Eine Kettenreaktion setzt Tausende Werktätige in Bewegung. Die Protestierenden formieren sich spontan zu einem Demonstrationszug, der von Paul Othma angeführt wird und sich durch das Werk in Richtung Bitterfeld bewegt. Auf dem Platz der Jugend spricht auch Paul Othma zu den über 30000 Kundgebungsteilnehmern. Paul Othma wird zum ersten Vorsitzenden des Kreisstreikkomitees gewählt. Er setzt sich gegen jede Gewalt ein. Er sorgt dafür, dass die Waffenkammer der besetzten Polizeidienststelle nicht aufgebrochen wird. Paul Othma wird wegen "Boykotthetze" und "faschistischer Propaganda" zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Was damit tatsächlich gemeint war, das zeigen die Forderungen des Bitterfelder Streikkomitees:
 
 "1. Ende der Norm-, Preis- und Steuerschraube!
  2. Beseitigung der Schlagbäume an der Zonengrenze
     und freier Reiseverkehr in beide Teile Deutschlands.
  3. Rücktritt der Ulbricht-Regierung!
  4. Zulassung der im Westen befindlichen demokratischen Parteien!
  5. Wahl einer gesamtdeutschen Regierung auf demokratischer Basis!
  6. Wahl einer provisorischen Regierung für die SBZ 
     bis zur Neuwahl! (...)
  7. Sofortige Freilassung aller politisch, religiös
     und aus sogen. wirtschaftlichen Gründen Verfolgten.
  8. Meinungs- und Pressefreiheit.
  9. Auflösung der SED und Auflösung der Volksarmee.
 10. Fortführung des Generalstreiks. Keine Repressalien gegen 
     Streikende.
 11. Das Deutschland-Lied ist ab sofort unsere National-Hymne."
Die Sühnemaßnahmen der Kontrollratsdirektive 38 werden ihm auferlegt, sein gesamtes Vermögen wird eingezogen, die Untersuchungshaft wird nicht angerechnet und die Kosten des Verfahrens hat er zu tragen. Paul Othma hält daran fest, dass seine Überzeugungen und sein Handeln nicht vorwerfbar und schon gar nicht strafbar sind. Deshalb sieht die Staatsanwaltschaft keine Veranlassung, für Paul Othma die Strafe bedingt auszusetzen. Unerwartet wird Paul Othma, bereits durch Krankheit gezeichnet, am 01.09.1964 aus dem Strafvollzug entlassen. Am 20.06.1969 stirbt Paul Othma. [33] [34]
Am 17. Juni 2003, dem 50. Jahrestag des Volksaufstandes, wird das Gemeindezentrum feierlich in "Paul Othma Haus" benannt. [Zurück zum Thema]
Ramsiner Straße
Die ehemals nach Ramsin führende Landstraße wird 1982 durch den Aufschluss des Braunkohlentagebaues "Köckern" auf unbestimmte Zeit unterbrochen [1, S.172]. [Zurück zum Thema]
Rathenau
Rathenau, Walther, *29.09.1867 in Berlin, †24.06.1922 in Berlin
Industrieller und Politiker
1886-1889 Rathenau studiert Physik, Chemie und Philosophie in Berlin und Straßburg. 1889 Promotion in Berlin über "Die Absorption des Lichts in Metallen". 1889/90 Studium des Maschinenbaus und der Chemie an der Technischen Hochschule München [10]. 30.10.1893 Elektrochemische Werke Berlin (EWB) reicht einen "Conzessionsgesuch", unterschrieben von Dr. Rathenau, für eine "chemische Fabrik mit elektrischem Betriebe" in Bitterfeld ein [9, S.237]. Die Inbetriebnahme der Alkalichlorid-Elektrolyse der EWB im Dezember 1894 steht mit am Beginn der Geschichte der chemischen Industrie im Raum Bitterfeld [9, S.111, 141]. Die Produktion von Magnesium und die elektrolytische Herstellung von Calcium in Bitterfeld gehen auf Rathenau zurück [9, S.124]. 1893-1898 als Geschäftsführer baut er die von der AEG gegründeten Elektrochemischen Werke Bitterfeld auf [10]. 1899 Rathenau wird Vorstandsmitglied der von seinem Vater gegründeten Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG). 1907 Rathenau arbeitet als Mitglied und später als Vorsitzender des Aufsichtsrats der AEG. 1914 Vom preußischen Kriegsministerium wird Rathenau zum Leiter der Rohstoffabteilung benannt. Nach 1918 wird Rathenau Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und nimmt als Sachverständiger für Wirtschaftsfragen an den Vorbereitungen für den Versailler Vertrag teil. Von Mai-November 1921 ist Rathenau als Minister für Wiederaufbau im Kabinett des Reichskanzlers Joseph Wirth tätig. Aus Protest gegen die Teilung Schlesiens tritt er zurück [4, S.798]. Rathenau gehört der deutschen Delegation auf der internationalen Konferenz in Spa (Juli 1920) an, wo über die Erfüllung des Versailler Friedensvertrages verhandelt wird [4, S.788]. 06.01.1922 Bei der Konferenz in Cannes vertritt Rathenau die deutschen Interessen in der Reparationsfrage. 31.01.1922 Rathenau wird Reichsaußenminister. 16.04.1922 Rathenau schließt den Rapallovertrag ab. 24.06.1922 Rathenau wird von Mitgliedern der rechtsradikalen Organisation Consul in Berlin ermordet [4, S.798]. [Zurück zum Thema]
Reuter    
Reuter, Fritz, *07.11.1810 in Stavenhagen, †12.07.1874 in Eisenach
Schriftsteller, niederdeutscher Dichter
Als Student (Jura) wegen geringfügiger burschenschaftlicher Betätigung (Sturm auf Frankfurter Wache am 31.10.1833) willkürlich verhaftet und nach langer Untersuchungshaft 1836 zum Tod verurteilt, später zu dreißigjähriger Festungshaft begnadigt, findet er 1840 durch eine allgemeine Amnestie die Freiheit wieder [4, S.525]. Er ist als "Strom" (Gutsgehilfe) erwerbstätig und lernt in zehn Jahren die Bauern seiner mecklenburgischen Heimat mit all ihren guten und schlechten Seiten kennen. Mit einfach und volkstümlich geschriebenen Geschichten, in denen sich auch sein Leben widerspiegelt, erobert er die Öffentlichkeit mit seinem dreiteiligen Hauptwerk "Ut mine Stromtid", "Ut mine Festungstid" und "Ut de Franzosentid". Es sind die erfolgreichsten Prosadichtungen der plattdeutschen Literatur. [4, S.580] Sein Werk zeigt volkstümlich humoristische Züge, doch überwiegt die Kritik am preußischen Militarismus, am Adel und an der patriarchalischen Gutsherrschaft [4, S.605]. [7, S.389] [Zurück zum Thema]
Richard    
"Grube Richard", Schmidt & Co. GmbH Sandersdorf, 1842-1944
Die "Grube Richard" hinterlässt vier Tagebau-Restlöcher, die mit Wasser gefüllten Restlöcher "Richard I" und "Richard II" westlich und östlich der Zscherndorfer Straße, das Restloch Gartenanlage "Kühler Grund" nördlich der Zörbiger Straße und das Restloch zwischen Ramsiner Straße und Pfingstanger [1, S.128]. Für die Werkanlage am Pfingstanger, westlich "Richard I", werden 1885 außer der Kohlengrube eine Dampfziegelei und eine Presskohlensteinfabrik mit 2 Dampfmaschinen, 2 Pressen, 3 Öfen, 4 Schornsteine gezählt [1, S.298]. [Zurück zum Thema]
Roosevelt
Roosevelt, Franklin Delano, *30.01.1882 in Hyde Park (New York / USA), †12.04.1945 in Warm Springs
Politiker, Präsident der USA
1910 wird Roosevelt als Abgeordneter der Demokraten in den Senat des Staates New York gewählt. 1912 zum Unterstaatssekretär im Marineministerium berufen. 1919 Leiter der amerikanischen Demobilisierung in Europa. 1921 Roosevelt erkrankt an Kinderlähmung und ist fortan von den Hüften abwärts gelähmt. Roosevelt wird 1928 mit knapper Mehrheit zum Gouverneur von New York gewählt. 04.03.1933: Roosevelt wird als Präsident der USA vereidigt. Er leitet ein Hilfs- und Sanierungsprogramm für die amerikanische Wirtschaft und das Finanzwesen ein. Mit einem überwältigenden Sieg wird Roosevelt als Präsident 1936 wiedergewählt. 1937-1939 Seine Außenpolitik zielt auf eine Isolierung der totalitären Regierungen von Adolf Hitler und Benito Mussolini sowie auf eine Begrenzung der japanischen Expansionspolitik. 03.09.1939: Bei Beginn des Zweiten Weltkriegs erklärt Roosevelt die Neutralität der USA. 1940: Roosevelt ist überzeugt, dass Europa ohne Unterstützung der USA unter deutsche Herrschaft falle. Mit eindeutiger Mehrheit gewinnt er die Wahl für eine dritte Amtszeit. 14.-21.01.1943: Auf der Konferenz von Casablanca beraten Roosevelt und Churchill über die Fortführung des Krieges. Sie fordern die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. 28.11.-1.12.1943: Auf der Konferenz in Teheran werden durch Roosevelt, Churchill und Josef W. Stalin für die europäische Nachkriegsordnung entscheidende Grundlagen gelegt. Im November 1944 wird Roosevelt zum vierten Mal zum Präsidenten gewählt. 11.02.1945: In Jalta findet die zweite Gipfelkonferenz der Vertreter der Anti-Hitler-Koalition, Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin, statt. Nach der Konferenz zieht sich Roosevelt aus gesundheitlichen Gründen nach Warm Springs (Georgia/USA) zurück. Er bereitet dort die Gründungsversammlung der Vereinten Nationen vor. [16] [Zurück zum Thema]
Scharnhorst
Scharnhorst, Gerhard Johann David von, *12.11.1775 in Bordenau am Rübenberge, †28.06.1813 in Prag
preußischer General und Heeresreformer
Scharnhorst tritt 1801 ins preußische Heer ein, er nimmt in führender Stellung am Krieg gegen Napoleon 1806-07 teil [3, Bd.8, S.354]. Die Heeresreform durch die preußischen Generäle Scharnhorst und Gneisenau brachte mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht das Volksheer [4, S.424]. 1808 Da die Friedensbedingungen Napoleons der preußischen Armee nur eine Höchstzahl von 40 000 Mann zugebilligt, führt Scharnhorst das "Krümpersystem" ein: Jede Kompanie entlässt im Monat 4 bis 8 ausgebildete Soldaten als "Reservisten" und zieht dafür dieselbe Anzahl von ungedienten Rekruten ein. Scharnhorst wird im Mai 1813 im Gefecht bei Groß-Göschen verwundet. Er stirbt einige Wochen später an den Folgen dieser Verwundung, während er in Prag mit Österreich über die Bildung einer großen europäischen Koalition berät.[7, S.412] [Zurück zum Thema]
Schiebel
Schiebel, Paul *09.01.1901 † 13.12.1943
Arbeiter (SPD)
Paul Schiebel erlernt nach der Volksschule den Beruf eines Sattlers. Er wird Mitglied der SPD und des Arbeiter-Turn- und Sportvereins in seinem Wohnort Roitzsch (Kreis Bitterfeld). Später arbeitet er als Elektroschweißer in der Hauptwerkstatt (Gebäude 11.59.0) des IG-Farbenbetriebes Werk-Süd in Bitterfeld. Nach 1933 ist er politisch nicht mehr aktiv. Eines Tages äußert er gegenüber einem Arbeitskollegen seine Gedanken über den faschistischen Diktator Hitler und die sich für Deutschland abzeichnende Niederlage im Krieg. Daraufhin wird er im Spätsommer 1943 von der Gestapo verhaftet. Am 10. November 1943 verurteilt ihn der faschistische "Volksgerichtshof" zum Tode. Das Todesurteil wird am 13. Dezember 1943 im Zuchthaus Brandenburg-Görden vollstreckt, der Familie wird die öffentliche Trauer untersagt. [25] [26] [Zurück zum Thema]
Schiller
Schiller, Johann Christoph Friedrich von, *10.11.1759 in Marbach am Neckar, †09.05.1805 in Weimar.
Dichter
Schulzeit in Ludwigsburg, 1773 Militärakademie auf Schloss Solitude bei Stuttgart, 1780 Promotion und anschließend Regimentsmedikus in Stuttgart [3, Bd. 8, S. 370 - 371]. 1783 verfasst Schiller das bürgerliche Trauerspiel "Kabale und Liebe". [4, S. 457] Am 13.01.1782 wird im Mannheimer Nationaltheater Schillers Schauspiel "Die Räuber" uraufgeführt, das mit der Anklage gegen Despotie und der Forderung nach Freiheit auffallende Wirkung erzielt [4, S.418, 420]. 29.09.1797 Die Veröffentlichung polemischer Epigramme, "Xenien" genannt, in Schillers "Musen-Almanach für das Jahr 1797" führt zu einer als "Xenienkrieg" bezeichneten literarischen Auseinandersetzung führender Schriftsteller und Philosophen der Zeit [4, S. 441]. 17.03.1799 Schiller vollendet die Wallenstein-Trilogie, am 12.10.1799 in Weimar uraufgeführt [4, S. 444, 446]. Schiller lässt sich 1799 in Weimar nieder. Es folgen in Weimar die Uraufführungen der Tragödie "Maria Stuart" (14.06.1800), des Trauerspiels mit Chören "Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder" (19.03.1803), des Schauspiels "Wilhelm Tell" (17.03.1804) [4, S.448, 452, 454] 16.11.1802 Schiller wird auf Vorschlag Herzog Karl August von Weimar von Kaiser Franz II. in den erblichen Adelsstand erhoben [4, S.452]. Schiller verfasst umfangreiche historische Abhandlungen wie "Die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges" (1791/92) und legt in theoretischen Schriften seine kunstästhetischen Anschauungen dar [4, S.457] [Zurück zum Thema]
Schlippe
Schlippe, ostmitteldt. für enger Durchgang [Zurück zum Thema]
Stein    
Stein, Heinrich Friedrich Karl vom und zum, *25.10.1757 in Nassau, †29.06.1831 in Cappenberg
Staatsmann
1804 Stein wird preußischer Finanz- und Handelsminister [4, S. 424]. 09.10.1807 Der preußische König Friedrich Wilhelm III. erlässt das Edikt zur "Bauernbefreiung", das auf die Reformbestrebungen Steins zurückgeht. Darin werden die Leibeigenschaft und die Erbuntertänigkeit der Bauern unter die adligen Grundherren aufgehoben. [4, S. 463] Stein, der Jurist und Reformer in preußischen Diensten, ist darum bemüht, den preußischen Staat zu modernisieren sowie den Untertan des absolutistischen Staates zu einem mitverantwortlichen Staatsbürger zu machen. Durch die Städteordnung (19.11.1808) wird den Städten eine gewisse Autonomie gewährt. Das Organisationsedikt (24.11.1808) sieht die Einführung von fünf Fachministerien vor, die von einem Staatsrat kontrolliert werden sollen. Auf Drängen Napoleons I. wird Stein am 16.12.1808 entlassen.[4, S.424, 464] 20.01.1819 Stein gründet die "Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde", die mit der Herausgabe der "Monumenta Germaniae historica" beginnt, einer zentralen Quellensammlung für deutsche Geschichte im Mittelalter [4, S.492]. [Zurück zum Thema]
Stieg    
Stieg auch Steig; steiler, schmaler Weg
Der Amselstieg ist ein Weg ohne Steigung, da das Gelände hier eben ist. [Zurück zum Thema]
Teichstraße
Teichstraße erinnert an den nördlich der Schule (Platz der Deutschen Einheit) gelegen Bauernteich. Er war der größte, fischreichste und beliebteste Teich in Sandersdorf. Bis 1910 war er noch mit Wasser gefüllt, diente nach dem Austrocknen als Sportplatz und wurde gegen 1928 von der Grube "Hermine" ausgebaggert. [2, S.44] [Zurück zum Thema]
Thälmann
Thälmann, Ernst, *16.04.1886 in Hamburg, †28.08.1944
Politiker [4, S.633]
1893-1900 Besuch der Volksschule in Hamburg, anschließend arbeitet Thälmann als unbezahlte Aushilfe im elterlichen Gemischtwarenhandel. 1907 befährt Thälmann auf einem Schiff als Heizer die Nordamerika-Route. Von 1907-1915 ist er als Speicherarbeiter, als Schauermann und als Kutscher bei Hamburger Betrieben tätig. 1915-1918 Thälmann als Soldat in Frankreich, desertiert. November 1918: Eintritt in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). 1923 Oktober: Unter Thälmanns Beteiligung beschließt ein Teil der KPD-Mitglieder den bewaffneten Kampf zur Konstitution der proletarischen Räterepublik in Hamburg. Der Aufstand wird von der Polizei niedergeschlagen. 1924 Thälmann wird zum stellvertretenden Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gewählt. Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI). 1924-1929 ist er Vorsitzender des Roten Frontkämpferbunds, dessen Mitglieder sich wiederholt Straßenschlachten mit der Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) liefern. 1924-1933 Thälmann ist Mitglied des Reichstags. [11] 01.09.1925 auf Druck der EKKI übernimmt Ernst Thälmann die Führung der deutschen Kommunisten (KPD). Die Wahl Thälmanns ist Ausdruck des zunehmenden Einflusses der sowjetischen Kommunisten auf die Politik der KPD. [4, S.813, 817]. 1925 und 1932 Kandidat der KPD für die Reichspräsidentenwahlen. 03.03.1933 Thälmann wird nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten des Hochverrats angeklagt und in Untersuchungshaft genommen. 1935 Der Prozess gegen Thälmann wird eingestellt, die Untersuchungshaft in "Schutzhaft" umgewandelt. [11] 18.08.1944 Ernst Thälmann wird im KZ Buchenwald ermordet [4, S.918]. [Zurück zum Thema]
Uthmann, Barbara
Uthmann, Barbara, geboren um 1514, gestorben am 15.01.1575
Verlegerin, Unternehmerin
Barbara Uthmann ist die Tochter des angesehenen, in herzoglichen Diensten stehenden Bergsachverständigen Heinrich von Elterlein [13]. Neben dem Bergbau kauft und verkauft er gewinnbringend Häuser in Annaberg. 1529 heiratet Barbara den 7 Jahre älteren Christoph Uthmann, der an der ertragreichsten Grube des Annaberger Reviers "Himmlisch Heer" als bauender Gewerke beteiligt ist. Beide ziehen 1531 in das vom Vater gekaufte Haus in der Museumsgasse in Annaberg. [12] Barbara Uthmann erbt von ihrem Manne, dem reichen Bergmann Christoph Uthmann zahlreiche Bergwerke, Schmelzwerke und "Gerechtsame", die von der geschäftstüchtigen Witwe zu Gewinn bringenden Unternehmen ausgebaut werden. Den "Zehnten" an den Kurfürsten zu liefern und laufend Förderproben auf Kupfer oder Silber vorzulegen, gehen auf den Neid und die Missgunst der Konkurrenten zurück. [13] Neben den Berg- und Schmelzwerken baut Barbara Uthmann sich eine umfangreiche Verlagsproduktion von Borten auf mit zeitweilig über 900 "Posamentenwirkerinnen". Eine bisher unausmerzbare Legende schreibt der Barbara Uthmann die Erfindung und Verbreitung der Kunst des Spitzenklöppelns zu. [12] [13] Als sie am 15.01.1575 stirbt, wird sie mit großen Ehren auf dem Annaberger Friedhof beigesetzt [12]. [Zurück zum Thema]
Uthmann, Gustav Adolf
Uthmann, Gustav Adolf, *29.06.1867 in Barmen (heute zu Wuppertal), †22.06.1920 in Barmen.
Färber, Krankenkassenangestellter, Chordirigent
"Von Beruf Färber und Krankenkassenangestellter, war Gustav Adolf Uthmann wohl die prominenteste und beliebteste Künstlerpersönlichkeit in der deutschen Arbeitersängerbewegung." [45]
"Seit der Jahrhundertwende trat unter den Laienkomponisten der Sohn eines Elberfelder Arbeiters, Gustav Adolf Uthmann, hervor, der sich autodidaktisch gebildet hatte, um als Dirigent von Arbeiterchören tätig sein zu können. Bald nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes erfolgte die Gründung der Liedergemeinschaft der deutschen Arbeitersänger (1892). Sie leitete die Vereinigung der Arbeiterchöre ein, die 1908 mit der Bildung des Deutschen Arbeitersängerbundes (DAS) abgeschlossen wurde. Der DAS zählte 1910 weit über 80 000 Mitglieder und erreichte 1928 einen Stand von 280 000 Chorsängern." [46]
Er komponierte mehr als 400 Chorlieder, von denen einige auch in Wien häufig aufgeführt wurden. Seine bekanntesten Werke sind "Empor zum Licht", "Tord Feldson" und "Sturm". [45] [Zurück zum Thema]
Wasserturm
Die Straße "Am Wasserturm" verbindet "Hauptstraße" mit "Kurze Straße". Der Wasserturm wird unmittelbar westlich dieser Straße auf dem damaligen "Schulplatz" 1900-1902 aus gelben Klinkern errichtet. Aus dem Wasserwerk in der Teichstraße wird Trinkwasser in den auf dem Wasserturm befindlichen Behälter gepumpt, es fließt dann mit eigenem Gefälle durch die 1903 in Sandersdorf gelegte Wasserleitung den Haushalten zu. Eine Wasserleitung von Bitterfeld nach Sandersdorf wird 1955 zur Verbesserung der Wasserversorgung gebaut. Der nicht mehr genutzte Wasserturm wird am 20.12.1985, 12.00 Uhr, gesprengt. Sandersdorf verliert damit auch ein Wahrzeichen. [Zurück zum Thema]

Letzte Änderung: 20. Juni 2006

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